Der Ausfall von Ellyes Skhiri und Dejan Ljubicic am vergangenen Freitag in Hoffenheim war die große Chance von Salih Özcan. Doch der gebürtige Kölner war der Rolle als alleiniger Sechser bei der 0:5 (0:1)-Niederlage ins Sinsheim nicht gewachsen. Umso mehr stellt sich die Frage, auf welcher Position der U21-Europameister den Geißböcken überhaupt die größte Hilfe sein kann.
Köln – Vor dem Spiel bei der TSG 1899 Hoffenheim hatte Salih Özcan in dieser Saison zwei Mal in der Startelf gestanden: In der Vorbereitung hatte sich der Mittelfeldspieler durchsetzen können und schließlich in der ersten DFB-Pokalrunde in Jena den Vorzug auf der Sechs erhalten. Doch schon beim Regionalligisten schaffte es der gebürtige Kölner nicht, das Spiel seiner Mannschaft nach vorne hin zu lenken und die Lücken im Zentrum zu schließen. Auch beim SC Freiburg, damals als halbrechter Achter eingesetzt, wusste Özcan nicht zu überzeugen, weshalb seither nur zwei weitere Kurzeinsätze in drei Spielen folgten.
Özcan kann Erwartungen nicht erfüllen
Bis zum vergangenen Freitag. In Hoffenheim musste der FC nicht nur auf Ellyes Skhiri verzichten, sondern auch auf dessen etatmäßigen Vertreter Dejan Ljubicic. Steffen Baumgart hatte Özcan im Vorfeld noch einmal den Rücken gestärkt, wohlwissend, dass es auch auf den U21-Europameister vom vergangenen Sommer würde ankommen. Letztlich konnte der 23-jährige die hohen Erwartungen aber nicht erfüllen. Özcan ging gemeinsam mit seinen Teamkollegen unter. Zwar hatte der Kölner im ersten Durchgang noch den ein oder anderen guten Ballgewinn, konnte nach vorne hin aber keinerlei Akzente setzen und verlor dann in der zweiten Halbzeit vor dem 0:2 zunächst den entscheidenen Zweikampf gegen Baumgartner, ehe er mit einem unnötigen Ballverlust in der eigenen Hälfte das 0:4 einleitete.
Steffen Baumgart nahm seinen Spieler nach der herben FC-Pleite in Schutz. “Salih es gut gemacht”, sagte der FC-Trainer. Trotzdem wird Özcan mit dieser Leistung voraussichtlich weiterhin hinter Ellyes Skhiri und Dejan Ljubicic die Nummer drei auf der Sechs bleiben. Doch die Frage ist: Ist Özcan überhaupt ein Sechser?
Warum sind Skhiri und Ljubicic vor Özcan auf der Sechs?
Dass Özcan nach dem Verbleib von Skhiri nicht an dem Tunesier vorbeikommen würde, war von vornherein keine große Überraschung. Der 26-jährige gehört zu den besten Zweikämpfern der Liga, ist in den Top Ten der Ball-Rückeroberungen und der abgefangenen Bälle. Dazu hat er die siebtbeste Passquote der Liga und die beste beim FC. Kein FC-Profi ist ballsicherer und keiner laufstärker: Die perfekte Kombination also für die Position auf der Sechs.
Mit Dejan Ljubicic haben die Geißböcke vor der Saison zudem einen weiteren defensiven Mittelfeldspieler verpflichtet, der genauso laufstark und dabei sogar noch schneller ist als Skhiri. Der Österreicher ist extrem spielintelligent und läuft klüger als Skhiri. Damit macht der 22-jährige insbesondere das besser, was Baumgart zuletzt noch an Skhiri kritisiert hatte. Zwar ist Ljubicic nicht ganz so passsicher, dafür aber sehr ballsicher und weiß stets, wo sich seine Gegenspieler befinden, was gerade bei Özcan häufig ein Problem darstellt.
Ein weiteres Problem von Özcan: Er läuft im Schnitt anderthalb Kilometer weniger als Skhiri oder Ljubicic und trennt sich oftmals zu spät vom Ball. Dafür ist der ehemalige Junioren-Nationalspieler aber eigentlich stärker im Spiel nach vorne, hat einen guten Schuss und ist in den Zweikämpfen enorm robust. Seine beste Zeit hatte der Ehrenfelder während seiner einjährigen Leihe nach Kiel. Dort spielte Özcan genau wie unter Stefan Kuntz in der U21-Nationalmannschaft auf der Acht, hatte dabei aber auch einem Außenbahnspieler neben sich. Beim FC hingegen sind die Achter wie Florian Kainz oder Jan Thielmann auch für die Außenbahn und Flanken zuständig, weshalb Özcan auch dort nicht perfekt aufgehoben ist.
Opfer des 4-4-2 mit Raute?
Die beste Position für den Mittelfeldspieler wäre also wohl in einem 4-1-4-1 auf einer der beiden Achter-Positionen oder aber in einem 4-4-2 mit Doppelsechs als offensiverer Part neben einem Strategen und Abräumer. Im aktuell von Baumgart präferierten 4-4-2 mit Raute und nur einem Sechser scheint es für den 23-jährigen derweil keine Idealposition zu geben.
Nichtsdestotrotz könnte Özcan auch am Sonntag beim Derby gegen Leverkusen wieder zum Einsatz kommen. Dass Skhiri dann wieder einsatzfähig sein wird, gilt als nahezu ausgeschlossen. “Ellyes wird uns erst einmal fehlen, Stand heute ist aber nicht der Plan, dass er operiert werden muss”, sagte Thomas Kessler am Samstag und blieb erneut kryptisch, was der Art der Verletzung angeht. Bei Jonas Hector, der ebenfalls auf der Sechs spielen könnte aber weiterhin hinten links gebraucht wird, sowie Dejan Ljubicic sieht die Situation schon besser aus. “Wir müssen ihnen ein bisschen Zeit geben”, sagte der Sportliche Leiter. “Aber ich gehe davon aus, dass sie in der nächsten Woche wieder mit der Mannschaft trainieren werden.” Ob es für Ljubicic nach seiner Erkrankung dann bereits wieder für einen Startelfeinsatz reicht, wird abzuwarten bleiben. Falls nicht, wird Salih Özcan mit großer Wahrscheinlichkeit eine weitere Chance bekommen.
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