Markus Gisdol fordert Leidenschaft und maximales Engagement, um als 1. FC Köln gegen Bayer Leverkusen bestehen zu können. Der Trainer der Geissböcke weiß: Die Werkself ist nicht nur in Topform, sondern auch topfit. Während Peter Bosz seine Mannschaft körperlich jede Woche ans Limit führen kann, kommen die Kölner Spieler auch in dieser Saison wieder viel schneller an ihre Grenzen.
Köln – In der Saison 2017/18 war es offensichtlich: Der 1. FC Köln hatte ein Fitnessproblem und stieg auch deswegen am Ende sang- und klanglos ab. Die Mannschaft brach regelmäßig Mitte der zweiten Hälfte ein und gab selbst Spiele wie das 3:4 gegen den SC Freiburg trotz 3:0-Führung noch aus der Hand. Körperlich waren die Geissböcke den anderen Bundesligisten weit unterlegen.
Der ehemalige Sportchef Armin Veh wollte daraufhin Maßnahmen ergreifen, damit dies nicht mehr vorkäme. Doch offenbar sind die Defizite beim Effzeh weiterhin eklatant. Das hat nun auch der neue Trainer Markus Gisdol erkennen müssen. Am Donnerstag ließ er durchblicken, dass er zwar volles Engagement einfordere, aber nicht sicher sei, ob alle Spieler dieses über 90 Minuten bringen könnten. “Elemente wie Leidenschaft sind für uns unabdingbar. Das fordere ich ein und natürlich haben wir da Nachholbedarf. Das sieht man doch in jeder einzelnen Partie”, sagte Gisdol. “Wenn es schwierig wird, noch mal dagegenzuhalten. Wenn es schwierig wird, noch mal als Einheit zusammenzukommen. Dass man spürt, dass eine Mannschaft auf dem Platz steht, die sich zerreißt. Und wenn du dann nach den 90 Minuten vom Platz getragen werden musst, ist es auch okay. Das wollen wir in Zukunft entwickeln. Ob da jetzt schon alle leistungsfähig genug sind, das über 90 Minuten hinzubekommen – da sind dann ja auch Wechsel möglich. Das werden wir hier irgendwann über die gesamte Spielzeit sehen.”
Ich möchte nicht negativ in die Vergangenheit schauen
Bei der konkreten Nachfrage am Donnerstag auf der Pressekonferenz, ob seine Mannschaft ein Fitnessproblem habe, wich Gisdol aus. “Wenn dir wegen fehlendem Selbstvertrauen die fußballerische Komponente schwerer fällt, musst du in jedem Fall die körperliche Komponente drin haben. Da muss sich vielleicht der eine oder andere Spieler umstellen, was seine eigene Leistungsfähigkeit angeht. Ohne dass ich jetzt negativ in die Vergangenheit schauen möchte. Das ist nicht meine Art. Unsere Situation fordert, dass wir uns da anpassen.”
Heißt im Klartext: Gisdol will nicht schlecht über die geleistete Arbeit des alten Trainerteams um Chefcoach Achim Beierlorzer sprechen. Doch das Offensichtliche kann der 50-Jährige eben nicht mehr ignorieren: Der FC ist nicht fit, kann körperlich nicht genug dagegen halten, die Spieler sind nicht leistungsfähig genug. Das zeigen bekanntlich auch die Statistiken: Dass die Geissböcke in zehn von 14 Saisonspielen weniger gelaufen sind als die Gegner und insgesamt die laufschwächste Mannschaft in der Bundesliga sind, hat nicht nur mit fehlendem Willen der Spieler zu tun. Längst heißt es hinter vorgehaltener Hand am Geißbockheim: Die Spieler können nicht mehr laufen.
Und so muss Gisdol nun, wie schon Stefan Ruthenbeck vor zwei Jahren, den Spagat schaffen zwischen den wöchentlichen Herausforderungen in der Bundesliga und dem Aufholen körperlicher Defizite. Die Trainingsbelastung muss erhöht, darf aber nicht überdreht werden, um die Spieler vor der anstehenden Englischen Woche gegen Leverkusen, Frankfurt und Bremen nicht zu überfordern. Erst nach Weihnachten und in der kurzen, zweiwöchigen Vorbereitung Anfang Januar, werden die Geissböcke in der Lage sein, zumindest teilweise den körperlichen Rückstand auf die Konkurrenz aufzuholen. In der Hoffnung, dass dann der punktemäßige Rückstand in der Tabelle nicht schon zu groß geworden ist.
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