Auch Stefan Ruthenbeck ging nach dem Spiel in die Kurve zu den Fans (Foto: imago/photoarena/Eisenhuth)

Risse im Teamgefüge: Es darf keine Tabus mehr geben

Monatelang scheuten die Verantwortlichen des 1. FC Köln den harten Schnitt. Immer wieder stellten sie sich vor die Spieler, schützten die Mannschaft, lobten den Teamgeist. Ausgezahlt hat es sich nie. Im Gegenteil: Die FC-Bosse verpassten diverse Chancen, deutliche Veränderungen im Team zu vollziehen aus Angst, das Mannschaftsgefüge zu gefährden. Doch das ist längst nicht mehr das, was es mal war. 

Köln – Marcel Risse ist ein Urkölner, ein Fan seines eigenen Vereins, einer, dem man glaubt, wenn er davon spricht, dem FC näher zu sein als allen anderen Vereinen auf der Welt. Darüber hinaus ist Marcel Risse nicht als jemand bekannt, der öffentlich auf die Pauke hat. Er wählt seine Worte in der Regel mit Bedacht. Entsprechend darf man seine erschreckend ehrlichen Worte nach dem Spiel in Berlin verstehen: “Die Fans sind sauer, sehen aber auch, dass sich der eine oder andere für den Verein aufreibt…” Was er damit auch sagte: Längst nicht mehr alle Spieler tun alles, um den 1. FC Köln mit Würde und Anstand durch die letzten Saisonspiele zu bringen – geschweige denn den Abstieg zu verhindern. Die Wahrheit lautet: Der eine oder andere Spieler hat sich gedanklich schon vom Effzeh verabschiedet.

Ruthenbeck und Veh müssen durchgreifen

Stefan Ruthenbeck käme jetzt die besondere Aufgabe zu, diese Spieler zu identifizieren und auszusortieren. Profis, die nicht mehr bereit sind, bis zum letzten Spiel alles für ihren aktuellen Arbeitgeber zu geben und ihre eigene Zukunft nicht mehr in Köln sehen, haben in der aktuellen Situation der Geissböcke keine Berechtigung mehr, integraler Bestandteil der Gegenwart zu sein. Spieler, die keinen Vertrag mehr erhalten oder die Sportchef Armin Veh mitgeteilt haben sollten, im Abstiegsfall ihre Ausstiegsklausel aktivieren zu wollen, müssen im Zweifelsfall damit leben, im Schlussspurt außen vor zu bleiben.

Das hätte nichts mit Wettbewerbsverzerrung zu tun, sondern mit der konsequenten Beurteilung, welcher Spieler sich noch immer mit dem Effzeh identifiziert. Nur diese Spieler, die auch bereit wären, mit den Geissböcken in die Zweite Liga zu gehen, dürften in den letzten Spielen noch auflaufen. Geschenke sind in den letzten Monaten genug verteilt worden. Auch wurden die Spieler zu häufig in Schutz oder nur bedingt in die Verantwortung genommen.

Köln muss die Abwärtsspirale durchbrechen

Schon am 28. November 2017, eine Woche vor dem Aus von Peter Stöger als Trainer der Geissböcke, hatte der GEISSBLOG.KOELN geschrieben: “Sollte der FC in den kommenden sechs Monaten bis zum Saisonende einen schleichenden Tod sterben, könnte die sofortige Wiederbelebung im harten Zweitliga-Alltag misslingen.” Miese Ergebnisse und eine Untergangsstimmung zum Saisonende als Belastung und Risiko für neue Saison – genau diese Gefahr ist jetzt eingetreten. Der 1. FC Köln taumelt in Richtung Liga zwei, der echte Wille, sich diesem Schicksal entgegen zu stellen, ist nicht mehr bei allen Spielern vorhanden.

Trotzdem scheuen die Verantwortlichen noch immer, mit bisherigen Tabus zu brechen. Für Maßnahmen, die den sportlichen Erfolg zurückbringen, ist es inzwischen zu spät. Doch dass diese Mannschaft in den entscheidenden Momenten immer wieder auseinander gebrochen ist, zeigt, dass der vielbeschworene Teamgeist ohnehin nicht mehr der ist, der er einmal war. Deswegen müssen Stefan Ruthenbeck und Armin Veh jetzt klar absprechen, welche Spieler für die nächste Saison wichtig sind. Diese Spieler müssen spielen. Ansonsten riskiert der Klub, schon jetzt eine Abwärtsspirale in Gang zu setzen, die sich auf die nächste Saison auswirken könnte.

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