FC Präsident Werner Spinner beim Spiel gegen den FC Arsenal. (Foto: Mika Volkmann)

“Vorstand raus!” FC-Präsidium schreibt Brief an die Fans

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Der 1. FC Köln hätte diesen Befreiungsschlag dringend gebraucht: die Mannschaft, die Trainer, die Geschäftsführung, der Vorstand. Auch die Fans. Doch diese wendeten sich nach der peinlichen 3:4-Pleite nach 3:0-Führung gegen den SC Freiburg gegen das Präsidium. Dieses reagierte noch am Nachmittag mit einem offenen Brief.

Köln – Mit einem Plakat und eindeutigen Rufen “Vorstand raus!” verabschiedete eine erzürnte Südkurve das Präsidium und Geschäftsführer Alexander Wehrle am Sonntagnachmittag in den Logenbereich. Minuten später zogen vor dem VIP-Eingang an der Westtribüne des RheinEnergieStadions Polizisten auf. Nur zur Sicherheit. Es blieb ruhig.

Spinner geht früher – Vorstandsbrief an die Fans

Dennoch sprachen die Bilder Bände. Genauso wie während des Spiels. Werner Spinner war zwar im Stadion, zeigte sich aber nicht an seinem üblichen Platz. Stattdessen saßen lediglich Toni Schumacher, Markus Ritterbach und Alexander Wehrle zusammen, der Präsident blieb unentdeckt. Hinterher hieß es, er habe früh das Stadion verlassen. Wann genau – ob vor oder nach den beiden Elfmetern, die zur Niederlage geführt hatten – blieb unklar.

Klar blieb aber die Forderung der Fans, dass der Vorstand zurücktreten solle. Das wird er aber nicht tun, wie noch am Nachmittag klar wurde. Denn Werner Spinner, Toni Schumacher und Markus Ritterbach veröffentlichten über die Website des 1. FC Köln einen offenen Brief an die Fans, in dem sie um Vertrauen baten und Fehler eingestanden. “Wir müssen selbstkritisch eingestehen, dass ein großer Teil der schwierigen Lage selbstverschuldet ist”, hieß es. Beim gespaltenen Verhältnis zwischen Ex-Sportchef Jörg Schmadtke und Ex-Trainer Peter Stöger hätte man “genauer hinschauen müssen”. Anschließend habe man darüber hinaus “intern die nötige Klarheit und Geschlossenheit vermissen und nach außen ein Bild entstehen lassen, das nicht zum 1. FC Köln passt”.

Wir werden alles tun, den entstandenen Schaden wieder gutzumachen

Kritische Worte also, die aber nicht zum Rücktritt führen werden, wie das Trio betonte. “In dieser Situation wäre es der einfachste Weg, davonzulaufen und den FC in einer schwierigen Lage anderen zu hinterlassen. Aber das werden wir nicht tun”, erklärte der Vorstand. “Wir werden alles tun, den entstandenen Schaden wieder gutzumachen. Nicht mit einem ‘Weiter so’, sondern mit einer klaren Analyse all dessen, was falschgelaufen ist.” Deutliche Worte also, denen nun aber Taten folgen müssen.

Ob der Brief die Fanseele beruhigen wird? Am Montag wird der neue Sport-Geschäftsführer und Schmadtke-Nachfolger Armin Veh seine Arbeit am Geißbockheim aufnehmen. Dieser wird gleich diverse Baustellen bearbeiten müssen. Zumindest ist nun klar, dass er dabei mit dem bisherigen Präsidium zusammenarbeiten wird.

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Der Brief des Vorstands im Wortlaut

“Liebe FC-Fans,

nach einem erneut sehr bitteren Spiel ist es uns ein Anliegen, uns direkt an Euch zu wenden. Dass wir im Dezember 2017 in einer derart tiefen Krise stecken könnten, hätte vor einem halben Jahr niemand erwartet. Bei allen äußeren Faktoren, die zusammengekommen sind und die wir nicht beeinflussen können, müssen wir selbstkritisch eingestehen, dass ein großer Teil der schwierigen Lage selbstverschuldet ist.

