Der 1. FC Köln hat mit Anthony Modeste seinen treffsichersten Stürmer der vergangenen Saison verloren. Ob die Geißböcke nun noch einmal auf dem Transfermarkt tätig werden und einen Ersatz verpflichten, ließen die Verantwortlichen zuletzt offen. Die Datenanalysten von CREATEFOOTBALL* haben sich auf dem Markt nach einem möglichen Stürmer für den FC umgesehen.
Der 1. FC Köln hat sein Spiel unter Steffen Baumgart nicht nur auf Pressung und Umschaltaktionen ausgelegt, sondern auch auf zahlreiche Flanken. So sollen die kopfballstarken Angreifer (meist aus dem laufenden Spiel heraus) in Szene gesetzt werden. In der vergangenen Spielzeit waren es 19.38 Hereingaben pro 90 Minuten (35% davon erfolgreich). Damit schlugen die Geißböcke in den Top 5 Ligen die zweitmeisten Flanken hinter Manchester City – und sogar die meisten erfolgreichen aller 98 Klubs in den Top 5 Ligen.
Dabei gibt es beim FC keinen Spieler, der überdurchschnittlich viele Flanken schlägt. Stattdessen kommt nahezu jeder Akteur auf den defensiven Außenbahnen, im Mittelfeld und Angriff auf zwei bis fünf Hereingaben pro 90 Minuten.Dies resultiert in den zweitmeisten Abschlüssen per Kopf (ebenfalls in den Top 5 Ligen) – nur Inter Mailand ist hier stärker. Ganze 116 Bälle brachte der FC so in der Saison 21/22 auf das Tor, Anthony Modeste konnte alleine 53 dieser Abschlussversuche beisteuern (neun Kopfballtore). Damit belegt er mit großem Abstand den ersten Platz aller Spieler der Top 5 Ligen in dieser Kategorie (Platz zwei Edin Dzeko mit 38 Kopfballversuchen).
Modeste im Kölner Angriff: Stärken und Schwächen
Anthony Modeste war also der ideale Zielstürmer für Baumgarts Flankenspiel und gehört zu den absoluten Spitzenspielern in Europa per Kopf. Durch seine Physis und Torgefahr versteht es der Franzose zudem, Räume für seine Mitspieler zu öffnen. In der Box schleicht sich der 34-Jährige gerne von seinem Gegenspieler weg, sein Positionspiel und seine Intuition sind exzellent.
Im Strafraum ist Modeste per Kopf überragend, außerhalb jedoch verliert er eine Großzahl seiner Luftduelle. Zudem hat er auch am Boden große Schwierigkeiten den Ball zu kontrollieren. Als Wandspieler für lange Bälle aus der Defensive ist er daher nicht wirklich ideal. Auch ist er eher schwach unter Gegnerdruck, weshalb er diesem auch im Strafraum versucht zu entweichen. Darüber hinaus verfügt Modeste über ein unterdurchschnittlich gutes Passspiel und hat Probleme den Ball zu verarbeiten und zum Mitspieler weiterzugeben, weshalb er nur wenige Torchancen für die Kollegen kreiert. Sein Fokus liegt vielmehr auf dem eigenen Abschluss, weshalb eher wenig mannschaftsdienlich agiert.
Der Modeste-Ersatz: Die Eckdaten
Seit Montag ist Anthony Modeste beim 1. FC Köln Geschichte. Die Kölner werden ohne ihren besten Torjäger der vergangenen Saison ihre Ziele erreichen müssen. Ob der FC nach dem Abgang noch einmal auf dem Transfermarkt tätig wird, ließen die Verantwortlichen zuletzt aufgrund der finanziellen sowie sportlichen Situation offen. Drei Voraussetzungen müsste ein möglicher neuer Stürmer dabei wohl erfüllen:
- Im Idealfall wäre der Spieler ablösefrei zu haben, ein Kauf mit einer Summe bis maximal zwei Millionen Euro wäre jedoch denkbar. Auch ein Leihgeschäft wäre ein mögliches Szenario.
- Der Stürmer sollte die deutsche Sprache verstehen beziehungsweise wie Kristian Pedersen bereits Erfahrung in einer deutschsprachigen Liga mitbringen.
- Der Angreifer sollte kopfballstark sein und damit die zahlreichen Flanken im Strafraum verwerten können.
Scouting: Das wären mögliche Kandidaten für den FC
Adrian Grbic (FC Lorient, 26 Jahre, 1.88 Meter groß, Vertrag bis 2025):
Der Österreicher ist in Lorient nur Stürmer vier oder fünf. In der vergangenen Rückrunde wurde Grbic bereits zu Vitesse Arnheim verlieren. Demnach ist ein fester Transfer oder eine Leihe sicherlich möglich. In der Saison 2019/20 erzielte der ehemalige Nationalspieler Österreichs 17 Treffer für Clermont in der Ligue 2 – seitdem konnte der Angreifer jedoch nicht mehr wirklich überzeugen. In der Luft war Grbic besonders in der Ligue 2 und der Eredivisie sehr stark, in der Ligue 1 immerhin noch überdurchschnittlich gut. Der 26-Jährige gilt als schlacksiger Angreifer und weicht teils in die Halbräume aus, um lange Bälle zu empfangen. Da Clermont und Lorient nur wenige Flanken schlagen, hatte Adrian Grbic dort nur wenige Optionen auf Offensivkopfbälle.
