Der 1. FC Köln und Jorge Meré gehen getrennte Wege. Nur noch der Vollzug des Transfers steht aus. Damit hat der FC nur noch zwei gelernte Innenverteidiger im Kader. Zu wenig für die Rückrunde. Nachdem man sich in den letzten Monaten von sage und schreibe sieben Innenverteidigern getrennt hat, müssen die Geißböcke sofort nachlegen. Was sind die Kriterien für einen Transfer? Ein österreichisches Talent steht auf der Kölner Liste – aber erst für den Sommer.
Leo Greiml ist eines der spannendsten Defensivtalente in Österreich. Der 20-Jährige hatte sich bei Rapid Wien seit seinem Profi-Debüt im Mai 2019 zum Stammspieler entwickelt. Der U21-Nationalspieler und einstige Teamkollege von Dejan Ljubicic war auf dem besten Wege in die A-Nationalmannschaft, ehe er sich im Oktober 2021 schwer am Knie verletzte. Diagnose: Kreuzbandriss und Meniskusschaden.
Seitdem fällt Greiml aus. Das Abwehrtalent (20 Jahre, 1,86 Meter, Rechtsfuß) steht jedoch bei zahlreichen europäischen Klubs auf dem Zettel. Was ihn besonders attraktiv macht: Sein Vertrag bei Rapid läuft im Sommer aus. Auch der 1. FC Köln beschäftigt sich nach GEISSBLOG-Informationen mit dem Innenverteidiger. Jedoch ist klar: Greimls Verletzung schließt eine sofortige Verpflichtung aus. Der FC würde Greiml, wenn überhaupt, versuchen im kommenden Sommer zu verpflichten.
Schonlau kein Kandidat – Chabot schon?
Doch der Sommer 2022 ist für den 1. FC Köln noch weit weg. Aktuell steht das Winter-Transferfenster auf dem Plan, und der FC braucht einen neuen zentralen Defensivmann im Hier und Jetzt. Denn nach Sebastiaan Bornauw, Rafael Czichos, Sava Cestic, Robert Voloder, Yann Bisseck und Lasse Sobiech wird auch Jorge Meré den Klub verlassen – und damit der siebte Innenverteidiger in nur sechs Monaten. (Hier erfahrt Ihr mehr über den Meré-Transfer).
Laut des italienischen Sportjournalisten Nicolo Schira soll der FC bei Sampdoria Genua wegen Julian Chabot angefragt haben. Der 23-Jährige Deutsch-Franzose ist Linksfuß und mit dem Gardemaß von 1,95 Meter sogar noch länger als Kölns Funkturm im Kader, Luca Kilian (1,92). Der gebürtige Hanauer wurde bei Eintracht Frankfurt und RB Leipzig in der Jugend ausgebildet, ehe er über die Niederlande (48 Einsätze in der Eredivisie) in die Serie A (44 Einsätze) wechselte. Wegen seines Vertrags bis 2024 käme in diesem Winter nur ein Leihgeschäft in Frage.
“Klar ist, dass wir uns auf dem Transfermarkt extremer umschauen”, sagte Thomas Kessler am Sonntag, ohne auf Namen einzugehen. “Wir haben schon die ersten Gespräche geführt.” Doch mit wem? Während Chabot in Kölns Raster passen könnte, scheint ein anderer Name unrealistisch. Sebastian Schonlau, am Dienstag mit dem Hamburger SV im DFB-Pokal in Köln zu Gast und als Ex-Spieler von Steffen Baumgart ein naheliegendes Gerücht, ist wohl kein Kandidat. Der 27-Jährige ist beim HSV – im Gegensatz zu Chabot in Genua – uneingeschränkter Stammspieler und sogar Kapitän.
Kessler: “Die Entscheidung muss nachhaltig gut sein”
Der finanziell angeschlagene FC wäre nicht in der Lage, den einstigen Baumgart-Schützling aus dessen bis 2024 laufenden Vertrag zu kaufen. Zumal Schonlau nur bedingt in das Suchkonzept der Geißböcke passen würde. Zwar hatte der FC sich mit dem ehemaligen Paderborner im vergangenen Sommer beschäftigt. Doch Kessler sprach am Sonntag auch davon, dass der Innenverteidiger nicht nur in die Spielweise passen müsse, die Baumgart in Köln eingeführt hat. “Wir wollen auch eine Entscheidung treffen, die nachhaltig gut für den Klub ist.”
Einen 27-Jährigen jedoch aus seinem Vertrag zu kaufen, der in seiner Karriere erst 23 Bundesliga-Spiele auf dem Buckel hat, würde nicht passen. Es würde eher an die Transfers von Czichos und Sobiech im Sommer 2018 erinnern. Chabot hingegen auf Leihbasis zu verpflichten und sich eine Kaufoption zu sichern, würde eher zu dem Schema passen, nach dem die Geißböcke Ausschau halten. “Es gibt einen bestimmten Kriterienkatalog. Wir hoffen, schnellstmöglich einen Nachfolger für Jorge verpflichten zu können”, sagte Kessler.
Sportliche und finanzielle Kriterien
Um die sportlichen Kriterien zu ermitteln, findet man die Antworten in den Profilen von Timo Hübers und Luca Kilian, die beide im vergangenen Sommer kamen. Beide sind einerseits körperlich robust, zweikampfstark und mit einem natürlichen Drang ausgestattet, offensiv zu verteidigen. Während Hübers noch stärker über seinen Spielaufbau kommt, muss sich Kilian in diesem Bereich noch entwickeln, bringt dafür noch mehr Körperlichkeit als sein Nebenmann mit. Auch deswegen war Meré unter Baumgart kaum mehr zum Einsatz gekommen.
Um die finanziellen Kriterien zu kennen, braucht man dagegen keine Raketenwissenschaften studiert zu haben. Kesslers Hinweis auf die Nachhaltigkeit bezog sich nicht nur auf das Alter des Spielers im Verhältnis zur Ablösesumme. Auch wenn die Geißböcke durch Czichos und Meré für die Rückrunde allein über 1,5 Millionen Euro an Gehalt einsparen und mindestens eine ebenso große Summe an Ablöse einstreichen, kann der FC in diesem Winter keine Ablöse für einen neuen Verteidiger zahlen. Dies gilt als nahezu ausgeschlossen. Es sei denn, der Spieler wäre nur jetzt und nicht mehr im Sommer zu bekommen, wenn er womöglich ablösefrei wäre.
Gesucht: Leihe mit Kaufoption
“Wie genau wir das umsetzen können, werden wir sehen”, sagte Kessler. “Klar ist, dass die Lage schwierig ist.” Nach GEISSBLOG-Informationen sucht der FC vor allem nach einem Kandidaten für ein Leihgeschäft mit Kaufoption, im Bestfall nicht nur für ein halbes Jahr, sondern für anderthalb Jahre bis Sommer 2023. Ähnlich wie bei Luca Kilian (Kaufoption im Sommer 2022) hätten die finanzschwachen Geißböcke dann genügend Zeit, die Entwicklung des Spielers zu beobachten, ehe über eine Ablösezahlung entschieden werden müsste. Auch deswegen würde Chabot – zumindest hinsichtlich der vertraglichen Optionen – passen.
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