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Heldt im GBK-Interview: “Einige glauben, ich sei alt und verkrustet”

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Gegen Ende des Trainings schaute Horst Heldt auch am Trainingsplatz vorbei. (Foto: GBK)

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Horst Heldt hat lange erste zehn Tage beim 1. FC Köln hinter sich. Der neue Manager der Geissböcke absolvierte im Laufe dieser Woche einen Medien-Marathon und stattete den lokalen Redaktionen in Köln einen Besuch ab, so auch dem GEISSBLOG.KOELN. Der ehemalige FC-Spieler und heutige Geschäftsführer Sport stellte im GBK-Interview energisch klar, warum seine Vita – auch seine früheren Erfahrung als FC-Spieler – ihm in der jetzigen Situation helfen werde.

Das Interview führten Sonja Eich und Marc L. Merten

GBK: Herr Heldt, Sie sind seit zehn Tagen und einem Bundesliga-Spiel beim 1. FC Köln. Wie lautet Ihr erster Eindruck?

HORST HELDT: „Hier schlummert vieles, was Potential zum Guten hat. Das müssen wir Schritt für Schritt wecken. Hier ist Vieles liegen geblieben. Die Nebenkriegsschauplätze sind oft größer als das, worum es hier eigentlich gehen sollte: erfolgreich Fußball zu spielen. Man merkt, dass die Aufarbeitung der Vergangenheit auf vielen Ebenen noch nicht abgeschlossen ist.”

Auf welchen Ebenen?

Auf allen. Ich habe das Gefühl, dass wir alle Menschen, die sich mit dem FC identifizieren, wieder zu einer Gemeinschaft zusammenführen müssen. Auch früher hatten wir schlechte Zeiten beim FC, auch damals gab es eine starke Zerrissenheit im Klub. Trotzdem gab es ein unbändiges Wir-Gefühl. Jeder Spieler war stolz darauf, für diesen Klub zu spielen. Das war ein Privileg. Das wünsche ich mir für den FC – und ich glaube daran, dass das möglich ist.

Wie kann das funktionieren?

Man muss den Mut haben, miteinander zu reden, sich zuzuhören, sich die Wahrheit zu sagen und dann auch die Vergangenheit ruhen zu lassen. Der Verein ist notorisch aufgeregt, muss aber endlich zur Ruhe kommen. Es darf natürlich immer gestritten werden, solange es immer diese eine Gemeinsamkeit gibt: den Klub.

Es gibt eigentlich keine Schonfrist

Hat Sie der Zustand des Klubs überrascht?

Das erste Draufschauen – elf Spiele, sieben Punkte – hat natürlich dazu geführt, dass ich dachte: Da kann etwas nicht stimmen. Dazu kamen die Grabenkämpfe, die man von außen mitbekommen hat.

Ist der FC zu politisch aufgestellt, sodass diese Grabenkämpfe automatisch kommen müssen?

Das glaube ich nicht. Vielfalt und anderes Denken ist ja hilfreich. Die Grundvoraussetzung ist aber, immer im Sinne des Klubs auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Gegeneinander zu arbeiten, ist Gift. Verständnis füreinander und Geduld nach getroffenen Entscheidungen, das braucht der Klub.

Geduld und Zeit sind beim FC in der jetzigen Lage aber schwierig. Normal spricht man davon, dass ein neuer Manager 100 Tage Zeit bekommt, um sich einzufinden. In 100 Tagen haben wir aber bereits Ende Februar. Das heißt: Jetzt ist Crunchtime beim FC.

Das stimmt natürlich. Es gibt eigentlich keine Schonfrist. Und das bedeutet auch, dass es in den nächsten Wochen aufgrund des Zeitdrucks womöglich auch Entscheidungen geben wird, die wir in unserer jetzigen Situation nicht komplett zu Ende denken können. Aber wenn ich jetzt auf die Zeit in 100 Tagen blicke, dann würde ich gerne sagen: Wenn wir im Februar weiterhin die Chance auf die Rettung aus eigener Kraft haben, dann waren die ersten 100 Tage in Ordnung.

