Wieder ein Spiel für die Hector-Statistik: Der 1. FC Köln hat auch gegen Arminia Bielefeld ohne seinen Kapitän nicht gewinnen können. Damit sind es nun schon 34 von 47 Ligaspielen, in denen die Geißböcke seit 2012 ohne Hector sieglos geblieben sind. Doch was macht den inzwischen 31-jährigen so wichtig? Und warum wog auch auf der Alm sein Fehlen so schwer?
Köln – Mit nur neun Torschüssen in 90 Minuten hat der 1. FC Köln einen Minusrekord unter Steffen Baumgart aufgestellt. Bislang schossen die Geißböcke in dieser Saison aus allen Lagen, haben die drittmeisten Versuche aller Bundesligisten auf gegnerische Tore abgegeben. Doch der Motor stockte in Bielefeld gewaltig.
Gleichzeitig blieben die Geißböcke mal wieder nicht ohne Gegentor. Zum 14. Mal im 14. Saisonspiel kassierten die Kölner mindestens einen Treffer. Apropos nicht ohne Gegentor: Gegen die Arminia blieb der FC übrigens zuletzt im Oktober 1982 in der Bundesliga (nicht Zweite Liga) ohne Gegentor. Der Kölner Torhüter hieß damals Toni Schumacher.
Es war das zweite schlechte Spiel der Saison
In der Gegenwart war Marvin Schwäbe keine Schuld zuzuweisen, dass die Geißböcke wieder keine weiße Weste behielten. Eher konnten sich die Kölner bei ihrem Torhüter bedanken, dass es bei dem einen Treffer durch Bryan Lasme geblieben war. Weder Abwehr noch Angriff der Geißböcke waren auf der Alm so in Form, wie sich dies Trainer Steffen Baumgart gewünscht hätte.
Jörg Jakobs sagte nach der Partie: “Es war das zweite schlechte Spiel der Saison. Das erste war Hoffenheim, heute Bielefeld.” Auffällig: In beiden Partien fehlte Linksverteidiger Jonas Hector. Nun ist die Position des Linksverteidigers in vielen Mannschaften nicht mit einem Schlüsselspieler besetzt. Diese spielen häufig zentral. Doch beim FC, das zeigte das Duell in Ostwestfalen erneut, ist das anders.
Hectors Qualitäten wirken sich auf die Mitspieler aus
“Uns zeichnet eigentlich aus, dass wir schnell und mit Überzeugung nach vorne spielen. Das haben wir heute gar nicht gemacht”, monierte Interims-Sportchef Jakobs. “Für unsere Verhältnisse haben wir ungewohnt häufig nach hinten gespielt.” Es waren diese Aussagen, die auch auf Hectors Fehlen zurückzuführen waren. Denn mit Hector fehlte Kölns Motor, defensiv wie offensiv mit den entsprechenden Qualitäten: Zweikampfstärke, Ball- und Passsicherheit, Stellungsspiel und Führungsstärke.
Mit Skhiri und Czichos zusammen bildet der Ex-Nationalspieler in der Regel aus dem defensiven Zentrum heraus über die linke Seite ein zweikampfstarkes, ball- und passsicheres Dreieck, das sich gut versteht, den FC aus engen Situationen befreien und das Spiel nach vorne öffnen kann. Vor Hector spielt zumeist Florian Kainz, und der Österreicher ist auch deshalb in dieser Saison so stark, weil Hector hinter ihm absichert und das Zusammenspiel zwischen dem Österreicher und dem Deutschen hervorragend funktioniert.
Beidseitige Flügelprobleme – und Skhiris schwacher Tag
Beim FC fallen zwar die Tore gleich verteilt über beide Seiten (sieben Mal über rechts, acht Mal über links). Doch mit Hector und Kainz hat der FC offensiv wie defensiv ein eingespieltes Duo. Benno Schmitz konnte Hectors Rolle in Bielefeld nicht übernehmen. Trotz seiner Beidfüßigkeit war von Schmitz’ Stärken, die er auf rechts zeigt, nichts zu sehen. Der FC war also nicht nur seiner neuen Qualität über Schmitz auf rechts beraubt, weil dieser dort fehlte, sondern auch links Hectors Stärken, deren Fehlen Schmitz nicht kompensieren konnte.
Dieses beidseitige Problem in der Viererkette führte zu großen Problemen im Spielaufbau. Weil zudem Ellyes Skhiri einen schwarzen Tag erwischt hatte, gelang auch im Aufbau über das Zentrum nicht viel. Und obwohl Ballbesitz (59 Prozent) und Passquote (81 Prozent) beim FC deutlich besser waren als bei der Arminia, konnte der FC zu keiner Zeit das Spiel aufziehen, das unter Baumgart bislang so gut funktionierte.
Daher bleibt die Hoffnung, dass die Geißböcke am Freitagabend gegen den FC Augsburg wieder auf Hector werden zurückgreifen können. Der elementare Wert des Kapitäns auf dem Platz wurde in Bielefeld noch einmal deutlich. Will der FC das zweite Duell in Folge gegen ein Kellerkind diesmal gewinnen, braucht es Hectors ordnende Hand.
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