Wir hätten genauer hinschauen und früher eingreifen müssen

Wir als Vorstand des 1. FC Köln haben den operativ Verantwortlichen immer großes Vertrauen entgegengebracht, ein Vertrauen, das sie sich über Jahre durch außergewöhnlich erfolgreiche Arbeit für den FC verdient hatten. Jedoch haben wir dadurch zu spät realisiert, dass das erfolgreiche Duo Jörg Schmadtke und Peter Stöger, das wir 2013 zum 1. FC Köln geholt haben, nicht mehr funktioniert – mit allen Konsequenzen, die dies bis heute hat, von Transfer- und Kaderentscheidungen bis zur Zahl der Verletzungen. Wir hätten genauer hinschauen und früher eingreifen müssen. Nach dem Ausscheiden von Jörg Schmadtke haben wir darüber hinaus intern die nötige Klarheit und Geschlossenheit vermissen und nach außen ein Bild entstehen lassen, das nicht zu dem 1. FC Köln passt, für den wir seit 2013 stehen. In der Krise haben wir nicht mehr so souverän agiert, wie es unser Anspruch ist. Das kreiden wir uns ganz persönlich an und wir bedauern es. Auch in der Mannschaft ist die Geschlossenheit in Teilen verloren gegangen. Dies alles ist in der Woche zwischen dem Hertha- und dem Schalke-Spiel endgültig für alle, auch für Peter Stöger, unerträglich geworden. Unzulässige persönliche Diffamierungen einmal beiseite lassend, ist die aktuelle Kritik an unserer Amtsführung daher gerechtfertigt.

In dieser Situation wäre es der einfachste Weg, davonzulaufen und den FC in einer schwierigen Lage anderen zu hinterlassen. Aber das werden wir nicht tun. Wir stellen uns der Kritik und wir stellen uns der Verantwortung, die mit unserer einstimmigen Wahl bis 2019 verbunden ist. Wir haben den FC im April 2012 in einer weit schlimmeren Lage übernommen und werden alles tun, den entstandenen Schaden wieder gutzumachen. Nicht mit einem “Weiter so”, sondern mit einer klaren Analyse all dessen, was falschgelaufen ist. Wir werden an passenden Strukturen und einer anderen Feedbackkultur arbeiten.

Wir werden gemeinsam wieder aufstehen

Aber auch wenn es insbesondere in Belgrad anders ausgesehen haben mag: Der 1. FC Köln 2017 ist nicht der 1. FC Köln 2012. Wir wissen, was zu tun ist: Kommunikation, Klarheit und Führung, Offenheit und Geschlossenheit, im Vorstand, in den Gremien, im gesamten Club bis in die Kabine. Wir sind wirtschaftlich gesund, haben eine charakterlich einwandfreie Mannschaft und ein Team am Geißbockheim, das sich Tag und Nacht für den FC einsetzt. Und unter unseren Fans und Mitgliedern gibt es eine überwältigende Mehrheit, die für den FC durchs Feuer gehen.

Wir sind weder handlungsunfähig noch resigniert. Mit Armin Veh haben wir einen erfahrenen Mann für die sportliche Geschäftsführung gewonnen, der kommunikativ und führungsstark ist und an der Seite von Alexander Wehrle, der für uns nicht nur in den vergangenen Wochen ein Muster an Stabilität und Kompetenz ist, wieder Ruhe in den Club bringen wird. Nach vier unglaublich erfolgreichen Jahren, die in unserer Bilanz stehen, sind wir tief gefallen. Wir werden gemeinsam wieder aufstehen. Und wir hoffen und wünschen uns, dass Sie uns dabei unterstützen.

Werner Spinner, Markus Ritterbach, Toni Schumacher, 10. Dezember 2017

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