Die Fans des 1. FC Köln haben in Belgrad für einen Skandal gesorgt. (Foto: imago/GEPA)

Skandalöse Szenen! Sogar FC-Fans schimpfen auf Ultras

Einige Fans des 1. FC Köln haben in Belgrad für einen beschämenden Auftritt gesorgt. Gefährliche Szenen spielten sich im Rajko-Mitic-Stadion ab, wo die Geissböcke bei Roter Stern mit 0:1 unterlagen. Die UEFA wird ermitteln, es droht eine Blocksperre in der Zukunft. Doch auch innerhalb der Fanszene droht eine Zerreißprobe.

Aus Belgrad berichten Sonja Eich und Marc L. Merten

Es hätte ein Fußballfest werden können. Doch ehrlicherweise hatte jeder schon im Vorfeld mit einer Pyroshow in beiden Fanlagern gerechnet. Nur das, was sich einige Fans des 1. FC Köln leisteten, hätte sich auch beim Effzeh nur wenige vorstellen können. Kaum kamen die Spieler auf den Platz, leuchtete der Gästeblock in Rot. Dabei zündeten einige Anhänger auch Feuerwerkskörper. Einer davon flog in hohem Bogen in Richtung Spielfeld. Wäre Konstantin Rausch mit seinem Einlaufkind nicht geistesgegenwärtig zur Seite gesprungen, einer der beiden wäre von der Rakete erwischt worden. Fans, die die Gesundheit eines eigenen Spielers gefährdeten – ein Irrsinn, der nur der Anfang blieb.

Teile der Fankurve skandieren “Scheiß Wilde Horde!”

Mehrere weitere Feuerwerkskörper flogen in den folgenden Minuten aus dem Gästeblock in andere Fanblöcke. Gezielte Angriffe auf die Menschen, die dort standen – eine Schande für Köln, den Verein und die Fans, die sich zu Beginn der Europa League in London so eindrucksvoll auf europäischer Bühne zurückgemeldet hatten. Vom letzten Spiel dagegen bleiben peinliche bis erschütternde Momente. Dutzende Ordner und hunderte Polizisten sahen zu, wie Fans weiße Sitzschalen aus ihren Verankerungen rissen und als Wurfgeschosse verwendeten. Nach dem Spiel setzten einige Fans diese und weitere Utensilien in Brand, sodass zwei Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr in den Innenraum fahren mussten, um einzugreifen. Am Ende des Abends waren insgesamt drei Personen aus dem Gästeblock verhaftet worden.

Auch die Belgrader Fans zeigten sich kaum besser. Sie schossen ebenfalls Feuerwerkskörper in den Gästeblock, warfen genauso Böller auf die Tartanbahn rund um das Spielfeld wie die Kölner Anhänger. Am Ende durften sie jedoch den Sieg feiern, während die FC-Fans bis nach Mitternacht im Gästeblock eingepfercht blieben. Einige von ihnen trugen dabei auch einen inneren Konflikt aus. Denn während der zweiten Hälfte hatten diverse Kölner Fans die Schnauze voll vom Verhalten der Kölner Ultras. „Scheiß Wilde Horde!“ skandierte der obere Teil des Blocks, während unten am Zaun die Pyrofackeln brannten.

Völlig inakzeptabel!

Insgesamt rund 450 Kölner Ultras hatten sich in Belgrad eingefunden. Darunter auch einige Fans, die in Köln oder in ganz Deutschland Stadionverbote haben und bei Bundesligaspielen nicht mehr erwünscht sind. In der Europa League aber sahen sie ihre Chance mit dabei zu sein. Einige von ihnen dürften fleißig mitgemischt haben an diesem Abend, der den FC einmal mehr viel Geld kosten wird. Und, das scheint wohl sicher, eine Blocksperre für das nächste Auswärtsspiel auf europäischem Boden. Wie dumm von den FC-Fans: Sobald der 1. FC Köln das nächste Mal wieder einen europäischen Wettbewerb erreicht – ob in fünf oder 25 Jahren – könnte das erste Auswärtsspiel ohne FC-Fans stattfinden. Denn der Klub befand sich seit den Vorfällen von London auf Bewährung. Die UEFA dürfte den Skandal von Belgrad als Anlass nehmen, die Bewährung in eine aktive Strafe umzuwandeln. „Völlig inakzeptabel“ nannte Geschäftsführer Alexander Wehrle das Verhalten der FC-Fans. Man müsse nun abwarten, wie die UEFA reagiere. Dann werde man Stellung beziehen.

Am Ende des Abends wurde es noch bizarr. Ein serbischer Medienvertreter forderte in der Pressekonferenz von Trainer Stefan Ruthenbeck eine Entschuldigung an die serbischen Gastgeber. Bockig saß der Mann in der letzten Reihe und schien vergessen zu haben, dass auch mehrere Böller und Feuerwerkskörper aus serbischen Tribünenbereichen in den Gästeblock abgefeuert worden waren. Ein Vereinsvertreter von Roter Stern ging schließlich dazwischen und wies den Fragesteller an, sich zurückzuhalten. FC-Pressesprecherin Lil Zercher beendete die Diskussion und bat um weitere Fragen zum Spiel. An diesem Abend hatten einige FC-Fans die schlechte Leistung der Kölner Profis auf dem Rasen mit ihrer eigenen Darbietung noch unterboten.

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