Markus Gisdol hat seine Mannschaft fünf Spieltage vor dem Saisonende noch einmal in die Pflicht genommen. Mit deutlichen Worten mahnte der 50-jährige an, sich noch einmal auf alles zu besinnen, was den 1. FC Köln vor der Coronavirus-Pandemie stark gemacht hatte. Denn für die Geissböcke geht es nicht nur um den Tabellenplatz, sondern auch um viel Geld.
Köln – Dass der SV Werder Bremen am Mittwoch sein Nachholspiel gegen Eintracht Frankfurt mit 0:3 verlor, nahmen die FC-Bosse im Stillen zur Kenntnis. Gefreut haben dürfte es sie durchaus. Der FC hat nun weiterhin sieben Punkte Vorsprung auf Rang 16 und neun Zähler auf Rang 17, jeweils verbunden mit einem deutlich besseren Torverhältnis, das einen weiteren Punkt Vorsprung garantiert. Bei noch fünf verbliebenen Spielen und 15 ausstehenden Punkten stehen die Chancen der Geissböcke überaus gut in der kommenden Saison erneut in der Bundesliga zu spielen.
Darauf hatte man bereits hoffen können, nachdem sich Köln vor der Corona-Krise eine komfortable Ausgangsposition herausgespielt hatte. Doch weil man nun schon seit fünf Spielen auf einen Sieg wartet, sieht Cheftrainer Markus Gisdol keinen Grund seine Mannschaft weniger hart anzufassen. Im Gegenteil. Am Donnerstag machte der Kölner Übungsleiter klar: “Wir befinden uns in einer komfortablen Situation. Es sind aber noch knapp vier Wochen. Wir haben die Mannschaft noch einmal extrem darauf eingeschworen und alle Kleinigkeiten angesprochen, die wir sehen wollen”, sagte Gisdol. “Wir müssen alle zu 100 Prozent auf Sendung bleiben. Das müssen wir Tag für Tag leben. Das haben wir noch einmal deutlich angesprochen.”
Du läufst in eine gefährliche Situation hinein
Deutliche Worte in die Richtung seiner Spieler, dass der FC den bestmöglichen Abschluss für eine Spielzeit hinbekommen sollte, die geprägt war von vielen Tiefs und einem zwischenzeitlichen Höhenflug, den man so nicht hatte erwarten können. Gisdol will seine Mannschaft zurück in die Spur bringen, nachdem die Leistungen zuletzt mehrheitlich eher dünn ausgefallen waren. Das Spiel gegen Leipzig hatte phasenweise wieder deutlich besser ausgesehen. Doch Gisdol warnte davor zu viel in diese Partie hinein zu interpretieren. “Du läufst in eine gefährliche Situation hinein, wenn du gegen ein Spitzenteam eine gute Leistung zeigst, von allen Seiten gelobt wirst, aber keinen Punkt eingefahren hast”, sagte Gisdol. “Wir wollen schonungslos aufdecken, was wir nicht gut gemacht haben. Das erarbeiten wir mit der Mannschaft. Denn wir dürfen uns nicht täuschen lassen. Wir müssen total bereit sein, das nächste Spiel wieder anders zu betrachten als das letzte.”
Hatte der FC gegen Leipzig noch deutlich weniger Ballbesitz als der Gegner, reisen die Geissböcke am Sonntag zum FC Augsburg, wo ein defensiv orientierter, unangenehmer Gegner wartet. “Es kommt ein ganz anderes Spiel auf uns zu. Es wird uns nichts geschenkt werden”, prophezeite Gisdol.
Es geht um bis zu neun Millionen Euro
Doch der 1. FC Köln kämpft in den verbliebenen Spielen gegen Augsburg, Union Berlin, Leverkusen, Frankfurt und Bremen nicht nur um die letzten Punkte zum Klassenerhalt, sondern auch um viel Geld. Weil das Mittelfeld der Liga so eng beieinander liegt, kann in der Endabrechnung nach 34 Spieltagen jeder Zähler wichtig sein. Nicht nur in der sportlichen Tabelle, sondern auch in der TV-Tabelle. Nach dem Aufstieg im Sommer 2019 war Köln auf Rang 15 der Geld-Wertung gelandet. Ein Jahr später haben die Geissböcke die Chance um bis zu drei Plätze in dieser Tabelle zu klettern. Mit Werder Bremen droht ein Team abzusteigen, das für den FC eigentlich unerreichbar gewesen wäre. Darüber hinaus kann Köln mit Augsburg und Mainz zwei Teams sportlich hinter sich lassen. Der SC Freiburg, theoretisch ebenso in Reichweite, dürfte im Schlussspurt kaum noch zu kriegen sein.
So richten sich die Augen der Geissböcke auf den nächsten Gegner aus Augsburg und auf die Mainzer, die ebenso wie Bremen akut abstiegsgefährdet sind. In dem Wissen, dass jeder Platz, den der FC in der TV-Tabelle klettern würde, rund drei Millionen Euro mehr in die Kasse der Kölner spülen würde. Im Vergleich zu dieser Saison sind demzufolge bis zu neun Millionen an Mehreinnahmen möglich. Jener Betrag also, der den Geissböcken durch die Geisterspiele als Schaden entstanden ist. Für den nicht gerade auf Rosen gebetteten FC wären diese Zusatz-Millionen ein Segen.
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