Kingsley Schindler gehörte 2019 zu den Neuzugängen beim 1. FC Köln. (Foto: Bopp)

Schindler: “Vielleicht war ich damals noch nicht reif genug”

[nextpage title=”Die Schnelligkeit kann eine Waffe werden”]

Kingsley Schindler gehört beim 1. FC Köln zu einem der bislang vier Neuzugänge. Auf der rechten Seite soll der Flügelspieler in der kommenden Saison für Tempo sorgen. Dabei musste der gebürtige Hamburger einige Umwege in Kauf nehmen, um es am Ende ins Profi-Geschäft zu schaffen. Mit dem GEISSBLOG.KOELN sprach der 25-Jährige über seine ersten Eindrücke beim FC, seinen Werdegang und seine besondere Stärke. 

Das Interview führte Sonja Eich 

GBK: Herr Schindler, Sie sind jetzt etwas mehr als eine Woche mit dem 1. FC Köln in der Vorbereitung. Wie ist Ihr erster Eindruck?

Kingsley Schindler: „Ich habe bisher einen sehr positiven Eindruck. Die Jungs haben mich super aufgenommen, was mich sehr freut. Ich bin aber auch kein Typ, mit dem man ein Problem bekommt.“ (lacht)

Wie sind die Bedingungen hier in Donaueschingen?

„Überragend. Das Hotel und der Platz sind super. Die Betten sind super, das Essen ist super. Es gibt kein Grund zur Beschwerde.“

Achten Sie beim Essen auf eine bestimmte Ernährungsform?

„Glücklicherweise kann ich essen, was ich will und nehme nicht zu. Aber ich achte schon darauf, dass ich mich gut ernähre.“

Wie nehmen Sie die Stimmung innerhalb der Mannschaft wahr? Vor dem Trainingsstart hieß es, die Euphorie auf die kommende Bundesliga-Saison habe trotz des Aufstieges gefehlt.

„Das habe ich so nicht wahrgenommen. Alle haben sich gefreut, dass es jetzt losgeht – genauso groß ist die Vorfreude auf die neue Saison. Das war auch bei den Fans zu spüren, die beim ersten Training dabei waren. Das habe ich so auch nicht erlebt.”

Mit wem teilen Sie sich hier im Trainingslager ein Zimmer?

„Mit Drex (Dominick Drexler, Anm. d. Red.). Das war purer Zufall. Das wurde zugelost, ich habe keinen Wunsch abgegeben. Aber es freut mich, dass ich mit jemandem auf dem Zimmer bin, den ich schon länger kenne.“

Für mich geht ein Traum in Erfüllung

Sie haben sich schon im Winter für den Wechsel aus Kiel nach Köln entschieden, sollen aber auch andere Angebote gehabt haben. Warum Köln?

„Ich glaube, wenn man weiß, was hier für eine Euphorie drinsteckt, mit so viel Tradition und Strahlkraft, fällt es nicht schwer, sich für diesen Verein zu entscheiden. Als ich unterschrieben habe, war es ja noch so, dass der FC in der Zweiten Liga gespielt hat. Ich war mir aber relativ sicher, dass sie es packen und in die Bundesliga aufsteigen. Für mich geht damit ein Traum in Erfüllung.“

Der erste Eindruck ist, dass das Spiel des 1. FC Köln in der neuen Saison vor allem auf schnelles Umschaltspiel ausgelegt sein wird. Das dürfte Ihnen bei Ihrer Schnelligkeit doch entgegenkommen.

„Ja, das auf jeden Fall. Während meiner Zeit in Hoffenheim vor drei Jahren war das Spiel auch auf Umschaltspiel und schnelle Läufe in die Tiefe ausgelegt. Das kommt meiner Spielweise sehr entgegen.“

Woher kommt diese Schnelligkeit bei Ihnen? Haben Sie das gesondert trainiert oder liegt Ihnen das in den Genen?

„Das kann ich nicht sagen (lacht). Als kleiner Junge war ich immer der schnellste. Heute ist das vielleicht ein bisschen anders, aber mein Tempo ist immer noch richtig gut, würde ich sagen.

Mit ihrem Namensvetter Kingsley Ehizibue hat der 1. FC Köln ebenfalls einen Spieler mit enormem Tempo für die rechte Seite verpflichtet. Haben Sie sich im Training schon ein Sprint-Duell geliefert und den schnelleren auserkoren?

„Das noch nicht. Aber ich denke, die Schnelligkeit auf der rechten Seite könnte eine Waffe werden. Wie gesagt, wir wollen über das schnelle Umschaltspiel direkt in die Tiefe kommen. Wenn wir schnelle Spieler haben und die richtig einsetzen, ist das mit Sicherheit gut für unser Spiel.“

[nextpage title=”Darum hat es nicht eher mit der Profi-Karriere geklappt”]

Dafür bin ich ein paar Umwege gegangen

Sie sind als junger Spieler von Concordia Hamburg in die U19 von Hannover 96 gewechselt. Warum hat es dort nicht mit dem Sprung zu den Profis geklappt?

