Fast auf den Tag genau sechs Monate ist es her, dass Markus Gisdol beim 1. FC Köln entlassen wurde. Seither hat sich sowohl bei den Geißböcken als auch bei dem Ex-Trainer selbst viel getan. Während der FC nun unter Steffen Baumgart erfrischenden und gleichzeitig auch erfolgreichen Offensivfußball spielt, heuerte Gisdol jüngst bei Lokomotive Moskau an. Die Ansichten über seine Zeit beim FC könnten jedoch unterschiedlicher kaum sein.
Köln – Als Markus Gisdol beim 1. FC Köln nach dem 28. Spieltag der Vorsaison entlassen wurde, lag der Verein mit 23 Punkten auf dem vorletzten Tabellenplatz. Die Mannschaft hatte gerade das vielleicht bis dato wichtigste Heimspiel der Saison gegen den 1. FSV Mainz 05 mit 2:3 verloren und galt praktisch als abgestiegen. Der Rückstand auf den SV Werder Bremen hatte bereits sieben Zähler betragen und vor dem FC lagen unter anderem noch Spiele gegen Leverkusen und Leipzig.
Die Aufgabe, die Friedhelm Funkel in der Folge angetreten war, schien praktisch eine Mission Impossible zu sein. Doch auf den letzten Metern konnte der Interimscoach die Segel bekanntermaßen noch einmal herumreißen und den Grundstein für die bislang so erfolgreiche neue Saison unter Steffen Baumgart legen.
Ich bin nie abgestiegen
Markus Gisdol, seit dieser Woche bei Lokomotive Moskau unter Vertrag, hat derweil einen anderen Blick auf die Geschehnisse im vergangenen Frühsommer. “Ich kann nur sagen, dass jede meiner Rettungsmissionen in der Bundesliga erfolgreich war”, sagte der Ex-Trainer nun in einem Interview dem Kicker. Im Falle des 1. FC Kölns mag das für die Saison 2019/20, als er die Geißböcke in einer ebenfalls prekären Situation von Achim Beierlorzer übernommen hatte, noch gelten. Spätestens ein Jahr später könnte man aber doch auch zu einer anderen Einsicht kommen. Schließlich waren die Kölner unter Gisdol saisonübergreifend sage und schreibe 18 Spiele ohne Sieg geblieben und hatten sogar bis zu seiner Entlassung 13 Punkte auf die bereits abgeschriebenen Mainzer verloren. Trotzdem sagt Gisdol selbstbewusst: “Ich bin nie abgestiegen.”
Rein faktisch mag dies freilich stimmen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Gisdol vor jedem möglichen Abstieg zuvor entlassen wurde. 2015/16 nach zehn Spieltagen als Tabellenvorletzter mit sechs Punkten bei der TSG 1899 Hoffenheim, 2017/18 nach dem 19. Spieltag ebenfalls als 17. beim Hamburger SV und jüngst vor sechs Monaten beim 1. FC Köln sechs Spieltage vor dem Saisonende. Ob die drei Vereine und insbesondere der FC mit Markus Gisdol den Klassenerhalt geschafft hätten, lässt sich heute nicht mehr beantworten, dürfte aber angesichts der Leistungen und der Ergebnisse zumindest mehr als fraglich sein. So ist es auch nicht verwerflich, dass diese Diskussion für Gisdol selbst “hypothetisch und längst abgehakt ist”. Der 1. FC Köln dürfte die Vergangenheit nach dem aktuellen Aufschwung unter Steffen Baumgart ebenfalls längst ad acta gelegt haben. Auch, wenn die Ansichten über den Erfolg von Markus Gisdols Rettungsmissionen sicherlich unterschiedlich ausfallen dürften.
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