"Vorstand raus!" Ein deutliches Plakat in der Kölner Südkurve im Spiel gegen Wolfsburg. (Foto: Mika Volkmann)

Der offene Bruch zwischen FC, Fans und Mitgliederrat

Der 1. FC Köln hat sich offenbar ausgerechnet vor dem so wichtigen Heimspiel gegen Hannover 96 eine weitere Baustelle ohne Not aufgemacht. Die Problematik mit Teilen der Ultra-Szene schwelte seit Monaten. Dass der Verein nun aber mit einem offenen Brief, der einer Abrechnung gleichkam, vorpreschte, verprellte nicht nur Teile der Anhängerschaft, sondern auch den Mitgliederrat.

Köln – Es ist ja nun kein Geheimnis mehr, dass Werner Spinner gegenüber Stefan Müller-Römer und Carsten Wettich ein fast schon feindschaftliches Verhältnis pflegt. Der Präsident bereut inzwischen, dem Mitgliederrat einst so viel Macht per Satzung verliehen zu haben. Und so umgeht der Vorstand den Rat mittlerweile, wo immer er kann.

So geschehen offenbar auch in den vergangenen Tagen. Wie Müller-Römer nun erklärte, schickte der FC den offenen Brief, der am Mittwoch erschien, Ende der vergangenen Woche an alle Mitgliederräte zur Stellungnahme. Diese Stellungnahme hätte bis Rosenmontag erfolgen sollen. An Karnevalsfreitag informierten die beiden MR-Vorsitzenden den Vorstand, dass dies nicht möglich sei. Da der Rat eine Woche später ohnehin zu einer Sitzung zusammenkäme, solle der Klub mit einer Veröffentlichung bis dahin warten. Dies geschah nicht.

Der Verein veröffentlichte die Stellungnahme am Mittwoch, ohne vorab noch einmal den Mitgliederrat kontaktiert zu haben. Gleiches war im Übrigen am Vortag erfolgt, als die Mitgliederräte aus den Medien erfuhren, dass Werner Spinner am Herzen erkrankt sei und operiert werden müsse. Zudem provozierte der FC die MR-Vorsitzenden, indem das Fan-Schreiben, in dem der FC mit Teilen der Ultra-Szene abrechnete und zwei vermeintliche Rädelsführer namentlich nannte, auch von “Teilen des Mitgliederrats” unterschrieben wurde. Inhaltlich korrekt, in den Augen Müller-Römers und Wettichs aber eine gezielte Unterwanderung des Rates als solchem.

Offensichtlich ist der Vorstand an einer ernsthaften Zusammenarbeit mit dem Mitgliederrat nicht mehr interessiert

Wenig überraschend stellte Müller-Römer deswegen auch fest: “Die Veröffentlichung ist gegen den Willen des Mitgliederrates erfolgt”, lediglich zwei Mitglieder hätten der Erklärung persönlich zugestimmt, ein dritter in Teilen. “Allerdings ohne mich oder die anderen Gremiumsmitglieder darüber zu informieren”, wie Müller-Römer ergänzte und betonte: “Wir halten den Zeitpunkt des Schreibens für sehr unglücklich. Der Brief befeuert die Konflikte mit den Ultras, obwohl die Mannschaft sportlich noch um den Klassenerhalt kämpft und jede Unterstützung brauchen kann.” Er kritisierte den Vorstand für einen “Alleingang” und stellte fest: “Offensichtlich ist der Vorstand an einer ernsthaften Zusammenarbeit mit dem Mitgliederrat nicht mehr interessiert.”

Neben dem offenen Bruch mit Teilen der Ultra-Szene haben die Verantwortlichen beim Effzeh also auch einen offenen Bruch mit dem Mitgliederrat herbeigeführt. Nachdem in den vergangenen zwei Jahren die Konflikte noch größtenteils intern ausgetragen wurden, dürfte diese Zeit nun vorbei sein.

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