Der neue Vorstand des 1. FC Köln wollte neue Wege beschreiten, eingefahrene Prozesse aufbrechen, auch mal für den Fußball unorthodoxe Entscheidungen treffen. Das zumindest hatte man angekündigt. Die Personalien Horst Heldt und Markus Gisdol jedoch sind überaus typische Verpflichtungen für das in sich abgeschlossene Universum Fußball, das äußere Einflüsse gerne weit von sich hält. Heldts erster Auftritt am Dienstag lässt allerdings auch erahnen, dass der 49-Jährige in Köln noch einmal ganz neu anfangen könnte.
Ein Kommentar von Marc L. Merten
Es heißt, jeder bekomme, was er verdiene. Beim FC könnte es heißen: Die Geissböcke bekommen, was man schon vorher prognostizieren konnte: Mit Jörg Schmadtke als Manager war der Erfolg fast schon vorhersehbar, weil er ihn bei anderen Klubs in ähnlicher Weise gebracht hatte. Doch aufgrund seiner vorherigen Stationen war auch immer klar gewesen, dass dieser Erfolg ins Gegenteil umschlagen könnte, sollte Schmadtke die Lust am Klub verlieren. Bei seinem Nachfolger Armin Veh wusste man derweil schon vorher, dass der eigenwillige Ex-Trainer seine Zukunft gerne selbst in der Hand hält, weil er bei anderen Klubs schon häufiger vorzeitig hingeschmissen hatte. So kam es auch beim FC.
Was aber kann man nun bei Horst Heldt erwarten? Auf den ersten Blick gibt es keine solch eindeutigen Parallelen in dessen bisherigen Manager-Tätigkeiten. In Stuttgart wurde er Meister, auf Schalke Pokalsieger. Mit Transfers (Trainer wie Spieler) lag er manchmal goldrichtig, manchmal gründlich daneben. Seine Zeit in Hannover wird vor allem in Erinnerung bleiben als eine Periode, in der er vor allem recht schnell wieder weg wollte. So recht zuhause wurde der Rheinländer an der Leine eben nie. Das ist er dafür unzweifelhaft beim FC – und genau das ist der Faktor, auf den die FC-Bosse bei Heldt setzen.
Eine Heldt-Aussage lässt aufhorchen
Heldt ist zurück in seiner Heimat, nach 24 Jahren zurück beim FC. Dass Heldt als Ersten auf dem FC-Gelände am Dienstag ausgerechnet Geißbockheim-Urgestein Hansi Dentinger begrüßte, passt ins Bild. Heldt weiß nicht nur über die Bundesliga Bescheid, sondern auch über Menschen beim FC wie Dentinger, über kölsche Gefühle und Traditionen, aber auch über Strömungen und Befindlichkeiten. Er ist seinem Heimatklub verbunden geblieben, bei dem er zum Profi gereift war und wo er vielen Fans noch als flinker Mittelfeldspieler in Erinnerung ist. Am Dienstag trug er diese Liebe zur Stadt und zum FC mit ordentlich Pathos vor, doch mit einer Nähe, die man ihm ohne Zögern abnimmt. Wohl kein anderer Kandidat für den Posten des Sport-Geschäftsführers hätte glaubhafter vermitteln können, den FC nicht nur als Job, sondern auch als Leidenschaft anzusehen.
Eine Leidenschaft, die bekanntlich seinem Vorgänger Armin Veh fehlte, die Heldt nun auf natürliche Art und Weise einbringen wird. Er steht zwar nicht für den Wandel, den der Vorstand eigentlich versprochen hatte. Er steht nicht für den unverbrauchten Blick eines frischen Mannes, der nicht von zu vielen Bundesliga-Jahren getrübt ist. Heldt steht eigentlich auch ein Stück weit für das typische Fußballer-Denken “Wir haben es immer so gemacht”. Doch mit einem Satz ließ Heldt am Dienstag besonders aufhorchen. Angesprochen auf die Einbindung eines Headhunters bei der Suche nach einem neuen Geschäftsführer, lobte Heldt den Prozess ausdrücklich, nannte ihn als für den Fußball noch nicht alltäglich und sagte dann: “Im Fußball liegt noch Einiges im Argen.”
Kein Umbruch, aber ein Lebenszeichen
Sollte Heldt diesem Satz Taten folgen lassen und sollte er den FC-Faktor sowie seine unbestrittene Erfahrung in Kombination in den FC einbringen, könnte er doch für einen Wandel stehen, wie ihn sich eigentlich der neue Vorstand vorgenommen hatte. Es wäre für Heldt sogar eine Art Neuanfang, sein ganz persönlicher Wandel. Zwar ist mit Heldt und seinem Co-Geschäftsführer Alexander Wehrle kein großer Umbruch zu erwarten. Doch auch, wenn der FC es verpasst hat mit den personellen Entscheidungen am Montag ein Zeichen des Neuanfangs und des Verstehens auszusenden, so hat Heldt am Dienstag zumindest für ein kölsches Lebenszeichen am Geißbockheim gesorgt.
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