Der Anfang vom Ende: Milot Rashica läuft Marco Höger davon und legt den Ball am aus seinem Tor eilenden Timo Horn zur 2:1-Führung für Bremen ins Netz. (Foto: imago/DeFodi)

Kommentar: Ohne Lernkurve bleibt nur der Abstieg

Der 1. FC Köln hat noch acht Spiele Zeit, um acht Punkte Rückstand aufzuholen. Eine unmögliche Aufgabe? Nein. Theoretisch denkbar? Ja. Sogar praktisch vorstellbar? Auch das. Und doch wird es wohl nicht reichen. Der Grund dafür ist einfach: Die Spieler machen seit Monaten immer und immer wieder dieselben Fehler. Eine Lernkurve? Nicht vorhanden.

Köln – Unter Peter Stöger hatte der 1. FC Köln zwei große Probleme. Er schoss vorne keine Tore, kassierte sie hinten aber reihenweise. Unter Stefan Ruthenbeck ist die Offensive wieder konkurrenzfähig geworden. Die Defensive aber ist löchrig, fehlerhaft und Bundesliga-untauglich wie in der Hinrunde. Wer so viele Gegentore kassiert, ohne die Fehler zu beheben, steigt ab. Das ist keine boshafte Unterstellung, sondern die Logik des Fußballs.

Gegentor-Quote bleibt konstant hoch

Im Schnitt 1,88 Mal musste Timo Horn pro Spiel den Ball in der Hinrunde aus seinem Tor holen. 1,88 Gegentore sind es durchschnittlich auch in der Rückrunde. Die Offensive kann gar nicht so viele Tore erzielen, wie sich die Defensive immer wieder selbst reinlegt. Das Paradebeispiel für die ausbleibende Lernfähigkeit der Kölner Abwehr sind ruhende Bälle. Das 0:1 in Bremen nach einem Eckball war bereits das 19. Gegentor nach einem Standard. Der Effzeh ist auch in dieser Statistik abgeschlagener Letzter.

Doch die nicht vorhandene Lernkurve betrifft auch andere Bereiche des Spiels. Die oftmals lethargischen Anfangsphasen. Die erneuten Gegentreffer nur wenige Minuten nach selbst erzielten Toren. Zusammen mit der Schwäche bei Standards fällt auf, dass diese Problembereiche von Ruthenbeck selbst als Fragen des Kopfes identifiziert wurden. Als Fragen der mentalen Stabilität und der Konzentration. Der Abstiegskampf sitzt tief in den Köpfen der Spieler fest. Man konnte nach dem 1:2-Gegentreffer in Bremen förmlich spüren, wie die Spieler ungläubig den Kopf hängen ließen, weil es ihnen schon wieder passiert war.

Wie eine selbsterfüllende Prophezeiung

Die psychische Belastung, über die nach den Aussagen von Ex-Nationalspieler Per Mertesacker wieder vermehrt gesprochen wird, ist beim FC überall zu spüren. Die Spieler stecken in einem Teufelskreis, aus dem ihnen kaum jemand anderes heraushelfen kann als sie selbst. Die Profis scheinen nicht mehr in der Lage zu sein, die Fehler abzustellen, weil diese wie selbsterfüllende Prophezeiungen immer wieder aufs Neue auftreten. Eine echte Lernkurve scheint so unmöglich, es sei denn, ein Schlüsselmoment würde das nötige Selbstbewusstsein auf einen Schlag zurückbringen. Doch nach einer Saison der Tiefschläge, Rückschläge und teils selbst zugefügten Niederschläge fällt es den Spielern immer schwerer, an diese (psychologische) Wende zu glauben. Denn noch immer wurde in dieser Saison jede geglaubte Wende im nächsten Moment wieder zunichte gemacht. Und deshalb gibt es am Ende der Saison wohl nur einen Ausgang: den in die Zweite Liga.

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