Die vier FC-Trainer seit dem Aufstieg 2019: Baumgart, Gisdol, Funkel und Beierlorzer. (Fotos: Ligafoto / Bopp, Bucco)

Der große Trainer-Vergleich: Wie siegt der FC in der Liga?

Der 1. FC Köln hat unter Steffen Baumgart einen furiosen Saisonstart gefeiert. Sechs Punkte aus drei Spielen versprechen zwar noch keinen Frühling im Spätsommer, doch die Geißböcke zeigen unter ihrem neuen Trainer einen gänzlich anderen Fußball als in den Vorjahren. Das zeigt ein Vergleich aller Siege, die die Geißböcke seit dem Aufstieg 2019 gefeiert haben.

Köln – Seit dem Aufstieg 2019 hat der 1. FC Köln insgesamt 71 Bundesliga-Spiel bestritten. Die Siege gegen Hertha BSC und den VfL Bochum waren die Siege Nummer 20 und 21 in diesem Zeitraum. Der GEISSBLOG.KOELN hat diese 21 Erfolge unter die Lupe genommen und die Kernwerte dieser Partien miteinander verglichen. Wie waren Achim Beierlorzer, Markus Gisdol und Friedhelm Funkel erfolgreich? Und wie ist es heute Steffen Baumgart?

Der FC unter Achim Beierlorzer

Bilanz
Bundesliga-Spiele: 11
Bundesliga-Siege: 2

Den ersten Sieg feierte Beierlorzer in Freiburg. Das 2:1 durch den Last-Minute-Treffer von Ellyes Skhiri war, zumindest den Statistiken zufolge, unverdient. Die Geißböcke hatten weniger Ballbesitz (47 Prozent), schossen seltener aufs Tor (10 zu 15 Torschüsse), hatten eine schlechtere Passquote (75 Prozent) und legten zwei Kilometer weniger zurück. Am Ende waren es womöglich die mehr gewonnenen Zweikämpfe (52 zu 48 Prozent), die den Unterschied ausmachten. Es war der einzige Kernwert, in dem der FC besser war als Freiburg.

Den zweiten Sieg gab es gegen Paderborn (und damit gegen Baumgart). Ein 3:0 zuhause, das der FC jedoch nur in zwei Bereichen dominierte: im Zweikampf (60:40 Prozent) und über die Anzahl Torschüsse (17:9). Obwohl der FC zuhause spielte, gaben die Geißböcke den Ball nur allzu gerne ab, 42 zu 58 Prozent für den SCP. Auch die Passquote war deutlich schlechter als die des Gastes (76 zu 86 Prozent). Beide Mannschaften liefen gleich viel (rund 120 Kilometer), doch am Ende waren es zwei Kölner Standardtore, die den Unterschied ausmachten. Es sollte Beierlorzers letzter Sieg bleiben.

Der FC unter Markus Gisdol

Bilanz
Bundesliga-Spiele: 51
Bundesliga-Siege: 13

Markus Gisdol setzte als FC-Trainer auf eine starke Zweikampfquote. Bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie gelangen achte Siege in zehn Spielen dank durchweg starker Zweikampfwerte von bis zu 57 Prozent sowie in der Hälfte der Partien auch mehr Ballbesitz und einer besseren Passquote als der Gegner bei mindestens ebenbürtiger, wenn nicht gar stärkerer Laufleistung, woraus auch mehr Torschüsse resultierten. Kurzum: Der FC versuchte zumindest zeitweise, das Spiel an sich zu reißen. Nicht immer (wie in Berlin beim 5:0 oder gegen Freiburg beim 4:0), jedoch selbst gegen Wolfsburg oder in den so wichtigen Spielen in Frankfurt und daheim gegen Bremen.

