Der 1. FC Köln hat Einspruch gegen die Geldstrafe eingelegt, die der Deutsche Fußball-Bund den Geißböcke nach den Vergehen der Fans in der vergangenen Saison aufgebrummt hatte. Insgesamt 242.000 Euro sollen die Kölner dem DFB zahlen für Fehlverhalten der Anhänger in insgesamt fünf Spielen der Rückrunde. Der FC will jedoch weit mehr erreichen als nur ein geringeres Strafmaß.
Der Deutsche Fußball-Bund hat einen fein säuberlich erarbeiteten Strafenkatalog, anhand dessen das DFB-Sportgericht die Vergehen von Fußballfans in den Stadion der Nation abarbeitet. Der Katalog macht es einfach. Die Richter müssen nur die Gegenstände zählen, die beanstandet werden. Unter dem Strich steht am Ende eine Summe, die den Klubs in Rechnung gestellt wird.
Das “Abbrennen von pyrotechnischen Gegenständen” kostet beispielsweise in der Bundesliga “je Gegenstand” 1.000 Euro, das “Abschießen/Werfen” dieser Gegenstände 3.000 Euro. “Eindringen auf das Spielfeld” wird mit 3.000 Euro bestraft – pro Person! “Werfen von Gegenständen”, zu denen übrigens auch Schnellbälle im Winter gehören können, kostet ebenfalls 1.000 Euro. Und “unsportliche Botschaften” auf Bannern oder Transparenten werden sogar vermessen: bis drei Quadratmeter Banner-Fläche sind es 2.000 Euro, größere Malerarbeiten werden mit 8.000 Euro verbüßt.
Bisheriger Strafen-Rekord lag bei 152.000 Euro
Zu zahlen hat dies bekanntlich der jeweilige Verein, der dann – so sieht es die Rechtssprechung vor – dieses Geld bei den Tätern einklagen kann. Bislang lag der “Rekord” des 1. FC Köln für Strafen in einer gesamten Saison bei insgesamt 152.000 Euro. Diesen Betrag mussten die Geißböcke im Laufe der gesamten Spielzeit 2011/12 bezahlen. Eine Saison, die den Fans noch in Erinnerung geblieben sein dürfte, denn sie endete mit der “Schwarzen Wand” am letzten Spieltag in Müngersdorf und mit dem Abstieg.
Nun, zehn Jahre später, hat der FC diesen traurigen Strafen-Rekord locker gebrochen. In nur sieben Spielen, in denen die aktive Fanszene überhaupt in den deutschen Stadien unterwegs war. Insgesamt 242.000 Euro müssen die Kölner zahlen. Eine Strafe in Höhe von 11.000 Euro aus dem Derby bei Borussia Mönchengladbach hat der Klub akzeptiert. Wie die Geißböcke nun aber mitteilten, gehen sie gegen die restlichen Strafen in höhe von knapp über 230.000 Euro gerichtlich vor.
“Wir halten das Strafmaß für unverhältnismäßig hoch”, begründete FC-Geschäftsführer Christian Keller die Entscheidung, die nächsthöhere Instanz beim DFB anzurufen. “Es berücksichtigt nicht die besonderen Pandemie-bedingten wirtschaftlichen Herausforderungen, in der sich unser Klub befindet. Außerdem halten wir die Herangehensweise des DFB in der Phase nach der Rückkehr der aktiven Fanszene für falsch und nicht zielführend.”
Präsident Werner Wolf sprang seinem Sportchef zur Seite. “Wir wünschen uns alle ein friedliches, sicheres Miteinander der Fankulturen im Stadion, setzen aber eine Praxis fort, von der bekannt ist, dass sie keine positiven Effekte auf die bestehenden Herausforderungen hat. Zielführender wäre eine reflektiertere Auseinandersetzung zwischen Fans, Verband und Vereinen. Wir sehen die Chance, jetzt erneut diese Debatte anzustoßen.”
Das will der FC erreichen
Kurzum: Der FC will weit mehr als nur die eigene Geldstrafe verringern. Die Geißböcke wollen sich als Vorreiter in der Bundesliga etablieren, um den an der Spitze neu besetzten DFB zu einer neuen Politik zu bewegen. In den letzten Jahren hatte sich der Verband unversöhnlich gegenüber den Ultras gezeigt. Das Tischtuch schien zerschnitten. Nun will der FC mit diesem Einspruch, den man bereit ist bis zur höchsten Instanz durchzufechten, ein Zeichen an die Liga senden.
Es müsse endlich wieder miteinander geredet werden, anstatt stoisch jede Pyro-Fackel zu zählen und bürokratisch jedes Zündeln zu bestrafen, ohne den Kontext zu berücksichtigten. Die rechtliche Auseinandersetzung wird mehrere Wochen, womöglich Monate in Anspruch nehmen. Die Chancen auf einen rechtlichen Sieg für den FC sind zwar gering. Doch man hofft am Geißbockheim, mit der Forderung nach einem neuen Dialog perspektivisch größeren Erfolg zu haben.
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