[nextpage title=”Ich habe die Situationen am Marathontor noch miterlebt”]

 Ist Erfahrung denn nichts mehr wert?

Sie sind beim FC nicht nur Sportdirektor, sondern Geschäftsführer Sport. Wo liegt für Sie der Unterschied?

Wenn ich in einem Fußballverein den sportlichen Bereich verantworten soll, dann muss ich auch im höchsten operativen Gremium sein. Ich habe die Erfahrung schon gemacht, dass es nicht förderlich ist, wenn ich den sportlichen Bereich anführen soll, aber in letzter Konsequenz die Entscheidungen nicht zu 100 Prozent beeinflussen kann.

Ihr gesamter sportlicher Bereich umfasst viele Mitarbeiter, nicht nur im Profi-Bereich. Was sind Ihre ersten Eindrücke aus den anderen Bereichen?

Ganz wichtig ist mir gerade zu sehen, dass wir im Nachwuchsleistungszentrum sehr gut aufgestellt sind. Da wird hochprofessionell und gut gearbeitet, die Leute machen einen hervorragenden Job. Natürlich finden wir auch da einiges, was wir verbessern wollen. Stichwort: Geißbockheim-Ausbau. Aber aktuell erscheint die Lage im NLZ exzellent. Das heißt für mich, dass ich mich in der jetzigen Lage auf die Profis konzentrieren kann und den Nachwuchs in guten Händen weiß. Denn unter dem Strich gilt: Wenn es den Profis gut geht, ist es für alle anderen Abteilungen leichter, ebenfalls einen guten Job zu machen.

Was hilft es, wenn ein Rookie das Geschäft neu erfinden will, aber noch nie dem Stress in der Bundesliga ausgesetzt war?

Der Vorstand hat gesagt, man suche einen modernen Geschäftsführer Sport, der auch über den Tellerrand hinausschauen solle. Was macht Sie zu einem modernen Sportchef?

Ich weiß, ich habe den Malus, dass einige glauben, ich sei alt und verkrustet, weil ich schon so lange in der Bundesliga bin. Aber was ist denn modern? Ist Erfahrung denn nichts mehr wert? Ich habe das Gefühl, als Trainer muss man aktuell vor allem Mitte Dreißig sein und einen österreichischen Pass haben. Dann hat man in der Bundesliga gute Chancen. Als Manager muss man vor allem unverbraucht sein, von außen kommen. Aber was bedeutet das denn? Wenn ich auf einem 8000er stehe und die letzte Wand bezwingen will, wer soll mit dann das Seil halten? Der junge, dynamische Typ, der super in der Kletterhalle ist, oder der ältere Typ, der aber schon dreimal einen 8000er bezwungen hat? Erfahrung ist da sicher kein Nachteil.

Das klingt emotional.

Ich kann es einfach nicht mehr hören. Was hilft denn ein Mann von außen, der aber noch nie erlebt hat, wie ein Stadion von Fans auseinandergenommen wird? Was hilft es, wenn ein Rookie das Geschäft neu erfinden will, aber noch nie dem Stress in der Bundesliga ausgesetzt war? Als Spieler habe ich am Geißbockheim den Fans Rede und Antwort gestanden. Ich habe die Situationen am Marathontor in Müngersdorf noch miterlebt. Ich habe selbst Abstiege mitgemacht. Ich habe mich als Spieler selbst häufig genug auf dem Platz versteckt, wenn ich nicht anspielbar sein wollte. Ich kenne die Verhaltensmuster und weiß, wie es sich anfühlt, wenn ein Team auseinanderbricht, wenn es keine Harmonie gibt. Ich spüre das, weil ich es selbst erlebt habe. Ich glaube deshalb auch zu wissen, wie man es verhindern kann.

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