Anthony Modeste schießt den 1. FC Köln ins Achtelfinale des DFB-Pokals. Beim VfB Stuttgart beweist Steffen Baumgart, dass seine Mannschaft ihm folgt. Dazu gehört, dass zwei Eigengewächse ihre persönlichen Debüts im FC-Trikot erleben. Der Blick zurück auf das 2:0 (0:0) beim VfB.
Aus Stuttgart berichten Sonja Eich und Marc L. Merten
Geschichte des Spiels: Steffen Baumgart war volles Risiko gegangen. Natürlich nicht in seinen Augen, doch von außen wirkte die Rotation von gleich acht Spielern in der Startelf wie ein allzu großes Wechselspiel für ein so wichtiges Duell. Schließlich wollen die Geißböcke in diesem Jahr im DFB-Pokal sehr weit kommen, am liebsten ins Finale. Doch Baumgart kann ganz offenbar auf seine Mannschaft zählen. Die Spieler folgen ihm. Was er auch anpackt, es funktioniert. Die rotierte Startelf brauchte zwar einige Zeit, um sich einzuspielen, und erst mit der Einwechslung zur Pause von Mark Uth wurde es spielerisch deutlich besser. Doch der FC war zu keiner Zeit unterlegen oder aus dem Spiel. Und dann hatte er ja noch den Super-Joker…
Joker des Spiels: Wenn ein Ballkontakt reicht, um die eigene Einwechslung zu rechtfertigen! Anthony Modeste war keine 60 Sekunden auf dem Feld, als er den Abpraller nach Uths Schuss ins Tornetz ballerte. Seine Jubelgeste, die Hände zur Seite ausgestreckt, die Schultern leicht angezogen nach dem Motto “Was soll ich halt machen?” – sie strotzte vor Selbstbewusstsein. Kein Wunder nach dem Doppelpack am Sonntag im Derby. Apropos Doppelpack: Fünf Minuten später schnürte er ihn. Wie viele weitere Ballkontakte zwischen den beiden Toren lagen, spielte keine Rolle. Modeste vollendete, was seine Mitspieler ihm aufgelegt hatten. Dafür ist er eben da.
Spieler des Spiels: Ja, Modeste wäre naheliegend als Spieler des Spiels. Doch der wahre Spieler des Spiels war Timo Hübers. Seit dem ersten Spieltag hatte der Innenverteidiger nicht mehr für die FC-Profis in einem Pflichtspiel auf dem Rasen gestanden. Gegen Stuttgart kam er links in der Defensivzentrale zum Einsatz, weil der Rechtsfuß eben auch einen starken Linken hat. Doch nicht nur das: Hübers war bester Mann, verlor praktisch keinen Zweikampf, fing zahllose Bälle ab, durchbrach Konter der Stuttgarter, agierte sicher am Ball. Hübers machte ein gutes Spiel und empfahl sich für weitere Einsätze.
Zahl des Tages: Null. Null Gegentore. Das erste Mal in einem Pflichtspiel unter Steffen Baumgart.
Startelf-Debütant des Tages: Seit 2016 gehört Tomas Ostrak dem 1. FC Köln an. Der Tscheche ist ein Eigengewächs der Geißböcke, wuchs über die U17 und U19 heran, ehe er erst nach Österreich und dann in seine Heimat verliehen wurde. Im Sommer kehrte er zurück, bekam als Joker erste Einsätze bei den Profis. Am Mittwoch stand er erstmals in seiner Karriere in der Startelf der FC-Profis. Als Linksaußen erwischte der 21-jährige zwar keinen guten Tag. Doch er dürfte diesen Tag nicht vergessen.
Profi-Debütant des Tages: Neben Ostrak gab es noch einen zweiten Debütanten des Tages. In der 90. Minute wechselte Steffen Baumgart in Marvin Obuz das nächste Eingewächs ein. Der 19-jährige ist derselbe Jahrgang 2002 wie Tim Lemperle und Jan Thielmann, die ebenfalls am Mittwoch zum Einsatz kamen, ihre Debüts aber schon lange hinter sich haben. Nun kam also auch Obuz zu seinem Profi-Debüt, wenn auch nur für ein paar Sekunden. Doch Baumgart fand hinterher lobende Worte für beide Debütanten: “Das war nicht nur die Belohung, sondern das haben sie sich verdient”, sagte Baumgart hinterher. “Sie waren lange bei uns im Nachwuchs, und genau diesen Weg wollen wir gehen.”
Zitat des Tages: “Tony ist einfach unglaublich. Im Moment macht er alles rein, was zu ihm kommt. ” (Louis Schaub)
Die unerzählte Geschichte: Und dann wäre da noch ein anderes Pokal-Spiel vom Mittwoch. Der Karlsruher SC schaltete überraschend Bayer Leverkusen in der BayArena mit 2:1 aus. Ein Spiel, bei dem der FC gleich dreifach indirekt vertreten war. Christian Eichner als ehemaliger FC-Spieler ärgerte als heutiger KSC-Coach den Rheinischen Rivalen. Lucas Cueto erzielte für den KSC das 1:0 – zwei Jahre hatte er im FC-Nachwuchs gekickt. Und vorbereitet hatten sich die Karlsruher mit ihrem Abschlusstraining, genau, beim FC am Geißbockheim. Wenn es eine Kirsche auf der Pokal-Torte am Mittwoch bedurfte, dann war es diese kleine Geschichte am Rande.
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