Die Spieler des 1. FC Köln feiern den 3:0-Sieg über Schalke. (Foto: Mika Volkmann)

Gut, dass beim FC jetzt niemand größenwahnsinnig wird

Der 1. FC Köln hat drei der letzten vier Bundesliga-Spiele gewonnen, und das ohne ein einziges Gegentor. Überhaupt haben die Geissböcke seit Mitte Dezember nur gegen Dortmund und die Bayern verloren, daheim unter Markus Gisdol überhaupt nur gegen den Rekordmeister. Die Form- und Punktekurve zeigt steil bergauf. Doch der Effzeh sollte an nichts anderes denken als an die fehlenden Zähler zum Klassenerhalt. 

Ein Kommentar von Marc L. Merten

Größenwahn hat den FC schon häufiger versenkt. Was klingt, wie eine Kölner Fußball-Weisheit, ist eine schreckliche Wahrheit. Der 1. FC Köln hat es in seiner durchaus glorreichen, durchaus aber auch peinlichen Vergangenheit immer wieder geschafft, sich selbst in Krisen zu stürzen. Insofern ist es eine Wohltat, wie die Spieler und Verantwortlichen mit den jüngsten Erfolgen umgehen. Auch am Samstag nach dem 3:0 gegen den FC Schalke 04, als sie auf nichts anderes verwiesen als auf das Ziel Klassenerhalt.

Die Tabelle lügt nicht: Der 1. FC Köln weist nach 24 Spieltagen auf Platz sechs einen geringeren Rückstand auf (sieben Punkte) als den Acht-Punkte-Vorsprung auf den Relegationsplatz. Und ja, es handelt sich noch immer um dieselbe Mannschaft, die nach 14 Spieltagen mit acht Punkten am Tabellenende die Rote Laterne in den Händen hielt. Was kaum zu glauben ist, sollte aber sehr wohl in klarer Erinnerung bleiben: Der Effzeh hat sich als Aufsteiger mit einem immensen Kraftakt am eigenen Kragen aus dem Schlamassel gezogen. Die Chancen auf ein weiteres Jahr Bundesliga in der Saison 2020/21 stehen hervorragend, zumal der FC mit dem Derby in Mönchengladbach ein Spiel in der Hinterhand hat.

Doch um mehr geht es in dieser Saison nicht. Nur um den Klassenerhalt. Überhaupt darf es für den Effzeh so lange um nichts anderes als um den Bundesliga-Verbleib gehen, so lange die Geissböcke nicht mehrere Jahre in Folge einen einstelligen Tabellenplatz belegt haben. Und das, so viel sollten die allermeisten FC-Fans noch wissen, gelang seit 1992/23, also seit 28 Jahren, überhaupt nur zweimal unter Peter Stöger. Ja, es stimmt: Unter Markus Gisdol hat der FC aus zwölf Spielen 22 Punkte geholt und damit fast einen Zwei-Punkte-Schnitt pro Spiel erreicht. Sieben der letzten neun Spiele gewann Köln, die letzten drei Dreier holte man mit klaren 4:0-, 5:0- und 3:0-Siegen ohne Gegentor. Und ja, es stimmt auch: Man hat aktuell das Gefühl, dass diese Mannschaft kaum zu stoppen ist.

Doch genau darin liegt die Gefahr. Am kommenden Freitag wird der FC erstmals seit Monaten wieder als klarer Favorit in eine Partie gehen. In Paderborn wird sich plötzlich wieder die Erwartungshaltung verschieben, die dem Klub schon so häufig in der Vergangenheit Kopf und Kragen gekostet hat. Umso wohltuender kommt das Trainerteam um Markus Gisdol daher. Ein Übungsleiter, der stoisch und ruhig die Tabelle ignoriert und den Fokus alleine auf den nächsten Gegner lenkt. Etwas, das er seinen Spielern über Wochen eingetrichtert hat und das diese inzwischen befolgen. “Hört mal! Wir wurden nach 14 Spieltagen fast schon als Absteiger tituliert. Wenn wir jetzt den Klassenerhalt schaffen, sind wir alle glücklich”, sagte Timo Horn nach dem Sieg über Schalke. Demütig, konzentriert und giftig – mit diesen Eigenschaften gelang dem FC ein kaum für möglich gehaltener Wandel in dieser Saison. Diesen weiter voranzutreiben, ist die einzige Aufgabe, die der Verein nun hat. Dann werden am Ende der Spielzeit Spieler, Verantwortliche und Fans gemeinsam jubeln. Über den Klassenerhalt.

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