Als der 1. FC Köln am Freitagabend in der Nachspielzeit das Spiel gegen die TSG 1899 Hoffenheim noch verlor, brach es aus Michael Trippel heraus. “Es ist zum Kotzen”, rief der Stadionsprecher ins Mikrofon, ehe er den 1:2-Siegtreffer der TSG nach einem Videobeweis-Elfmeter verkündete. Am Wochenende erklärte die langjährige Stimme von Müngersdorf dem GEISSBLOG.KOELN, wie es dazu kam.
Köln – Am 20. Mai 2017, dem Tag der Europa-League-Qualifikation, hatte Michael Trippel zum letzten Mal während eines laufenden Spiels zum Mikrofon gegriffen. Damals hatte er gesagt: “Meine Damen und Herren, soeben schellte in Kopenhagen das Telefon.” Zweieinhalb Jahre später war der Anlass ein gänzlich anderer: der Videoassistent. Als Interims-Sportchef Frank Aehlig am Samstag die Entlassung von Trainer Achim Beierlorzer bekannt gab, wurde er auch nach Trippels Ausbruch gefragt. Aehlig schmunzelte und sagte: “Ich habe das gehört und in dem Moment gedacht: ‘Sauber, Micha!’ Ich habe genau so gefühlt.” Der GEISSBLOG.KOELN sprach mit Trippel selbst und fragte ihn nach dessen Beweggründen.
GBK: Herr Trippel, wie kam es zu Ihrem emotionalen Ausruf “Es ist zum Kotzen!”?
MICHAEL TRIPPEL: “Mir ist einfach die Hutschnur geplatzt. Wieder der Videobeweis. Wieder gegen uns. Und das in der 96. Minute. Ich dachte, das kann doch nicht wahr sein.”
Wie schwer ist es für einen Stadionsprecher die Ruhe zu bewahren?
Das ist schon schwierig, weil ich ja auch emotional dabei bin und es nicht nur als meinen Job ansehe. Ich fiebere seit 55 Jahren für den Klub mit. Da kommt dann alles zusammen: die sportliche Situation, die Trainerdiskussion. Und natürlich der Videobeweis, den ich wirklich hasse. Das musste in diesem Moment einfach raus. Ich habe aber niemanden beleidigt. Viele Fans kamen hinterher zu mir und sagten: ‘Genau so haben wir auch gefühlt.’
Am 20. Mai haben die Kopenhagener Telefon schellen lassen. Jetzt war es das Gegenteil. Können Sie sich an andere Situationen erinnern, in denen es einfach so aus Ihnen herausgeplatzt ist?
Wenn ich sehe, dass in anderen Stadien Torhüter-Paraden oder Eckbälle von den Stadionsprechern gefeiert werden oder Musik eingespielt wird, dann sind wir in Köln relativ harmlos. Wenn ich dann alle fünf Jahre meine Emotionen zeige, zeigt es ja nur, dass ich ein echter FC-Fan bin.
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