Das änderte sich schlagartig mit Corona. Erst gewann der FC gar nicht mehr, und als es dann wieder gelang, waren es Siege basierend auf dem Zufallsprinzip. In der vergangenen Saison gewann der FC unter Gisdol fünfmal. In allen Spielen hatte Köln kein Interesse am Ballbesitz. Selbst auf Schalke beim Tabellenletzten hatte der FC nur 37 Ballbesitz. Trotz einer teils verheerenden Passquote von unter 70 Prozent, trotz weniger Torschüsse, weniger gewonnener Zweikämpfe und einer maximal ebenbürtigen Laufleistung gelang es Gisdol, sich mit dem FC in die Rückrunde zu retten. Mit einer kompletten Abkehr des Fußballs, mit dem Gisdol den FC ein Jahr zuvor noch erfolgreich gemacht hatte. Der Tiefpunkt: Selbst zuhause gegen Bielefeld kam Köln nur auf 44 Prozent Ballbesitz, brachte nur erschütternde 2 von 3 Pässen an den Mann (67 Prozent Passquote) und verlor überdies mehr Zweikämpfe als der Gegner (49 zu 51 Prozent). Dass es am Ende 3:1 für den FC stand, war wichtig für die Geißböcke, herausgespielt war es nicht.

Der FC unter Friedhelm Funkel

Bilanz
Bundesliga-Spiele: 8 (inkl. Relegation)
Bundesliga-Siege: 4

Hatten unter Gisdol über die Zeit alle Werte im Vergleich zum Vorgänger Beierlorzer sogar noch abgenommen, versuchte Funkel in der Kürze der Zeit nur an wenigen Stellschrauben zu drehen, um die Klasse zu halten. Heraus sprangen vier Siege in acht Spielen. Einzig am 34. Spieltag gegen Schalke, als es um alles ging, ging der FC in die volle Offensive mit 66 Prozent Ballbesitz, einer besseren Passquote und deutlich mehr Torschüssen (21:6). Doch darüber hinaus überließ Funkel das Feld weiterhin dem Gegner, wenngleich er die Kölner Abwehrreihe etwas nach vorne schob, um besseren Zugriff in den Zweikämpfen zu haben. Läuferisch und in den direkten Duellen war der FC wieder obenauf, dazu gelangen punktuell spielerisch dominante Phasen wie in den ersten Halbzeiten in Augsburg und in Kiel. Der Rest war solides Verteidigen – mit dem nötigen Erfolg.

Der FC unter Steffen Baumgart

Bilanz
Bundesliga-Spiele: 3
Bundesliga-Siege: 2

Unter Steffen Baumgart hat sich das komplette Spiel des 1. FC Köln verändert. In den beiden Heimsiegen gegen Bochum erreichte der FC im Schnitt 18,5 Torschüsse und damit fast fünf Torschüsse pro Spiel mehr als im Schnitt in den zwei Jahren zuvor unter allen drei Trainern. Der Ballbesitz lag bei 59 Prozent gegen die Hertha und gar bei 71 Prozent gegen Bochum. Die Passquote stieg um acht Prozentpunkte im Vergleich mit dem Durchschnitt der Spielzeiten 19/20 und 20/21, liegt nun bei 82,5 Prozent. Selbst in der Niederlage beim FC Bayern kamen die Geißböcke auf 77 Prozent, ein Wert, den der FC in den zwei Jahren zuvor selbst in siegreichen Spielen nur zweimal (!) übertraf. Dazu gewannen die Geißböcke über 56 Prozent ihrer Zweikämpfe und sind bislang die laufstärkste Mannschaft der Liga.

Fazit

Es ist noch sehr früh in der Saison, drei Spieltage sind gespielt, doch aus dem Geißbockheim hört man: Solche Leistungen hätte man sich zur Mitte der Hinrunde gewünscht und nicht bereits zum Saisonbeginn erwartet. Die Daten zeigen, dass der FC seinen kompletten Spielstil verändert hat. Auch wenn der Sieg gegen Bochum in dieser Dominanz eine Ausnahme bleiben dürfte, zeigt schon das Spiel gegen die Hertha, dass der FC auf Ballbesitz-Fußball, saubere Pass-Stafetten und Dominanz im Zweikampf setzt. Baumgart fordert seine Spieler zudem zu häufigeren Abschlüssen auf. Das Motto: Wer nicht schießt, kann nicht treffen.

Dabei ist das Fundament die Fitness, die unter Beierlorzer komplett fehlte, unter Gisdol zunächst erfolgreich aufgebaut wurde und dann wieder verloren ging. Jetzt ist der FC fraglos in körperlicher Bestform, und so besteht die Hoffnung, dass die Geißböcke den Baumgart-Fußball auch in den kommenden Wochen auf den Rasen bringen werden.

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