Alexander Wehrle bei der FC-Weihnachtsfeier mit seinem Lebensgefährten Thomas. (Foto: GBK)

Wehrle muss zweigleisig planen – Veh lobt Vorgänger Schmadtke

[nextpage title=”Wehrle von Lizenz ohne Auflagen überzeugt”]

In den vergangenen drei Jahren war es nur eine Formalität. Der 1. FC Köln musste beim Lizenzierungsverfahren der Deutschen Fußball-Liga immer auch die Unterlagen für eine mögliche Zweitliga-Saison einreichen. Nun hat sich die Situation verändert. Finanz-Geschäftsführer Alexander Wehrle plant vornehmlich für Liga zwei.

Köln – Nein, die Zweite Liga, das betonte Wehrle in den vergangenen Wochen immer wieder, wolle er nicht schon im Winter ausrufen. Tatsächlich sind noch erstaunlich viele Optimisten im und ums Geißbockheim unterwegs, die trotz der neun Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz (und das bei gerade einmal sechs Punkten auf der Habenseite) an den Klassenerhalt glauben. Mit diesem Rückhalt will das Team von Stefan Ruthenbeck in die Rückrunde starten und die letzte Chance beim Schopfe packen.

Ich gehe davon aus, dass wir keine Auflagen bekämen

Der Klassenerhalt wäre sportlich ein Wunder, für die Entwicklung des Klubs ein Segen und finanziell ein millionenschwerer Triumph. Der Abstieg hingegen wäre sportlich verdient, würde einen personellen Umbruch nach sich ziehen und den Klub finanziell um viele Jahre zurückwerfen. Der Umsatz würde um rund 50 Prozent auf 70 bis 80 Millionen Euro einbrechen. Die Gewinne der letzten Jahre und der Aufbau des Eigenkapitals müssten angeknabbert werden, um einen Lizenzspieleretat für die Zweite Liga auf die Beine zu stellen, der dem Saisonziel des sofortigen Wiederaufstiegs gerecht werden würde. Und die Rückschläge in Sachen TV-Geldern (nicht nur national – mehr dazu hier) wären noch in fünf bis zehn Jahren spürbar.

Doch Finanz-Boss Wehrle muss sich dieser veränderten Realität stellen. Seine Abteilung bereitet in den kommenden Wochen die Lizenzierungsunterlagen für die Bundesliga und die Zweite Liga parallel vor. Bis zum 15. März müssen alle Profi-Klubs ihre Berichte bei der Deutschen Fußball-Liga einreichen. Ende April bekommen sie dann in erster Instanz den Bescheid, ob mit Auflagen zu rechnen wäre oder nicht. In den vergangenen Jahren konnte der FC immer beruhigt auf dieses Feedback durch den Verband warten. Auflagen gab es nicht zu befürchten. Davon ist Wehrle auch für 2018 wieder überzeugt – egal, in welcher Liga. “Wir haben schon in den letzten Jahren immer mit beiden Szenarios geplant”, sagte Wehrle dem GEISSBLOG.KOELN. “Ich gehe davon aus, dass wir für beide Szenarios keine Auflagen bekämen.”

Mehrere Fallschirme beim Abstieg

Während der Effzeh beim letzten Gang in Liga zwei im Sommer 2012 um seine Existenz bangen musste, könnten sich die Verantwortlichen sechs Jahre später im Abstiegsfall voll auf die sportliche Wettbewerbsfähigkeit konzentrieren. Der Verein ist wirtschaftlich gesund, viele Millionen Euro liegen in der Hinterhand bereit. Das Eigenkapital wird am Ende der noch laufenden Saison auf über 30 Millionen Euro ansteigen. Das genaue Ergebnis hängt davon ab, was der Effzeh in der Wintertransferperiode unternehmen wird. Darüber hinaus können die Geissböcke auf gleich mehrere Fallschirme zurückgreifen.

[nextpage title=”Auf diese Fallschirme kann der FC beim Abstieg bauen”]

Stadionpacht plötzlich wieder ein Vorteil

Sollte der FC tatsächlich in die Zweite Liga müssen, müssten die Verantwortlichen eingestehen, dass der aktuelle Pachtvertrag mit der Stadt Köln für das RheinEnergieStadion zumindest im Abstiegsfall doch gar nicht so ungünstig für die Geissböcke ist. Denn im Unterhaus müsste der Klub bekanntlich nur 2,1 Millionen Euro jährlich an die Stadt überweisen. Diesen Fallschirm hatten die FC-Bosse ausgehandelt, als der Klub kurz vor der Zahlungsunfähigkeit gestanden hatte.

Apropos Fallschirm: Von diesen hätte der 1. FC Köln im Abstiegsfall gleich mehrere. Neben der reduzierten Stadionpacht kommt etwas zum Tragen, das der neue Sportchef Armin Veh mit großer Freude festgestellt hat. Der Nachfolger von Jörg Schmadtke fand nach seinem Amtsantritt lobende Worte für seinen Co-Geschäftsführer Wehrle und auch für seinen Vorgänger als Manager – und zwar für die personellen Planungen mit Blick auf einen Abstieg.

Das haben die Verantwortlichen clever gemacht

“Die Verträge sind so gestaltet, dass jeder Spieler einen Vertrag für die Zweite Liga hat. Das ist sehr positiv”, lobte Veh und hob das dafür entscheidende Kriterium besonders hervor: “Auch, dass die Verträge für die Zweite Liga anders aussehen als für die Bundesliga. Das ist wichtig, weil es bei anderen Vereinen schon anders war.” Anderswo mussten Klubs Spieler mit in die Zweite Liga nehmen oder auszahlen, weil im Unterhaus ein nahezu unverändert hoch dotierter Vertrag gegolten hätte. Das wäre beim FC offenbar nicht der Fall. Alle Spieler, auch die Leistungsträger, müssten teils erhebliche Einbußen im Abstiegsfall hinnehmen. “Das haben die Verantwortlichen hier clever gemacht”, lobte Veh und wies auf die positiven Optionen, die sich daraus ergäben: “Wir wären daher in der Lage, eine richtig gute Mannschaft zusammenzustellen. Das ist eine gute Ausgangsbasis.“

Zuletzt bietet einen weiteren Fallschirm eine gute Ausgangsbasis für eine mögliche Mission Wiederaufstieg. Genau dafür hatten Wehrle und Schmadtke in den vergangenen zwei Jahren mit Blick auf den neuen TV-Vertrag gekämpft. Vereine, die aus der Bundesliga in die Zweite Liga absteigen, erhalten überproportional mehr Geld als die Konkurrenz im Unterhaus, weil in den TV-Vertrag die Säule “Wettbewerb” eingezogen wurde, die 23 Prozent der Verteilsumme ausmacht. Sie begünstigt Bundesliga-Absteiger, die in den Jahren zuvor erfolgreich im Oberhaus waren. So wie der FC. Dafür hatte sich Köln als Teil des sogenannten “Team Marktwert” eingesetzt. “Ein Abstieg würde natürlich massive Einbußen bedeuten. Aber durch diesen Fallschirm wäre die Situation für uns zumindest komfortabler”, bestätigte Wehrle dem GEISSBLOG.KOELN.

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