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Das Derby, das keines sein will: Mehr als nur die sportliche Rivalität

Steffen Baumgart und Gerardo Seoane im Hinspiel an der Seitenlinie. (Foto: Bucco)
Steffen Baumgart und Gerardo Seoane im Hinspiel an der Seitenlinie. (Foto: Bucco)

Rein geografisch gibt es wohl kein größeres Derby im Rheinland als das zwischen dem 1. FC Köln und Bayer 04 Leverkusen. Trotzdem vermeidet man vor allem rund um das Geißbockheim diesen Begriff. Doch das Duell erhitzt längst nicht nur bei den Profis die Gemüter. 

Gerade einmal 15 Kilometer trennen das RheinEnergieStadion und die BayArena. Doch von einem Rheinischen Derby spricht man beim 1. FC Köln gegen die Werkself vom Bayerkreuz nicht. Ein „Nachbarschaftsduell“ nannte es Thomas Kessler in dieser Woche jüngst. Aber ein Derby? Das gibt es für die Kölner nur gegen Borussia Mönchengladbach. 

Doch alleine die Nicht-Anerkennung der Leverkusener als wahrlichen Derby-Rivalen zeigt, dass keineswegs Gleichgültigkeit zwischen den beiden Vereinen herrscht. Es wird gestichelt und gereizt – und das nicht immer nur unmittelbar vor dem sogenannten Nachbarschaftsduell. Auch Steffen Baumgart erkannte die Rivalität schnell und hatte bereits in der Hinrunde zu einem möglichen Heim-Vorteil seiner Mannschaft verbal ausgeteilt: “In Leverkusen hätten wir auch ein Heimspiel.”

Brisante Duelle in der Vergangenheit

Langweilig werden die Duelle in den meisten Fällen aber egal ob in Köln oder Leverkusen nicht. 1997 zum Beispiel ließen die Kölner am 33. Spieltag mit einem 4:0-Erfolg alle Meisterschafts-Träume der Werkself platzen. Genauso wie 2011, als der FC drei Spieltage vor dem Ende mit 2:0 gewinnen konnte. 1998 jedoch waren es die Leverkusener, die den FC am 34. Spieltag mit einem 2:2 erstmalig in der Geschichte in die zweite Liga schickten. 

Im Hinspiel sah Leverkusen nach zwei frühen Toren bereits wie der sichere Sieger aus – hatte die Rechnung jedoch wie viele Mannschaften in dieser Saison ohne Anthony Modeste gemacht, der dem FC mit einem Doppelpack noch das Remis bescherte. Wie es für den FC am Sonntag ausgeht? Zuletzt gab es in der BayArena drei Pleiten am Stück. Der letzte Sieg gelang 2015 – unvergessen mit einem Doppelpack von Innenverteidiger Dominic Maroh. 

Rivalität auch im Nachwuchs

Doch nicht nur bei den Profis schwelt der Kampf um die Nummer Eins am Rhein – im welchem die Leverkusener zumindest tabellarisch seit Jahren vorne liegen. Auch im Nachwuchs herrscht nicht erst seit dem schmerzhaften Wechsel von Florian Wirtz enorme Rivalität. Zuletzt konnte sich der FC mit der Verpflichtung von Leverkusens U17-Kapitän Arda Süne revanchieren, wenngleich wohl in einem deutlich kleineren Maße. Sportlich geht es für die Werkself in der B-Junioren-Bundesliga aktuell jedoch darum, überhaupt die Klasse zu halten. Am drittletzten Spieltag kommt es hier schließlich zum Aufeinandertreffen mit dem FC-Nachwuchs, der jüngst zwei Derbysiege gegen Düsseldorf und Gladbach einfahren konnte. 

Bei der U19 sind die Leverkusener dem FC in dieser Saison jedoch um einiges voraus. Aktuell liegt die Mannschaft auf dem zweiten Tabellenplatz, was auch daran liegt, dass Bayer bereits im Nachwuchs einiges an Geld in die Hand nimmt. Seit Kai Havertz konnte der Kölner Nachbar keine einziges Eigengewächs mehr bei den Profis integrieren. Stattdessen verpflichtete Leverkusen den 16-jährigen Iker Bravo aus Barcelona und bezahlte 2,5 Millionen Euro für Zidan Sertdemir. Summen, die aktuell nicht mal bei den Profis des 1. FC Köln auf den Tisch gelegt werden können. 

Bayer bekommt Baugenehmigung auf Kölner Grund

Darüber hinaus wird sich zwischen den Vereinen nicht nur sportlich duelliert. Auch politisch gibt es immer wieder Grund zur Diskussion. Während die Geißböcke seit Jahren um den Ausbau ihres Geißbockheims kämpfen, bekam Bayer 04 Leverkusen zügig eine Baugenehmigung für drei weitere Kunstrasenplätze zugesprochen. Ironischerweise auf Kölner Stadtgelände in Flittard, wo die ökologischen Risiken nach Ansicht der Stadt anscheinend geringer ausfallen. Für den 1. FC Köln freilich ein Schlag ins Kontor – der mit einem Sieg am Sonntag sicherlich ein Stück weit mehr zu verdauen sein dürfte. Ob Derby oder kein Derby. 

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