Der 1. FC Köln hat in diesem Sommer mit Salih Özcan und Anthony Modeste zwei Leistungsträger der vergangenen Saison an Borussia Dortmund verloren. Damit haben die Geißböcke an sportlicher Qualität eingebüßt, sind in ihrem Vorhaben der finanziellen Gesundung des Vereins jedoch einen großen Schritt weiter gekommen. Trotzdem hat der Verkauf Folgen für den FC.
Seit Montagabend ist Anthony Modeste beim 1. FC Köln Geschichte. Der Angreifer hat sich gegen die Kölner und für ein finanziell wie sportlich attraktives Angebot vom BVB entschieden. Der FC, so hatte es Steffen Baumgart in den vergangenen Wochen immer wieder betont, hätte seinen Stürmer-Star gerne behalten.
Doch mit dem Angebot der Dortmunder hatten die Kölner nicht mithalten können. “Es war für uns nicht möglich, Tony ein gleichwertiges oder besseres Angebot zu machen. Wenn Tony über die Saison hinaus hätte beim FC bleiben wollen, hätte es auch für uns passen müssen”, erklärte Christian Keller und machte damit deutlich, dass ein neues Vertragsangebot nur zu deutlich geringeren Bezügen hätte vorgelegt werden können. Die wichtigsten Fragen zum Modeste-Deal.
1. Musste der FC den Stürmerstar verkaufen?
Die Geißböcke hatte, anders als bei der Ausstiegsklausel von Salih Özcan, stets die Hand auf dem Deal. “Der Spieler hatte hier einen Vertrag, und wenn wir dem Transfer nicht zugestimmt hätten, hätte es auch keinen Transfer gegeben. Allerdings hatte der Spieler im Winter vom Verein die klare Zusage erhalten, dass man bei Angeboten im Sommer gesprächsbereit sei”, beschrieb Keller die Ausgangslage.
Als neuer Sportchef fühlte sich Keller an die Aussage der FC-Verantwortlichen gebunden. Ein unzufriedener Modeste hätte den Gesamterfolg der Mannschaft womöglich negativ beeinflusst. Darüber hinaus waren die Kölner weiterhin auf Transfererlöse angewiesen. Zudem hatte Modeste mit seiner Aussage im Trainingslager, “die Großverdiener müssen ja langsam weg”, den Nagel auf den Kopf getroffen.
“Das Gehaltsgefüge sollte sinken. Dazu sollten wir Transfererlöse erzielen. Zu beidem leisten wir damit einen Beitrag. Wir haben schon ein Stück weit in die Gesundung gearbeitet”, fasste Keller nach dem Abschluss der Verhandlungen mit Dortmund den wirtschaftlichen Benefit des Transfers zusammen. Trotzdem hat der Abgang des 20-Tore-Stürmers aus dem Vorjahr Folgen für die Geißböcke.
2. Legt der FC auf dem Transfermarkt nochmal nach?
Sportlich wird Modeste dem FC zweifelsohne fehlen. Die fehlenden Tore nun auf mehrere Schultern zu verteilen, mag aus Kölner Sicht die Ideallösung sein. Allerdings hat abgesehen von Mark Uth, der jedoch auf der Zehn zum Einsatz kommen soll, keiner der anderen Angreifer im Kader in einer Bundesliga-Saison mehr als fünf Tore erzielt. Ein erfahrener wie treffsicherer Stürmer fehlte dem FC also. Entsprechend sagte auch Steffen Baumgart am Sonntag nach dem 3:1-Sieg über Schalke: “Wir haben jetzt ein Spiel ohne Tony gewonnen. Auf lange Sicht wird er uns aber fehlen.”
Eigentlich waren beim FC die Transferplanungen zumindest auf der Zugangsseite abgeschlossen. Einzig, wenn Spieler den Verein noch verlassen, würden die Kölner noch einmal tätig werden. Zwar ist dieser Fall mit dem Modeste-Wechsel nun eingetreten. Sicher ist jedoch nicht, ob der FC einen adäquaten Ersatz finden wird. “Wir setzen uns in Ruhe hin, gucken uns den Kader und die finanziellen Möglichkeiten an. Dann werden wir genau überlegen, was wir machen. Ohne zu sagen, dass wir was machen. Da sollten wir uns Zeit geben”, sagte Baumgart.
3. Wie steht es um den Anschlussvertrag von Modeste?
Als Anthony Modeste im November 2018 zum FC zurückgekehrt war, unterschrieb der inzwischen 34-Jährige einen Fünf-Jahres-Vertrag inklusive fünf weiterer Jahre in anderer Funktion. Als Stürmertrainer hätte Modeste nach GEISSBLOG-Informationen jährlich 120.000 Euro verdient, als ingesamt 600.000 Euro in fünf Jahren.
Dieser Anschlussvertrag ist mit dem Wechsel nach Dortmund nun offenbar nichtig geworden. “Wenn man sich den Anschlussvertrag mal durchliest, sieht das, was da drinsteht, ein kleines bisschen anders aus”, erklärte Keller die Situation, schob einer Rückkehr von Modeste grundsätzlich aber keinen Riegel vor: “Tony ist ein Identitätsträger des 1. FC Köln, und wenn er irgendwann zurückkehren möchte, werden wir darüber nachdenken.”
4. Verlassen noch weitere Spieler den FC?
Einige weitere Spieler sollen den Klub ebenfalls noch verlassen. Allen voran Sebastian Andersson, an dessen Situation sich durch den Modeste-Abgang nichts verändert hat. Der Schwede ist weiterhin auf der Suche nach einem neuen Verein, nachdem sich ein Wechsel zu Bröndby zerschlagen hatte. Sportlich spielt der Angreifer auch nach dem Modeste-Abgang keine Rolle mehr. “Bei Sebastian Andersson ist bekannt, dass es von Seiten des Spielers das Interesse gibt, sich in eine andere Richtung zu orientieren, wenn er keine Einsätze bekommt. In dem Moment, in dem er gut trainiert und besser ist als die anderen, würde er bei uns spielen. Dafür muss er aber besser trainieren als die anderen, und das ist nicht der Fall”, sagte Keller.
Darüber hinaus gehört Niklas Hauptmann, der seit der vergangenen Woche bei der U21 trainiert, zu den Wechselkandidaten. Auch bei Ondrej Duda wäre der Verein bei einem entsprechenden Angebot gesprächsbereit. Ob dies auch weiterhin für Spieler gilt, die der FC für die kommende Saison eigentlich fest einplant, bleibt abzuwarten.
Um Ellyes Skhiri ranken sich zwar die Gerüchte, doch der Modeste-Verkauf könnte nun etwas verändert haben. Die Geißböcke haben nun rund zehn Millionen Euro durch Verkäufe generiert und damit ihr Ziel auf der Einnahmen-Seite fast erreicht. Ein Skhiri-Verkauf ist aus finanzieller Sicht also nicht mehr zwingend nötig, wenngleich die Geißböcke den Sechser 2023 nicht ablösefrei verlieren dürften. Daher würde der FC den Vertrag mit dem Tunesier gerne verlängern – mit dem Versprechen, ähnlich wie bei Modeste, sich ab dem Winter 2022/23 bei Angeboten anderer Vereine offen zu zeigen.
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