Bartosz Bialek (VfL Wolfsburg, 20 Jahre, 1.91 Meter groß, Vertrag bis 2024):
Der Youngster ist in Wolfsburg “letzter” Angreifer und hat diverse zentrale Stürmer vor sich, wodurch eine Leihe definitiv im Rahmen des Möglichen erscheint. 2020 wechselte der Pole für fünf Millionen Euro von Zaglebie Lubin zum VfL und kommt seither auf 36 Partien (zwei Tore) für die Wölfe. Besonders in seinem ersten Profijahr in Polen und bei den Kurzeinsätzen in der Saison 21/22 zeigte er mit seiner wuchtigen Physis seine hohe Qualität in der Luft (54% aller Luftduelle gewonnen). Wie bei Modeste liegt auch bei Bialek der Fokus auf dem eigenen Abschluss. Er selbst kreiert eher seltener Chancen, hat dafür aber eine starke Positionierung im Strafraum.
Joel Pohjanpalo (Bayer Leverkusen, 27 Jahre, 1.86 Meter groß, Vertrag bis 2023):
Der Finne wird bereits als Modeste-Ersatz gehandelt und wäre auch aus Datensicht eine super Option für den FC. Zuletzt war Pohjanpalo in die Süper Lig verliehen, bei Bayer Leverkusen ist der 27-Jährige hinter Patrik Schick und Sardar Azmoun nur die Nummer drei im Bayer-Sturm. Nachdem der Stürmer in seiner Karriere schon mit mehreren größeren Verletzungen zu kämpfen hatte, war er bei Rizespor zum ersten Mal seit vielen Jahren mit über 2000 Spielminuten Stammspieler. Knapp ein Drittel der Abschlüsse erzielte Pohjanpalo dabei für das flankenarme Rizespor per Kopf. Vor dem Tor ist der Finne mit einem starken Abschluss sehr effektiv, kreiert jedoch ebenfalls wenige Torchancen. Ein fester Transfer dürfte bei einem Jahr Restvertrag durchaus möglich sein.
Kevin Behrens (Union Berlin, 31 Jahre, 1.85 Meter groß, Vertrag bis 2023):
Der 31-Jährige Berliner wäre eine absolute Soforthilfe. Bei Union hat Behrens mit Voglsammer und Michel viel Konkurrenzkampf hinter Neuzugang Siebatcheu und zudem nur noch ein Jahr Restvertrag. Demnach wäre es die letzte Möglichkeit für die Hauptstädter, mit Behrens noch etwas Geld zu machen. In der Saison 21/22 kam Behrens nur auf 478 Bundesliga-Minuten. Dabei arbeitet der gebürtige Bremer sehr viel auf dem Feld, wirft sich regelmäßig in Flanken und hohe Bälle, wodurch er zu einigen Abschlüssen per Kopf kommt. In den letzten Saisons hatte Behrens immer mindestens 13 Kopfballduelle mit einer Erfolgsquote von 50 Prozent. Dadurch verfügt er über eine extreme Qualität und Quantität in der Luft und zählt damit wohl zu den besten deutschen Angreifern. In den Saisons 2019/20 und 2020/21 gehörte er europaweit sogar zu den fünf aktivsten und erfolgreichsten Stürmern in der Luft! Darüber hinaus agiert Behrens sehr mannschaftsdienlich und kreiert als Wandspieler gerne Torchancen.
Phillip Tietz (Darmstadt 98, 25 Jahre, 1.90 Meter groß, Vertrag bis 2024):
Tietz wurde schon im Sommer als möglicher Kandidat beim 1. FC Köln gehandelt. Dabei hat der Angreifer erst in der Saison 21/22 in der 2. Bundesliga Fuß gefasst und dort im ersten Jahr direkt 15 Treffer und sieben Assists beigesteuert. Tietz ist dabei ein extrem wuchtiger Angreifer mit großer Qualität in der Luft (44 Prozent aller Luftduelle in 21/22 gewonnen). Die Darmstädter haben in der vergangenen Saison die zweitmeisten Flanken der zweiten Liga geschlagen, dennoch kam Tietz auf 16 Abschlüsse per Kopf. Wird er noch häufiger in Szene gesetzt, kann er noch häufiger treffen – immerhin erzielte er sechs seiner 15 Treffer per Kopf. Allerdings ist der 25-Jährige ein recht tempoarmer Spieler, besticht dafür neben seiner Kopfballstärke aber durch seine Übersicht. Tietz kann dabei den Ball oft festmachen und seine Mitspieler in Szene setzen.
Die Alternativen
Die folgenden Spieler würden ebenfalls gut in das Anforderungsprofil passen, allerdings stehen sie bei ihren Clubs noch langfristig unter Vertrag und spielen dort eine wichtige Rolle. Ein Transfer erscheint daher wohl unrealistisch, auch weil die Spieler zu viel Ablöse kosten würden oder die Vereine die Spieler nicht verleihen:
- Michael Frey (Royal Antwerpen)
- Ercan Kara (Orlando City)
- Mergim Berisha (Fenerbahce)
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*Dieser Text stammt von der Fußball-Consultancy CREATEFOOTBALL GmbH, die national wie international Profivereine, Berateragenturen sowie Medienanstalten in den Themenfeldern Datenscouting und -analyse berät.
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