Achim Beierlorzer. (Foto: Mika Volkmann)

100 Tage Beierlorzer: Euphorie, Realität, Optimismus

Am 1. Juli begann der Vertrag und die Arbeit von Achim Beierlorzer beim 1. FC Köln. Heute, am 8. Oktober, ist Beierlorzer 100 Tage im Amt. Der Trainer entfachte in kurzer Zeit die lange ersehnte Euphorie am Geißbockheim. Inzwischen ist der 51-Jährige in der harten Bundesliga-Realität angekommen.

Köln – Drei Tage war Achim Beierlorzer im Sommer im Amt, da durchschritt er mit staunendem Gesicht, einem Strahlen und Dankbarkeit für den warmen Empfang das Spalier an Fans am Geißbockheim auf dem Weg zum Trainingsplatz. Der neue Übungsleiter der Geissböcke faltete die Hände zum Dank für den Applaus, mit dem ihn die Anhänger empfingen. Beierlorzer, so schien es für viele Fans, könne ein Glücksgriff für den FC sein.

Und tatsächlich hielt Beierlorzer zunächst alles, was ihm an Erwartungen auf die Schultern gelegt wurde. Den Spieler verpasste er einen gehörigen Schuss Energie, dem Umfeld ein Lächeln und dem gesamten FC eine Portion seines unbeugsamen Optimismus. Im ersten Trainingslager ging die Mannschaft die ersten taktischen Schritte unter dem neuen Coach. In den ersten Testspielen zeigte sich schnell, dass der FC deutlich aktiver und mutiger spielte als zuvor. Auch im zweiten Trainingslager war dies zu beobachten. Gegen den FC Bologna überzeugte Köln und beeindruckte. Erst das Duell gegen Villarreal entpuppte sich als Dämpfer.

Von Stöger bis Rapolder

In Southampton zeigte sich dann aber, dass Beierlorzers Mannschaft längst nicht alle Ideen des neuen Coaches verinnerlicht hatte. Defensiv anfällig, offensiv harmlos – mit dieser Warnung ging es in die neue Saison. Im DFB-Pokal lief erst alles gut, dann hatte der FC Glück. In Wolfsburg stand Beierlorzer erstmals in der Bundesliga an der Seitenlinie. Seinem Debüt in Deutschlands höchster Spielklasse mit einer unnötigen Niederlage folgte die nächste unnötige Niederlage nach einem allerdings lange Zeit hochklassigen Heimspiel gegen Borussia Dortmund, in dem die Beierlorzer-Elf eine Energie versprühte, dass Müngersdorf kochte wie lange nicht zuvor. Eine Woche später konnte der Franke dann seinen ersten Sieg in der Bundesliga bejubeln. Das 2:1 in Freiburg ließ den FC und auch den Trainer in der Liga ankommen.

Danach jedoch erfuhr Beierlorzer schnell, dass Köln ein anderes Pflaster ist als Regensburg. Das Derby gegen Gladbach ging verloren, der Druck stieg schnell. Drei Wochen später brauchte es einen Achtungserfolg auf Schalke, damit Beierlorzers Rolle in Köln nicht erstmals ernsthaft in Frage gestellt wurde. Dem neuen FC-Coach war von Anfang an klar, dass schon viele Trainer vor ihm mit Vorschusslorbeeren nach Köln kamen. Einige wenige schafften es und setzten Ausrufezeichen in der Domstadt, den meisten aber erging es wie dem krachend gescheiterten Uwe Rapolder, der als damals gehypter Jungtrainer aus Bielefeld zum Aufsteiger 1. FC Köln kam und noch vor der Winterpause wieder entlassen wurde. Legendär ist in diesem Zusammenhang Udo Latteks Satz im Doppelpass zum ebenfalls anwesenden Rapolder: “Uwe, das halbe Jahr in Köln geht schnell vorbei.”

In 220 Tagen bis zum Klassenerhalt

Beierlorzer soll es anders ergehen, weniger wie Rapolder, mehr wie Peter Stöger. Der Österreicher kam bekanntlich als völlig unbeschriebenes Blatt im Sommer 2013 aus Wien nach Köln. Stöger erlebte einen alles andere als einfachen Start in Köln, holte nur einen Sieg und vier Unentschieden aus den ersten fünf Zweitliga-Spielen. Die Skepsis schlug ihm damals bereits entgegen, ehe Stöger jenen Weg nahm, der ihn zum Rekordtrainer der Geissböcke werden ließ. In der Bundesliga-Fachwelt wurde den Kölnern die Beierlorzer-Verpflichtung landesweit hoch angerechnet, ähnlich wie damals jene von Stöger. Der heutige FC-Coach wird vielerorts geschätzt, nicht nur beim VfL Wolfsburg hatte man sich im Vorfeld der Saison mit dem Franken beschäftigt. Auch die Vergangenheit bei RB Leipzig wird Beierlorzer als Qualitätssiegel nachgesagt. Diverse ehemalige Trainer der Red-Bull-Schmiede haben es inzwischen in die Bundesliga geschafft, unter anderem die vier Chefcoaches der vier aktuell die Bundesliga anführenden Mannschaften sowie Adi Hütter (Eintracht Frankfurt).

Nach 100 Tagen im Amt hat Beierlorzers Arbeit beim FC freilich gerade erst begonnen. Der FC-Coach zeigte auf Schalke, dass er in der Lage ist zu erkennen, wann seine Mannschaft eine taktische oder personelle Veränderung braucht. Diese Erkenntnis führte zum Punktgewinn. Der vierte in dieser Saison. 40 Zähler sind das Ziel und der damit verbundene Klassenerhalt. Den will Beierlorzer unbedingt erreichen. In 220 Tagen bestreitet der FC sein letztes Bundesliga-Spiel der Saison. Spätestens dann will der FC sich die Klasse sichern. Mit Beierlorzer.

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