„Das würde ich so nicht sagen. Das war das erste Mal, dass ich von Zuhause weg bin und auf mich alleine gestellt war. Nebenbei hatte ich noch Schule. Vielleicht war ich damals einfach noch nicht reif genug.“

Über die TSG Neustrelitz sind Sie dann in Hoffenheim gelandet. Dort haben Sie in der zweiten Mannschaft gespielt. Wie nah waren Sie am Profi-Kader dran?

„Relativ nah. Ich bin im ersten Jahr unter Markus Gisdol recht schnell zu den Profis hochgestoßen. Ab diesem Zeitpunkt habe ich immer in der ersten Mannschaft trainiert, viele Einheiten mitgemacht und durfte mit ins Trainingslager fliegen. Gespielt habe ich in der zweiten Mannschaft. So konnte ich in den Profi-Fußball hinein schnuppern. Dann habe ich mich leider an den Adduktoren verletzt. Ich will es jetzt nicht nur darauf schieben, aber danach musste ich erstmal wieder bei der zweiten Mannschaft Fuß fassen.“

Hatten Sie denn irgendwann einmal Zweifel, dass es mit der Profi-Karriere vielleicht nicht klappen könnte?

„Nein. Als es in Hannover nicht direkt zu den Profis ging, hätte ich sagen können: Okay, ich habe es versucht und ich gehe jetzt zurück nach Hamburg. Das wollte ich aber nicht. Ich wollte mein Ziel unbedingt erreichen und meinen Traum erfüllen – dafür bin ich ein paar Umwege gegangen. In Neustrelitz war es auch nicht leicht als 19-Jähriger. Es war eine sehr schwierige Zeit. Aber ich wollte es mir selbst beweisen und habe alles auf eine Karte gesetzt. Nach Hoffenheim kam Kiel und von da an ging es nur noch steil bergauf.“

Dann werden wir kein Fallobst sein

Gibt es einen Trainer, der Sie rückblickend besonders geprägt hat?

„Ich konnte von jedem Trainer etwas mitnehmen. Bei manchen waren es ein paar mehr Laufeinheiten, bei anderen etwas weniger. Ich glaube, den qualitativ größten Sprung habe ich in Kiel unter Markus Anfang gemacht.“

Was spielt es für Sie für eine Rolle, dass Sie hier nun nicht wie erwartet auf Markus Anfang als Trainer treffen?

„Natürlich hätte es mich gefreut, wenn wir hier wieder zusammengearbeitet hätten. Aber so ist das Geschäft, mit so etwas muss man immer rechnen. Aber ich habe mich ja für den FC entschieden – und nicht für einzelne Personen.“

Zum Saisonstart hat der FC direkt ein schweres Auftaktprogramm erwischt. Wie sehen Sie die Chancen, in den ersten Spielen zu punkten?

„Es ist schon ein strammes Programm. Aber wir haben jetzt eine neue Spielphilosophie, die wir uns von Tag zu Tag immer besser erarbeiten werden. Wenn wir uns gut vorbereiten, dann werden wir kein Fallobst sein.“

Auf welches Spiel in der Bundesliga freuen Sie sich am meisten?

„In der Bundesliga hast du 34 Spieltage nur geile Spiele, egal gegen wen. Aber natürlich geht ein Traum in Erfüllung, wenn du gegen Bayern oder Dortmund spielst.“

Im ersten Moment war es richtig ärgerlich

In der letzten Saison haben Sie sich einen Außenbandriss im Sprunggelenk zugezogen. Schränkt Sie diese Verletzung noch ein und wie sind Sie mit dem Rückschlag umgegangen?

„Ich bin wieder topfit, die Verletzung ist gut verheilt. Im ersten Moment war es richtig ärgerlich. Zu der Zeit war ich richtig im Flow und wir waren auch mit der Mannschaft richtig gut drauf. Erst hat sich mit David Kinsombi ein wichtiger Leistungsträger verletzt, dann kam ich noch dazu. Es hat dann auch länger gedauert, als ich gedacht habe und ich konnte der Mannschaft lange nicht helfen. Wenn wir nicht so viel Verletzungspech gehabt hätten, wäre vielleicht noch mehr möglich gewesen.“

Eine letzte Frage: Sie sind gebürtiger Hamburger. Halten Sie es da eher mit dem Hamburger SV oder dem FC St. Pauli?

„Eigentlich mit keinem von beiden. Ich habe in der Jugend weder für den HSV noch für Pauli gespielt, deshalb bin ich da nicht parteiisch. Es freut mich aber immer, wenn ich gegen einen der beiden Vereine spiele und meine ganze Familie dabei sein kann. Die Bilanz war bisher nicht schlecht: Ich als Hamburger habe letzte Saison gegen alle Hamburger Vereine gewonnen und alle Punkte geholt (lacht).“

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