Besiegte sein Trainer-Idol Arsene Wenger: Peter Stöger. (Foto: Mika Volkmann)

Peter Stöger: Viereinhalb Jahre Rekordtrainer im Rückblick

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Er führte den 1. FC Köln von der Zweiten Liga in die Europa League. Er wurde zum Rekordtrainer und machte sich in Köln unsterblich. Selbst in Zeiten der Krise genoss er noch großen Rückhalt bei den Fans, obwohl er eingestehen musste, dass längst nicht mehr alles funktionierte. Viereinhalb Jahre trainierte Peter Stöger den Effzeh – unaufgeregt, erfolgreich und mit einer Prise Wiener Schmäh.

Köln – Es war der 3. Dezember, an dem die Veratwortlichen beim 1. FC Köln die Trennung von Peter Stöger verkündeten. Nach 1634 Tagen in der Domstadt endete die erfolgreiche Ära des Österreichers. Trotz vier überaus guter Jahren kostete die desolate sportliche Situation Stöger am Ende seinen Job. Dabei befand sich der Trainer im Sommer noch auf dem Höhepunkt seines Schaffens.

Vier Jahre lang ging es nur nach oben

Mit dem fünften Platz am Ende der Saison 2016/17 und der direkten Qualifikation für die Europa League hatte Stöger bei den FC-Anhängern eine langersehnte Sehnsucht nach internationalem Fußball wahr werden lassen. Es sollte der Höhepunkt einer stetig positiven Entwicklung der vergangenen vier Jahre sein. Damit war beim Start seines Engagements nicht zu rechnen.

Der 51-Jährige hatte die Geissböcke am 14. Juni 2013 übernommen, nachdem Holger Stanislawski hingeschmissen hatte. Der Österreicher gab für den Effzeh die Champions League mit Austria Wien auf. Doch er wusste, wofür: Er kam in der großen Fußballwelt an, verzehnfachte beim deutschen Zweitligisten sein Gehalt im Vergleich zu einem vergleichsweise mickrigen Lohn in Wien und verschrieb sich dem Projekt am Geißbockheim mit allem, in der Hoffnung auf Erfolg.

Aufstieg und Etablierung in der Bundesliga

Der Start in Köln war holprig. Erst hatte Stöger nicht einmal einen richtigen Kader zusammen und begann mit einer Handvoll Profis die Trainingsarbeit. Dann standen nach drei Spieltagen nur drei Unentschieden auf der Habenseite. Erst mit dem Sieg über Sandhausen am 17. August 2013 begann die Erfolgsserie. Am Ende stieg der FC mit Stöger dank 21 Siegen, nur fünf Niederlagen und vor allem dank nur 22 Gegentoren als Meister in die Bundesliga auf.

Die Geschichte setzte sich fort. In den folgenden drei Jahren stand der Effzeh mit dem Österreicher nicht ein einziges Mal auf einem Abstiegsplatz, lief 2015 auf Rang zwölf und 2016 auf Rang neun ein. Eine einstellige Platzierung in der Bundesliga war seit 1992 keinem FC-Trainer mehr gelungen. In dieser Zeit gab es Derbysiege gegen Leverkusen und Mönchengladbach, so viele torlose Unentschieden wie noch nie in der Geschichte des 1. FC Köln und eine Kölschisierung der Mannschaft mit immer mehr gebürtigen Domstädtern. In der vergangenen Saison setzte der Effzeh unter Stöger dann noch einen drauf, erreichte mit Platz fünf erstmals seit 25 Jahren wieder das internationale Geschäft. Vier Jahre am Stück schrieben der neue Rekordtrainer des 1. FC Köln und sein Co-Trainer Manfred Schmid mit dem Team Geschichte. Dann folgte der Absturz.

[nextpage title=”Der Absturz und das Vermächtnis”]

Ein beispielloser Niedergang

In der aktuellen Spielzeit legte der Effzeh in der Bundesliga einen beispiellosen Abstieg hin. Die ersten fünf Partien verloren die Geissböcke allesamt. Mehr als drei Unentschieden wollten auch an den folgenden neun Spieltagen nicht herausspringen. Die Defensive löchrig, im Mittelfeld ideenlos und im Angriff mit großer Abschlussschwäche: Der Effzeh war kaum noch wiederzuerkennen. Nur wenig erinnerte an den erfolgreichen Fußball aus der Vorsaison.

Teilweise waren die Auftritte desolat. Zwar spielten in dieser Negativentwicklung auch die Transferpolitik, die Verletzungsmisere und Pech bei Schiedsrichterentscheidungen eine große Rolle. Nichtsdestotrotz begann Stögers Denkmal zu bröckeln. Sein Verhältis mit Ex-Manager Jörg Schmadtke zerbrach, zum Schluss krachte es auch im Trainerteam, was zur Trennung von Yann-Benjamin Kugel führte. Zudem kochten Diskussionen über die Trainingssteuerung hoch, die den späteren Sportchef Armin Veh zu Kritik an Stöger veranlasste. Schließlich glättete Veh aber die Wogen: “Das passiert eben mal. Das kann jedem passieren.” Am Ende aber wurde Stöger auch die eigene Arbeit auf dem Trainingsplatz zum Verhängnis.

Stöger muss gehen – doch er bleibt in Erinnerung

Dennoch hielten Köln und der Trainer weit über das branchenübliche Maß hinaus zusammen. “Das Letzte, was passiert, ist, dass ich bei einem Klub, bei dem ich so lange bin, hergehe und sage: ‚Das war’s für mich!'” Es war nicht Stögers Art hinzuschmeißen. Dennoch zerbrach auch zwischen Stöger und dem Präsidium am Ende etwas, der Österreicher stellte sich deutlich in die Öffentlichkeit und forderte vom Klub Klarheit: Jobgarantie oder Trennung. Letztlich einigte man sich noch vor dem letzten Spiel auf Schalke auf eine Trennung – die Mannschaft schenkte ihrem Coach ein respektables 2:2 zum Abschied.

Auch, wenn Stöger in seiner letzten Saison nicht ansatzweise an die erfolgreiche Arbeit der Vorjahre anknüpfen konnte, wird sein Name noch lange in der Domstadt nachhallen. Seine Art – sein herzlicher Umgang mit Mitmenschen – ist selten geworden im eiskalten Fußballbusiness. Noch immer spricht man am Geißbockheim von einer außergewöhnlichen Zeit mit dem 51-Jährigen und dessen Assistenten Manfred Schmid. Es war eine ungewöhnliche Beziehung zwischen dem Klub und einem ebenso ungewöhnlichen Trainerteam.

“Die Spieler, die Mitarbeiter im Klub, die Fans und die Stadt Köln sind Manni Schmid und mir ans Herz gewachsen und wir drücken allen die Daumen, dass der 1. FC Köln den Klassenerhalt schafft”, sagte der Österreicher nach seinem Aus in der Domstadt. Peter Stöger war der erfolgreichste FC-Trainer seit Christoph Daum Ende der 1980er Jahre. Zu Beginn einer jeden Pressekonferenz begrüßte er die Runde mit einem trockenen “Mahlzeit”. Am Ende seiner Amtszeit sagte der Wiener leise Servus.

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