Armin Veh und Frank Aehlig. (Foto: GBK)

Frank Aehlig: “Wir haben noch niemand gefragt: ‘Was wäre wenn?’”

[nextpage title=”Aehlig über RB Leipzig, Armin Veh und seine Rückkehr”]

Seit rund zwei Monaten arbeitet Frank Aehlig als rechte Hand von Armin Veh beim 1. FC Köln. Für den ehemaligen Sportkoordinator von RB Leipzig schuf der Effzeh eigens die  Position des “Leiters der Lizenzspielerabteilung“. Als Schattenmann von Veh bastelt Aehlig im Hintergrund am Kader für die neue Saison. Im GBK-Interview stand er nun Rede und Antwort.

Köln – Am Sonntag muss der 1. FC Köln bei RB Leipzig antreten. Für Frank Aehlig ist es ein besonderes Spiel. Denn der 50-Jährige hat dort in den letzten dreieinhalb Jahre an der Seite von Ralf Rangnick gearbeitet. Der GEISSBLOG.KOELN sprach mit ihm über seine Arbeit bei RB, Armin Veh, die Rückkehr nach Leipzig, das Angebot für Jannes Horn und nicht zuletzt über die Kaderplanung für die kommende Saison.

GBK: Herr Aehlig, die letzten drei Jahre waren Sie bei RB als Sportkoordinator tätig. Was hat Sie dazu bewogen, von einem CL-Anwärter zum wahrscheinlichen Absteiger 1. FC Köln zu gehen?
FRANK AEHLIG: “Vor allem die Aussicht mit Armin Veh zusammen arbeiten zu können. Wir kennen uns lange und gut. Ich habe mich auch in Leipzig wohlgefühlt, aber ich wusste: Wenn es irgendwann passen sollte, dann wollen wir noch einmal zusammen arbeiten. Deswegen war das der ausschlaggebende Punkt für mich.”

In Köln Sind Sie nun “Leiter der Lizenzspielerabteilung“ und Armin Vehs rechte Hand. In Reutlingen und in Wolfsburg haben sie bereits Seite an Seite gearbeitet. Veh wollte Sie unbedingt. Was macht die Zusammenarbeit mit ihm aus?
“Wir ticken sehr ähnlich, haben häufig eine ähnliche Sichtweise auf die Dinge. Natürlich spielen auch menschliche Gesichtspunkte eine große Rolle. Wir schätzen und vertrauen uns. Wie gesagt, ich hatte dreieinhalb sehr gute Jahre in Leipzig, aber in dieser Branche trifft man eben nicht so viele Leute zwischen denen es so gut passt wie zwischen Armin Veh und mir.”

Worin unterscheidet sich Armin Veh von Ralf Rangnick, mit dem Sie in Leipzig eng zusammengearbeitet haben?
“Wenn es um den Fußball geht, dann unterscheidenden sie sich gar nicht so sehr. Denn beide waren Trainer. Sie sehen Dinge häufig aus einem anderem Blickwinkel als andere Sportfunktionäre. Das finde ich sehr hilfreich.”

Am Sonntag geht es für den 1. FC Köln gegen RB Leipzig. Mit welchen Gefühlen kehren Sie nach Leipzig zurück?
“Mit absolut positiven Gefühlen. Ich werde viele Leute wiedersehen, die mir in den letzten Jahren sehr ans Herz gewachsen sind. Ich freue mich auf die Rückkehr. Sportlich gesehen wird das natürlich eine große Herausforderung für den FC. Ich glaube, dass die Quoten bei den Wettanbietern nicht gerade für uns sprechen. Dennoch werden wir natürlich alles geben und versuchen etwas Zählbares mitzunehmen.”

Wie groß ist der Unterschied zu Ihrer Arbeit von RB Leipzig, wo Sie sehr große finanzielle Möglichkeiten hatten, im Vergleich zu einem krisengebeutelten 1. FC Köln, bei dem Sie auch finanziell weniger Spielraum haben?
“Zunächst einmal ist es ein Irrtum, dass in Leipzig unbegrenzte finanzielle Mittel zur Verfügung stehen. Auch dort ist es so, dass man sich an Budgets und Richtlinien halten muss. In den 27 Jahren, in denen ich im Fußballgeschäft arbeite, habe ich eine sehr große Bandbreite an Vereinen erlebt. Ich kann Ihnen sagen: Beim 1. FC Köln sind wir sehr gut aufgestellt. Der Verein ist gut strukturiert und absolut wettbewerbsfähig.”

