Die Mannschaft lief am Montag im Wald aus. (Foto: GBK)

Kommentar: Effzeh muss mit der frühen Kritik leben

Der Deutsche Fußball-Bund und der 1. FC Köln haben in diesem Sommer etwas gemeinsam: Sie müssen wieder lernen mit Kritik umzugehen. Jahrelang war es beim Verband wie auch bei den Geissböcken nur bergauf gegangen. Der Absturz folgte, als niemand damit rechnete – und kaum jemand nachfragte. Das ist nun anders.

Köln – Wenn Jonas Hector am Donnerstag zum Trainingslager in Kitzbühel wieder zur Mannschaft des 1. FC Köln stößt, werden ihm als deutscher Nationalspieler einige Dinge unterschwellig vertraut vorkommen. Er wird auf einen FC-Tross treffen, in dessen Umfeld wieder ganz genau hingeschaut wird, ob sich der Klub auf dem Weg der Besserung befindet. Der Kölner Abstieg hat das zurückgebracht, was das WM-Aus beim DFB wieder in Gang gesetzt hat: das kritische Hinterfragen dessen, was die Verantwortlichen treiben.

Taubheit, Ignoranz und Arroganz

Über Jahre war den FC- genauso wie den DFB-Bossen vertraut worden. Die Öffentlichkeit, auch die Medien, hatten ihren kritischen Blick in andere Richtungen gelenkt und waren auf mindestens einem Auge erblindet. Ob Jörg Schmadtke oder Oliver Bierhoff, ob Peter Stöger oder Joachim Löw – man hatte das Gefühl, sie würden schon wissen, was sie tun. Es hatte ja vorher jahrelang prima geklappt. Doch in beiden Fällen schlich sich ein gefährlicher Schlendrian ein, eine Taubheit für veränderte Anforderungen, eine Ignoranz gegenüber anderen Meinungen, eine Arroganz unter dem Deckmantel des Erfolgs. Der FC und der DFB machten im größten Erfolg die größten Fehler.

Diese Fragen werden den FC begleiten

Beim DFB wollen sie mit dem gleichen Personal die Wende schaffen. Beim FC hat man es ausgetauscht. Doch in Köln müssen die Neuen nun feststellen, dass ihnen keine riesigen Vorschusslorbeeren entgegen gebracht werden. Am Wochenende wurden die Kritiker erstmals in ihrer Skepsis bestätigt: Obwohl Armin Veh und Markus Anfang nach der letzten Saison einen Cut machen und alle Uhren auf Null stellen wollten, mussten sie nach den beiden peinlichen Testspiel-Auftritten in Bonn und Wuppertal feststellen, dass dieser Cut nicht geklappt hat. Viele Spieler haben die letzte Saison weiter im Kopf. Von einer Befreiung kann keine Rede sein. Von echter Aufbruchsstimmung bislang auch nicht.

Die Geissböcke tragen die Last der letzten Saison mit sich herum, während die Öffentlichkeit wieder genauer beginnt hinzuschauen. Trainieren die Spieler körperlich hart genug, um im Gegensatz zur letzten Saison wirklich fit genug für den Aufstiegskampf zu sein? Werden die Profis in der Lage sein, die neue Spielidee des Trainerteams in der kurzen Zeit bis zum Saisonstart zu verinnerlichen und erfolgreich umzusetzen? Welche Spieler sollen die Tore erzielen, die es für den Aufstieg braucht? Was passiert mit den Spielern, die offensichtlich kein gesteigertes Interesse daran haben, mit dem FC in die Zweite Liga zu gehen? Und wird doch noch ein Linksaußen verpflichtet, da dieser wohl dringend benötigt wird?

Kritische Töne waren zu lange unerwünscht

Noch gibt es keine Antworten auf diese Fragen. Doch gestellt werden die Fragen immerhin wieder. Warum musste beispielsweise Jorge Meré Waldläufe absolvieren, wenn angeblich alle Spieler mit Top-Fitnesswerten aus dem Urlaub gekommen sind? Warum hat die Mannschaft zwei Tests gegen Regionalligisten 0:1 und 2:2 gespielt, gegen die – unabhängig des Spielsystems – alleine die individuelle Qualität der FC-Profis hätte ausreichen müssen? Können Terodde, Cordoba und Co. ihre Ladehemmungen der letzten Monate wirklich in Liga zwei ablegen? Muss sich der FC nicht dringend noch von Spielern trennen? Und hätte man nicht schon längst zwingender auf den Transfer eines Linksaußen gehen müssen, um diesen in der Vorbereitung zu integrieren?

Diese und andere Fragen werden den FC in den kommenden Tagen und Wochen begleiten. Nicht, weil die Fragesteller es schlecht mit dem Klub meinen, sondern weil die Erfahrung des letzten Jahres gezeigt hat, dass diese Nachfragen nötig und berechtigt sind. Der FC muss damit erst wieder lernen zu leben. Kritische Töne waren am Geißbockheim zu lange unerwünscht.

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