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Große Finanznot: Muss der FC im Sommer Stars verkaufen?

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Der 1. FC Köln stellt Fritz Esser als neuen Leiter der Medienabteilung doch nicht ein. (Foto: Bucco)

Viele Fans des 1. FC Köln fragen sich schon seit Monaten: Wie schlecht steht es um die Finanzen der Geißböcke wirklich und was bedeutet das für die Kaderplanung des FC nicht nur im Winter, sondern auch im Sommer 2021? Konkrete Antworten von der Vereinsführung gibt es weiterhin keine. Doch klar scheint: Der FC wird sehr kleine Brötchen backen müssen. Dazu passt, dass man sich bislang einzig um ablösefreie Spieler zu bemühen scheint. Die Wahrheit könnte lauten: Der FC wird im Sommer mehrere Stars – oder Anteile am Klub – verkaufen müssen.

Köln – Es besteht kein Zweifel: Die Corona-Pandemie in Kombination mit den verschwenderischen Jahren 2017 bis 2019 haben große Löcher in die Kassen der Geißböcke gerissen. Finanz-Geschäftsführer Alexander Wehrle muss diese nun stopfen und dabei auch jene Suppe auslöffeln, die er dem FC zumindest in Teilen mitverantwortlich eingebrockt hat, nämlich die allzu üppigen und allzu langfristigen Spielerverträge nicht nur mit jenen Profis, die aktuell am Geißbockheim kicken, sondern auch mit den Leihspielern, die weiterhin stolze Summen vom FC kassieren, obwohl sie anderswo gegen den Ball treten.

Auch in dieser Saison teure Fehlgriffe

Wehrle und insbesondere die ehemaligen Sportchefs, vor allem Armin Veh, haben das Geld jahrelang großzügig ausgegeben. Jetzt muss Horst Heldt dafür büßen, wenngleich auch er bereits teure Fehler gemacht zu haben scheint. Dimitris Limnios beispielsweise ist zumindest bislang ein millionenschwerer Irrtum. Auch Tolu Arokodare dürfte bis zum Sommer (Gehalt plus Leihgebühr) rund eine Million Euro verschlungen haben – für eine Leistung, die bislang gleich null und für die kommenden Monate noch nicht absehbar ist. Während andere Klubs wie Union Berlin meist auf ablösefreie oder Leihspieler mit Bundesliga-Erfahrung setzten, versuchte der FC auch im Sommer 2020 noch, Investitionen in die Zukunft zu wagen. Damit liefen die Verantwortlichen jedoch Gefahr, dass in einer Saison, in der es vorhersehbar ab dem ersten Spieltag einzig ums nackte Überlegen ging, es im Hier und Jetzt nicht klappte.

Limnios und Arokodare können fraglos noch immer zu Volltreffern werden. Sollte das Duo am 34. Spieltag die beiden entscheidenden Tore zum Klassenerhalt schießen, hätten sich die Deals gelohnt. Doch aus der heutigen Perspektive, nach 14 Bundesliga-Spieltagen im Januar 2021, hätte der FC im vergangenen Sommer besser wirtschaften und sich im Zweifel noch Spielraum für die Winter-Transferperiode lassen können, wenn nicht gar müssen. Spielraum, den es aktuell nicht zu geben scheint, der jedoch dringend vonnöten wäre.

FC braucht Millionen: Spielerverkäufe oder Anteilsverkäufe?

Doch die Sorgen gehen längst über diese Saison hinaus. Wie geht es im Sommer 2021 weiter? Selbst im Falle eines Bundesliga-Verbleibs, so scheint längst klar, wird der FC kleine Brötchen backen müssen. 2020 hatte der FC noch die Wahl, ob er die Cordoba-Millionen in ablösefreie oder ablösepflichtige Spieler reinvestiert. In 2021 werden die Geißböcke diese Wahl wohl nicht mehr haben. Yannick Gerhardt und Max Meyer sind alleine deswegen Optionen, weil ihre Verträge im Sommer auslaufen. Ablösesummen wird der FC wohl keine zahlen können, zumal noch immer auf Monate hinweg nicht absehbar ist, wann wieder zahlende Zuschauer in die Stadien gelassen werden dürfen. Jedes Heimspiel ohne Fans kostet den Klub Millionen, jeder Monat endet aktuell in roten Zahlen.

Und so entsteht am Horizont eine Situation, die man eigentlich unbedingt vermeiden wollte: dass der 1. FC Köln im Sommer 2021 gezwungen sein wird Millionen-Einnahmen durch Verkäufe zu generieren. Dafür bleiben wohl nur über zwei Optionen: Entweder der FC verkauft Anteile am Klub und holt sich einen strategischen Partner ins Boot, der frisches Geld mitbringt – oder der FC verkauft sein Tafelsilber, indem er sich von Top-Spielern wie Sebastiaan Bornauw, Ellyes Skhiri oder Ismail Jakobs trennt. Weil der Vereinsvorstand um Präsident Werner Wolf 2019 mit dem Versprechen zur Wahl angetreten war, dass der Verein keine Anteile verkaufen werde, dürfte die Entscheidung schon jetzt klar sein: Spielerverkäufe statt Anteilsverkäufe – mit allen sportlichen Konsequenzen.

Wann veröffentlicht der FC seine Bilanz?

Derweil rätseln die Mitglieder und Fans weiterhin, wie groß die Finanzsorgen des Klubs wirklich sind. Der FC hält die Zahlen des abgelaufenen Geschäftsjahres 2019/20 noch immer mit der Begründung unter Verschluss, man wolle das Ergebnis wie in Vergangenheit auch zuerst den Mitgliedern auf der Mitgliederversammlung präsentieren, ehe man damit an die Öffentlichkeit geht. Das heißt aber: Solange es keine Mitgliederversammlung gibt, gibt es vom FC auch keine Bilanz. Die Zahlen der letzten Saison auf einer Bilanz-Pressekonferenz vorzustellen, wurde zwar zwischenzeitlich diskutiert, soll aber inzwischen keine Option mehr sein. Stattdessen zögert man das Unvermeidliche hinaus und schiebt die Corona-Pandemie als Begründung vor. So entsteht der Eindruck: Der FC will die Karten nicht auf den Tisch legen, wie schlimm es wirklich um den Klub bestellt ist.

Bis auf vage Zahlen (Umsatzrückgang von 40 Mio. Euro) lassen sich die Verantwortlichen nichts entlocken. Umso bemerkenswerter ist, dass es auch im Januar 2021 noch keinen konkreten Plan gibt, wann die Mitgliederversammlung tatsächlich stattfinden wird. Denn in einem Schreiben an die FC-Mitglieder zu Weihnachten hieß es noch immer, dass man die Mitgliederversammlung “weiter als hybride Veranstaltung” plane. “Nach heutigem Stand würden wir die Mitgliederversammlung gerne im kommenden März durchführen – wenn es das Infektionsgeschehen zulässt. Ende Januar wissen wir hoffentlich mehr.” Doch schon jetzt scheint klar, dass eine hybride Veranstaltung – also zumindest in Teilen mit präsenten Mitgliedern vor Ort – im März kaum Chancen auf eine Genehmigung hat. Was dann? Würde der FC die MV erneut verschieben und damit auch die Präsentation der Geschäftszahlen? Oder würden die Verantwortlichen den längst überfälligen Schritt zu einer rein virtuellen Veranstaltung machen, wie sie schon im Januar oder Februar hätte durchgeführt werden können? Viele Fans sorgen sich um ihren Klub. Doch der Klub bleibt ihnen Antworten schuldig.

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