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Das mag stimmen. Aber hat es ein Klub wie RB Leipzig beispielsweise bei Transfers von Spielen nicht deutlich einfacher, als der 1. FC Köln?
“Natürlich ist ein Verein wie Leipzig mit einem anderen Budget unterwegs als der 1. FC Köln. Aber dass die Arbeit in Köln dadurch schwieriger ist, würde ich nicht sagen. Ich glaube auf jedem Level gibt es einen Wettbewerb, dem man sich stellen muss. Ein Verein wie Leipzig bemüht sich normalerweise um andere Spieler als der 1. FC Köln. Der Effzeh wiederum bemüht sich um andere Spieler als ein Verein aus der 2. Bundesliga. Beiden Klubs stehen unterschiedliche finanzielle Mittel zur Verfügung, doch sie konkurrieren beim Werben um Spieler auch mit anderen Vereinen. Dabei spielen nicht nur finanzielle Gesichtpunkte eine Rolle.”

Worum geht es dann?
“Am Ende des Tages ist es wichtig, dem Spieler eine Perspektive aufzuzeigen. Wie viel Einsatzzeit bekommt er? Wie viel Vertrauen spürt er? Für einen kleineren Verein kann es beispielsweise von Vorteil sein, wenn er einem Spieler mehr Einsatzzeit in Aussicht stellen kann.”

Paradoxerweise hat sich RB Leipzig im Winter intensiv um Jannes Horn bemüht. Dort hätte er womöglich mehr Spielzeit bekommen können, als aktuell in Köln?
“Jannes hat sich im Sommer für den 1. FC Köln entschieden und einen Vertrag bis 2022 unterschrieben. Und ja: Es stimmt, dass Leipzig Interesse hatte. Aber Armin Veh hat in seiner Funktion als sportlicher Geschäftsführer deutlich signalisiert, dass ein solcher Transfer nicht zu Stande kommen wird. Damit war das Kapitel direkt beendet.”

Eigentlich müsste es doch ein großer Vorteil sein, dass Sie bereits jetzt für die zweite Liga planen können. Trotzdem hat man das Gefühl, dass die Spieler einem klaren Bekenntnis zum 1. FC Köln aus dem Weg gehen. Woran liegt das?
“Es stimmt, dass wir theoretisch für die Kaderplanung der nächsten Saison einen zeitlichen Vorlauf haben. Allerdings erst, wenn wir mit absoluter Sicherheit wissen, wo es hingeht. Das ist aktuell nicht der Fall. Auch wenn wir die Tabellensituation natürlich realistsich einordnen. Wie im Winter schon wollen wir nur Spieler holen, die unseren Weg in beiden Fällen mitgehen. Was unseren Kader angeht: Wir haben noch niemand gefragt: ‘Was wäre wenn?’ Das wäre in der aktuellen Situation das falsche Zeichen.”

[nextpage title=”Aehlig über die Kaderplanung, die 2. Liga und Identifikation mit dem Verein”]

Ist das nicht fahrlässig?
“Nein. Im Momemt geht es in erster Linie um die Balance der Mannschaft. Wenn wir jetzt schon Dinge festzurren, können wir das vielleicht nicht mehr korrigieren. Die Frage ist: Wer sitzt am Ende des Tages am Controller? Wenn wir absteigen, dann sitzen wir nicht am Controller. Wenn wir nicht absteigen jedoch schon.”

Das bedeutet, dass Sie erst einmal abwarten wollen?
“Natürlich haben wir unsere Überlegungen zur Kaderzusammenstellung – für beide Ligen. Doch der Fußball ist ein sehr schnelllebiges Geschäft. Solange wir keine Planungssicherheit haben, behalten wir die Dinge im Blick, treiben sie aber nicht mit aller Macht voran.”

Alle Spieler haben Verträge für die 2. Liga. Viele haben jedoch eine Ausstiegsklausel im Arbeitspapier verankert. Glauben Sie, dass insbesondere Spieler wie Timo Horn, Jonas Hector oder Dominique Heintz den Verein im Abstiegsfall verlassen würden?
“Wir haben mit den Spielern noch nicht darüber gesprochen. Denn der 1. FC Köln ist noch nicht abgestiegen. Was ich Ihnen versichern kann: In meinen ersten Wochen beim 1. FC Köln ist bei vielen Spielern die Identifikation mit dem Klub und der Stadt deutlich zu spüren. Das ist anders als bei vielen anderen Vereinen. Das ist etwas sehr Positives und das wollen wir erhalten.”

Das bedeutet, Sie glauben, dass solche Spieler auch in der 2. Liga bleiben würden?
“Wir wissen, dass unsere Spieler alles dafür tun, um in der 1. Bundesliga zu bleiben. Wenn wir Gewissheit haben, werden wir Gespräche führen.”

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