Dirk Schuster. (Foto: Jan Hübner)

Vorliebe für erfahrene Trainer: Wen holt Veh nach Köln?

[nextpage title=”Vehs Worte aus dem Sommer hallen nach”]

Es ist nicht einmal fünf Monate her, da hat sich Armin Veh zur aktuellen Trainerlage in der Bundesliga geäußert. Ein knappes halbes Jahr später muss er als neuer Geschäftsführer Sport des 1. FC Köln einen Übungsleiter für seinen neuen Klub finden. Es lohnt sich, die Aussagen des 56-Jährige noch einmal zu beleuchten – und passend dazu Trainerkandidaten zu suchen.

Köln – “Ich musste schon dreimal in unteren Ligen Meister werden und aufsteigen, bis ich in der Bundesliga eine Chance bekommen habe.” Das sagte Armin Veh im Sommer. “Bundesliga-Trainer zu werden war noch nie so leicht wie heute.” Aussagen mit Sprengstoff angesichts junger, aufstrebender Trainer wie Hannes Wolf (VfB Stuttgart), Domenico Tedesco (FC Schalke 04), Julian Nagelsmann (1899 Hoffenheim) oder Sandro Schwarz (1. FSV Mainz 05).

Welche Rolle bekommt der neue Trainer?

Insbesondere Schwarz’ Aufstieg beim FSV war Veh im Sommer ein Dorn im Auge. “Heutzutage ist es ja sogar möglich, dass man mit einer Drittliga-Mannschaft absteigt und trotzdem Bundesliga-Trainer wird.” Schwarz war in der vergangenen Saison mit der zweiten Mannschaft der 05er in die Regionalliga abgestiegen. Entsprechend fragte Veh, ob es inzwischen auch noch andere Kriterien für die Auswahl eines Trainers gebe als das Alter: “Wonach soll man denn da noch gehen? Nur nach Sympathie, nach Einfachheit, oder nur nach Alter?”

Nun muss Veh für den 1. FC Köln auf die Suche gehen. Interimscoach Stefan Ruthenbeck hat noch vier Pflichtspiele vor der Brust. Im Januar soll dann ein neuer Mann kommen. Aber was für einer? Einer, der von vorne herein auch mit der Perspektive Zweite Liga unterschreibt? Einer, der nur für die Rückrunde übernimmt, um dann einem unverbrauchten Mann im Sommer Platz zu machen? Ein Feuerwehrmann, der die Rettung doch noch schaffen soll und nur im Falle des Klassenerhalts bleiben würde? Veh muss entscheiden. Aber eines scheint klar: Ein Nachwuchstrainer wird es wohl nicht.

Die Gerüchte vor Veh

Gerüchte gab es in den letzten Tagen und Wochen schon zur Genüge – allerdings war da noch nicht klar, dass Veh der neue starke Mann beim FC werden würde. Bruno Labbadia fiel angeblich aufgrund seines streitbaren Co-Trainers Eddy Sözer schon zu Zeiten von Ex-Sportchef Jörg Schmadtke beim Vorstand durch und wird es wohl nicht. Markus Weinzierl war angeblich Schmadtkes zweite Wahl neben Labbadia, dieser dürfte sich aber wohl mit Blick auf die Zweite Liga den FC nicht antun. Marco Rose von RB Salzburg bestritt zwar einen Kontakt zum FC, auf der Liste der Geissböcke stand er aber in jedem Fall. Und dann wäre da noch Markus Anfang, der allerdings – nicht gerade nach Vehs Gusto – eben noch überhaupt keine Bundesligaerfahrung hat, allerdings bei Holstein Kiel überragende Arbeit abliefert.

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Ein beschränkter Markt vertragsloser Trainer

Jens Keller war bekanntermaßen gerade bei Union Berlin entlassen worden, da fand er sich auch schon in die Kölner Gerüchteküche wieder. Dafür verantwortlich war sein Berater Thomas Eichin, der ihn – so durchschaubar wie stillos – höchstselbst am Geißbockheim ins Gespräch brachte. Das dürfte Keller nicht gerade geholfen haben. Doch der kernige Trainertyp Keller stünde zumindest zur Verfügung und würde auch in die Zweite Liga gehen – ob er aber bei sofortigem Antritt im Januar einen Abstieg im Sommer überleben würde, sei dahin gestellt.

Gleiches gilt für Dirk Schuster, der in Darmstadt über Jahre hinweg beeindruckende Arbeit ablieferte, mit den Lilien sogar die Bundesliga hielt, dann aber in Augsburg sein Waterloo erlebte. Dubiose Entlassungsgründe, die von FCA-Seiten nur angedeutet, aber nie geklärt, von Schuster wiederum nie kommentiert wurden, haben ihn bislang von weiteren Engagements fern gehalten. Auch Schuster fühlt sich dem FC verbunden, stünde wohl sofort bereit und würde auch in die Zweite Liga gehen. Wenn er denn dürfte. Ein bodenständiger Typ, der allerdings nicht gerade für innovativen Fußball steht.

Die Verdrängten

Dann gibt es eine Riege an Fußballtrainern, die in den letzten Jahren von der jungen Garde verdrängt wurde. Ob Mirko Slomka, Michael Frontzack oder Mike Büskens – sie alle würden zwar nach Vehs Vorstellungen mit Bundesliga-Erfahrung daher kommen. Bei den FC-Fans hätten sie aber wohl von Beginn an keinen Kredit. Mit großer Skepsis würden auch Tayfun Korkut oder André Schubert begrüßt werden. Auch sie stehen aktuell zur Verfügung, ihre Namen zeigen aber schon, wie schwer der Markt verfügbarer aktuell zu bearbeiten ist.

Bernd Hollerbach wäre derweil wieder ein Trainer, der über längere Zeit bei den Würzburger Kickers bewiesen hat, dass er eine Mannschaft aufbauen, entwickeln und nach oben führen kann. Nach dem Abstieg im vergangenen Sommer ist der 48-Jährige ohne Job. Ein anderer mit einem ähnliche Profil wurde erst kürzlich beim VfL Bochum entlassen: Ismail Atalan baute bei den Sportfreunden Lotte über drei Jahre hinweg einen erfolgreichen Drittligisten auf. Im Ruhrpott hingegen wurde er Opfer einer zerstrittenen Klubführung. Doch ob einer der beiden das Format hat, den 1. FC Köln aus der Krise zu führen?

Oder doch ein junger Wilder?

Und dann wären da doch noch Nachwuchstrainer, denen in den kommenden Jahren der Sprung in die Profi-Ligen zugetraut wird. Benjamin Hoffmann und Jan Siewert vom BVB, Marco Wildersinn von 1899 Hoffenheim und Robert Klauß bei RB Leipzig gelten als hoffnungsvolle Trainertalente mit Potential für mehr. Doch es scheint kaum vorstellbar, dass sich Armin Veh beim 1. FC Köln nach seinen Aussagen im vergangenen Sommer auf gerade so einen Trainer stürzen wird. Vehs Aufgabe in der Trainerfrage wird also eine Mammutaufgabe, denn die Fußstapfen von Ex-Coach Peter Stöger sind groß. Gut möglich, dass der FC dafür lieber noch einmal Geld in die Hand nimmt und einen Trainer aus dessen bestehendem Vertrag herauszukaufen versucht. Am Montag wird Veh bei seiner Vorstellung erklären müssen, was ihm vorschwebt.

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