Der 1. FC Köln weilte 2017 in China. (Foto: 1. FC Köln/René Schiffer)

Millionen-Streit um China-Projekt: FC weist Müller-Römer zurecht

Der 1. FC Köln legt ein Millionen-Projekt in China auf Eis. Auch, weil Stefan Müller-Römer dieses in seiner Zeit als Vorstand verhindert hatte. Nun legte der Chef des Mitgliederrates öffentlich nach. Präsident Werner Wolf ging daraufhin auf Distanz zum 51-Jährigen und erklärte, Kooperationen in China seien weiter möglich. Die Einnahmen in Höhe von 1,8 Millionen Euro, die der klamme FC wohl gut hätte gebrauchen können, werden nun aber erst einmal nicht fließen. 

Köln – Die Verbindungen zwischen Deutschland und China sind in den letzten Jahren auf politischer und wirtschaftlicher Ebene bekanntlich weiter gewachsen. Die Regierungen beider Länder schlossen diverse Kooperationsverträge, Köln und Peking wurden Partnerstädte, immer mehr deutsche Unternehmen engagieren sich im “Reich der Mitte”. Und so verwunderte es auch nicht, dass 2016 eine “weitreichende Zusammenarbeit im Fußball” beschlossen wurde, wodurch der Deutsche Fußball-Bund und die Vereine die Möglichkeit bekommen sollten, in China Kooperationen mit Klubs, Regionen und Fußballakademien zu schließen.

Eine solche Kooperation plante in den letzten zwei Jahren der 1. FC Köln. Der Grund ist offensichtlich: In China entsteht eines der größten Fußball-Förderprogramme der Welt, Jugendliche sollen Fußball lernen, China will kein Fußball-Entwicklungsland mehr sein. Und neben den hunderten Millionen an Fußballfans im Land, an denen Klubs wie der FC partizipieren wollen, sollen in den nächsten Jahren auch die größten Talente aus China den Weg nach Europa finden. Welche deutschen Klubs in Kooperation mit China stehen, haben da die besten Möglichkeiten auf diese Talente zuzugreifen und sie zu verpflichten.

Müller-Römer kontra Wehrle

Das dachte sich auch der 1. FC Köln. Insgesamt 1,8 Millionen Euro sollte der Effzeh für eine Kooperation mit einer von BMW Brilliance aufgebauten Fußballakademie in Shenjang bekommen, an der Kinder und Jugendliche nicht nur das Fußballspielen lernen sollen, sondern auch von Kölner Trainern ausgebildet werden sollen. Geld plus Kontakten zu jungen Talenten plus Marketing-Plattformen – für den FC schien dieser Deal vielversprechend zu sein. Doch schon im Sommer wurde dieser Deal gestoppt. Stefan Müller-Römer, damals Interimsvorstand, legte sein Veto sein. Und auch in den letzten Wochen kämpfte er dafür, dass der 1. FC Köln mit China keine wie auch immer gearteten Deals machen soll. Ausbildung und Kontakt zu Kindern hin oder her.

“Ich verstehe, dass die Bundesrepublik Deutschland nicht vollständig an der Wirtschaftskraft Chinas vorbeikommt und also insoweit ein Austausch stattfindet. Aber im Sport brauchen wir China nicht, dabei bleibe ich”, sagte der Chef des Mitgliederrates dem Kölner Stadt-Anzeiger. Müller-Römer beklagte, China wolle “Wissen absaugen” und auch im Fußball mehr profitieren als geben. “In China werden die Menschenrechte in massiver Form missachtet. Deswegen bin ich nach wie vor der Ansicht, dass ein Verein wie der 1. FC Köln dort nicht aktiv sein sollte, weil Geldverdienen um jeden Preis für mich nicht in Frage kommt. Als gemeinnütziger Verein, der sich sozial engagiert, können wir eine so totalitäre und brutale Diktatur nicht unterstützen.”

Wolf kritisiert “unabgestimmte Äußerungen” von Müller-Römer

Seit Jahren kocht die Diskussion, nicht nur in Köln, hoch, ob deutsche Vereine Kooperationen in Ländern eingehen sollen, in denen keine vergleichbaren demokratischen und menschenrechtlichen Strukturen herrschen wie in Deutschland. Alexander Wehrle als Geschäftsführer trat immer wieder mit dem Argument ein, der FC agiere anders als beispielsweise der FC Bayern in Katar, wo die Münchner ihre Trainingslager absolvieren, darüber hinaus aber keinen direkten Einfluss auf die Bevölkerung nehmen. Der FC wolle hingegen explizit in den Dialog mit Jugendlichen treten, um ihnen über den Fußball demokratische und europäische Werte zu vermitteln. Dieses Argument jedoch überzeugt Müller-Römer nicht.

Und so ist einmal mehr ein Konflikt zwischen Müller-Römer und der FC-Führung entstanden. Denn einige Stunden nach den medialen Ausführungen des 51-Jährigen nahm der 1. FC Köln offiziell Stellung. FC-Präsident Dr. Werner Wolf ging dabei auf Distanz zum Mitgliederrat und erklärte: “Wir haben beschlossen, das Projekt einer Fußballakademie in Shenjang in der derzeitigen sportlichen Situation nicht zu machen. Das hat mit dem Bündeln von Ressourcen und dem Setzen von Prioritäten zu tun, denn wir hätten bei dem Projekt auch Personal einsetzen müssen”, teilte Wolf mit. “Andere mögliche Formen der Zusammenarbeit, beispielsweise Sponsoring mit chinesischen Unternehmen, bleiben davon unberührt. Die unabgestimmten Äußerungen von Stefan Müller-Römer geben ausschließlich seine private Meinung wieder und entsprechen nicht der offiziellen Haltung des 1. FC Köln. Köln ist Partnerstadt von Peking. Der FC steht zu seinen demokratischen Werten ebenso wie zum internationalen Dialog.”

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