Eigentlich hätten die Mitglieder des 1. FC Köln im Herbst die aktuellen Geschäftszahlen vorgelegt bekommen. Doch weil die Mitgliederversammlung aufgrund der Corona-Pandemie verschoben werden musste, warten die Anhänger noch immer. Nun hat Geschäftsführer Alexander Wehrle zumindest einen kleinen Einblick in die brenzlige Lage des Klubs gegeben.
Köln – Wann die Mitgliederversammlung stattfinden kann, ist weiter offen. Das bedeutet auch: Der Finanzbericht zögert sich weiter hinaus, es sei denn, die Verantwortlichen beschließen eine Veröffentlichung der Zahlen des Jahres 2019/20 außerhalb des üblichen Rahmens. In den vergangenen Jahren hatte der Klub seinen Geschäftsbericht stets den Mitgliedern in der LanxessArena vorgelegt. Nun ist offen, wie und wann dieser den Mitgliedern und der Öffentlichkeit präsentiert wird.
Die Zahlen werden mit Spannung und Sorge erwartet, schließlich drücken Millionen-Verluste in bislang noch nicht bekannter Höhe auf den Verein. Ist das ganze Eigenkapital aufgebraucht? Ist die laufende Saison durchfinanziert? Wie viel Geld ist überhaupt noch da? Um die Details zu diesen Fragen drücken die sich Verantwortlichen aktuell noch. Alexander Wehrle äußerte sich in der Kölnischen Rundschau nun aber zumindest mit einer groben Einschätzung. Nachdem der kaufmännische Geschäftsführer im Sommer den Umsatzverlust auf rund 25 Mio. Euro beziffert hatte, musste er diese Zahl nun korrigieren. “Wir reden in der vergangenen und der aktuellen Saison von einem Corona-bedingten Umsatzverlust von mindestens 40 Millionen Euro”, sagte Wehrle, betonte aber, dass diese Zahl nur vorläufig sei. In dieser Saison könnten noch weitere negative Effekte hinzukommen, u.a. durch geringeres Merchandising, sich potentiell verändernde TV-Einnahmen und vermeintlich eine gesamte Saison ohne Zuschauer.
So plant Wehrle bei Eigenkapital und Liquidität
Die Zuschauereinnahmen hatte Wehrle bereits nach unten korrigieren müssen, wie er bestätigte. Der FC hätte mit vier Geisterspielen, zehn Spielen mit 10.000 Zuschauern und drei Spielen unter Vollauslastung kalkuliert. “Wir haben jetzt natürlich mehr Geisterspiele einplanen müssen.” Mehr Geisterspiele, mehr Verluste – und die Frage: Kann sich der FC das überhaupt noch leisten? Zwar hatten die Spieler einem Gehaltsverzicht zugestimmt, doch die Millionenverträge sind weiterhin der große Kostenpunkt beim FC. Keineswegs war der Verzicht der Profis von solchem Ausmaß, dass der FC aus dem Gröbsten raus wäre. Stattdessen hofft Wehrle, dass sich mit der Ankündigung mehrerer Impfstoffe für 2021 die Situation in den Bundesliga-Stadien noch in dieser Saison verändern könnten. “Es ist meine große Hoffnung, dass wir durch die Impfstrategie und Schnelltests im März wieder eine Teilöffnung erreichen können.”
Keine Zuschauer also vor März? Das würde mindestens sechs weitere Heimspiele vor leeren Rängen bedeuten, ehe am 24. Spieltage (gegen Werder Bremen) erstmals wieder Zuschauer ins Stadion kommen könnten – wenn überhaupt. Doch für den FC, das bestätigt nicht nur Wehrle, ist jede Einnahmequelle gerade willkommen. Nach Gesprächen mit den Banken habe man die Liquidität zwar sicherstellen können, deutete der 45-jährige an. Doch die Planungen gehen über die Saison hinaus. Zum einen wolle man “die Eigenkapitalsituation zum 30.6.2021 stärken”, zum anderen jederzeit zahlungsfähig bleiben – auch über das Ende der Saison hinaus und auch für den Fall eines erneuten Abstiegs. “An diesen Zielsetzungen arbeiten Vorstand und Geschäftsführung unter Hochdruck. Ich bin zuversichtlich, dass wir für beide Zielsetzungen gute Lösungen finden werden.”
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