Markus Gisdol steht beim 1. FC Köln am Samstag gegen Borussia Dortmund gehörig unter Druck. Noch bei keinem Verein in seiner Karriere durfte der Trainer so lange erfolglos arbeiten wie bei den Geißböcken. Dabei zeigen sich durchaus Ähnlichkeiten zu seiner Zeit beim Hamburger SV.
Köln – Nach insgesamt 52 Pflichtspielen war für Markus Gisdol im Januar 2018 beim Hamburger SV Schluss. Eine 0:2-Niederlage gegen seinen heutigen Arbeitgeber, den 1. FC Köln, bedeutete für den Trainer damals das Ende. Zwar rettete der 51-jährige den HSV in der Saison zuvor vor dem Abstieg, in der Folgesaison musste Gisdol nach einem Punkteschnitt von 1,12 jedoch gehen.
Punkteschnitt von 0,76 seit Beginn der Pandemie
Doch was hat das mit dem 1. FC Köln zu tun? Aktuell steht Markus Gisdol bei den Geißböcken bei 51 Pflichtspielen. Ein 52. wird am Samstag gegen Borussia Dortmund hinzu kommen. Sollte das Spiel verloren gehen, dürfte die Zeit des Schwaben beim FC wie schon in Hamburg nach anderthalb Spielzeiten beendet sein. Aktuell steht der Trainer nach 51 Spielen, inklusive DFB-Pokal, ebenfalls bei einem Schnitt von 1,12. Schaut man nur auf die Bundesligaergebnisse, korrigiert sich dieser Wert weiter nach unten. Und noch dramatischer: Hält man sich nur die Zahlen seit Beginn der Coronavirus-Pandemie vor Augen, was inzwischen 35 Geisterspiele umfasst, lässt sich der erschreckende Wert von 0,76 entnehmen. In dieser Saison liegt der FC mit 22 Punkten aus 25 Spielen bei 0,88. Noch nie durfte beim FC ein Trainer mit einem so schwachen Schnitt so lange auf der Bank Platz nehmen als Markus Gisdol.
Dabei lassen sich bei dem Trainer durchaus Parallelen zu seinen bisherigen Stationen erkennen. So startete Gisdol wie beim FC auch in Hoffenheim und dem Hamburger SV vielversprechend. Die TSG hatte Gisdol 2013 mit einem Punkteschnitt von 1,57 in sieben Partien noch in die Relegation gerettet und sich dort gegen den 1. FC Kaiserslautern durchgesetzt. In den beiden darauffolgenden Spielzeiten wurde Gisdol mit einem identischen Punkteschnitt von 1,29 in 34 Partien jeweils Neunter (2013/14) respektive Achter (14/15). In der Saison 15/16 lief es für den Schwaben dann allerdings nicht mehr rund: Nach nur einem Sieg und drei Unentschieden aus den ersten zehn Spielen (Punkteschnitt 0,6) musste Gisdol als Tabellen-17. bei den Hoffenheimern gehen. Dabei musste Gisdol allerdings nie eine ähnlich lange Durststrecke durchleben wie die saisonübergreifend 18 sieglosen Spiele beim 1. FC Köln – diese Zeit bekam er schlichtweg nicht. In der Saison 2013/14 gab es für Gisdol einmal eine vier Spiele andauernde Sieglos-Serie. Eine Saison später musste er jeweils zwei Mal drei Niederlagen in Folge mit seiner Mannschaft verkraften.
HSV hoffte auch auf die Wende
Beim Hamburger SV lief es für den Fußballlehrer ähnlich: Mit einem Schnitt von 1,28 Punkten aus 29 Spielen sicherte Gisdol den Hanseaten als Tabellen-14. den Klassenerhalt. Doch schon gegen Ende der Saison baute der Coach mit seiner Mannschaft ab. Aus den letzten sechs Spielen holte der HSV 2016/17 nur noch einen Sieg. Trotzdem hielt man in Hamburg am Trainer fest, ähnlich wie der FC trotz noch schlechterer Bilanz aus den letzten zehn Spielen. Das Problem: In der folgenden Saison holte Gisdol in 19 Spielen nur noch einen Schnitt von 0,79 und wurde nach der 0:2-Pleite gegen den FC als Tabellenvorletzter entlassen. Dabei startete die Spielzeit mit zwei Siegen zum Auftakt verheißungsvoll für den HSV. Danach gab es jedoch nur noch einen Zähler aus acht Spielen. Trotzdem durfte Gisdol weitermachen, schien sich mit acht Punkten aus fünf Spielen auch noch einmal mit der Mannschaft zu berappeln, kassierte dann aber doch wieder vier Niederlagen in Folge und musste schließlich gehen.
Beim 1. FC Köln dürfte einem das alles inzwischen äußert bekannt vorkommen. Mit acht Siegen aus zehn Spielen hatte der FC unter Gisdol eine beeindruckende Zwischenbilanz im Winter vergangenen Jahres abgeliefert. Der Lohn war der Klassenerhalt. Deshalb hatte man am Geißbockheim auch über die Tatsache hinweg geschaut, dass Gisdol nur noch vier Punkte aus zehn Spielen bis zum Saisonende holen konnte und verlängerte gleichzeitig den Vertrag des Trainers bis 2023. Doch die Durststrecke setzte sich auch in der aktuellen Saison fort. Es hatte bis zum neunten Spieltag gegen Borussia Dortmund gedauert, ehe der 1. FC Köln wieder ein Spiel gewinnen konnte. Doch weder die sieben Punkte aus drei Spielen, noch die Erfolge gegen Bielefeld und Gladbach kurz hintereinander, konnten den Geißböcken noch einmal Sicherheit und Selbstvertrauen im Abstiegskampf geben. Klar ist, bei keinem anderen Verein durfte der 51-jährige in seiner Karriere so viele Spiele verlieren wie beim 1. FC Köln. Am Samstag geht es für Markus Gisdol und den FC nun wieder gegen Borussia Dortmund. Sollte dem Trainer nicht erneut eine Überraschung gelingen, könnte sich eine Zahl aus Hamburg wiederholen und das 52. Pflichtspiel für den 1. FC Köln gleichzeitig sein letztes gewesen sein.
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