Der 1. FC Köln hat in der Zentrale ein Luxusproblem. Mit Mark Uth und Ondrej Duda verfügen die Geißböcke über überdurchschnittliche Qualität im offensiven Zentrum, wenngleich Steffen Baumgart bei beiden noch Luft nach oben sieht: “Über die Qualitäten von Mark und Ondrej müssen wir nicht reden, trotzdem müssen sie sich an die Geschwindigkeit und das Spiel gegen den Ball gewöhnen.” Doch wie unterscheidet sich das Duo und vor allem: Wer ist der bessere Zehner? Eine Datenanalyse.
Köln – Ähnlich wie bei dem Vergleich zwischen Anthony Modeste und Sebastian Andersson, liegt auch hier die Vermutung nahe, dass beide Spielertypen extrem deckungsgleich sind. Sowohl Mark Uth als auch Ondrej Duda sind Linksfüßer und hinter dem Mittelstürmer beheimatet, können sowohl im offensiven Mittelfeld als auch als hängende Spitze eingesetzt werden – notfalls auch auf den Außenbahnen. Beide trennen nur vier Zentimeter Körpergröße und gelten als antrittsschnell, technisch beschlagen und wendig.
Mark Uth Ondrej Duda
Doch schon die angefügte Heatmap zeigt den wesentlichen Unterschied auf: Die Positionierung. Während der Slowake extrem häufig den Raum wechselt, um anspielbar und für den Gegner nicht greifbar zu sein (1.8-mal wird er pro 90 min gefoult) fokussiert sich Mark Uth auf den rechten Halbraum und stößt öfter in die gefährliche Zone vor. Doppelt so oft wie Ondrej Duda ist er im gegnerischen Strafraum am Ball und bringt sich somit in torgefährliche Aktionen. Auch hier ist er Duda einiges voraus, in praktisch allen stürmerrelevanten Eventdaten steht er vor Ondrej Duda:
Statistik (alle Daten pro 90 Minuten) | Mark Uth | Ondrej Duda |
Tore | 0.36 | 0.24 |
xG | 0.34 | 0.24 |
xG pro Schuss | 0.15 | 0.11 |
Chancen | 1.1 (32%) | 0.7 (35%) |
Schüsse | 2.4 (39%) | 1.7 (38%) |
Vorlagen | 0.15 | 0.1 |
Kreierte Chancen | 0.9 | 0.8 |
xA | 0.12 | 0.14 |
Dribblings | 3.4 (45%) | 3 (52%) |
Ballaktionen im Strafraum | 2.9 | 1.5 |
Was lässt sich aus diesen Zahlen ableiten? Mark Uth schießt mehr Tore, weil er sich öfter und in aussichtsreichere (xG per shot-Wert) torgefährliche Situationen begibt. Er ist per Definition ein Shadow Striker, auf deutsch: Schattenstürmer, der gern am Spiel teilnimmt, sich häufig in Halbräume fallen lässt, aber dennoch gern den Abschluss sucht. Die Chancenverwertung ist bei Duda als auch Uth übrigens absolut passabel, etwa jede dritte Chance wird im Durchschnitt genutzt, hier liegen beide auch ungefähr gleichauf. Besonders auffällig ist, wie eingangs erwähnt, die höhere Präsenz von Uth im gegnerischen Strafraum. Doch auch Duda hat seine Qualitäten, die ihn von Mark Uth abheben.
Statistik (alle Daten pro 90 Minuten) | Mark Uth | Ondrej Duda |
Aktionen | 61.3 (47%) | 75.2 (55%) |
Pässe | 24.1 (77%) | 37.3 (80%) |
Dribblings | 3.4 (45%) | 3 (52%) |
Progressive Läufe | 1.1 | 0.9 |
Balleroberungen | 2.9 (60%) | 5.4 (59%) |
Torschussvorlagen | 1 | 1 |
Offensivzweikämpfe | 8.6 (36%) | 8.8 (40%) |
Gefoult worden | 1.5 | 1.8 |
Schnittstellenpässe | 1 (25%) | 1.4 (34%) |
Pässe ins letzte Drittel | 2.8 (66%) | 5.1 (66%) |
Pässe in den Strafraum | 1.6 (50%) | 2 (50%) |
Angespielt worden | 16.7 | 24.9 |
Defensivzweikämpfe | 5.8 (51%) | 6.5 (48%) |
Ein Blick auf die nackte Anzahl an Aktionen genügt, um zu sehen, welcher der beiden FC-Profis mehr in Erscheinung tritt. 14 Aktionen mehr pro Spiel sind beim Slowaken messbar, die zudem eine acht Prozent höhere Erfolgsquote haben. Dies liegt in erster Linie an der deutlich größeren Anzahl an Pässen die Duda spielt. Im Dribbling, den progressiven Läufen und in der Kategorie Torschussvorlagen liegen nur marginale Unterschiede vor und spielen daher keine große Rolle in dieser Betrachtung – wenngleich eine Torschussvorlage pro 90 Minuten sowohl für Duda als auch für Uth ein niedriger Wert ist. Letzterer liegt in dieser Hinsicht in der aktuellen Saison vorn, gab insgesamt bereits zehn Torschussvorlagen, während Duda gerade einmal zwei in seiner Statistik stehen hat.
Duda bei Pässen im gegnerischen Drittel doppelt so aktiv
Der wesentliche Vorteil von Duda gegenüber Uth liegen in den Pässen im gegnerischen Drittel, wo er fast doppelt so aktiv ist und seine Mitspieler in Szene setzt. Bei den Bällen, die von beiden in den Strafraum gespielt werden, sieht es hingegen wieder ausgeglichener aus – ein Indiz für die tiefere Positionierung hinter dem Ball beziehungsweise auf Ballhöhe von Duda und dem Lauern auf Pässe in die Tiefe bei Uth. Noch dazu ist Kölns Nummer 18 erheblich erfolgreicher im Gegenpressing, was Steffen Baumgart grundsätzlich gefallen dürfte.
Zusammenfassend sei gesagt: Ondrej Duda ist durch seine variable Positionierung für seine Gegner schwer greifbar, wodurch er häufig anspielbar ist und von dort aus Angriffe ins letzte Drittel einleiten kann. Mark Uth hingegen ist ein klassischer Schattenstürmer, der sich gern im Strafraum aufhält, sich Chancen erarbeitet und aus aussichtsreicheren Positionen zum Abschluss kommt. Geht es also darum, einen Spieler als hängende Spitze einzusetzen, so dürfte die Wahl hier klar auf Uth fallen, der in der aktuellen Saison die um rund 30% höhere Erfolgsbilanz bei Dribblings aufweist und nach Florian Wirtz die zweitmeisten Torschussvorlagen pro 90 Minuten gibt.
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