Was macht der Aufstieg dreier Talente des 1. FC Köln zu den Profis mit den anderen Nachwuchsspielern? Wie wirkte sich der Transfer-Wirbel um Florian Wirtz auf die U17 aus? Und wie kam Philipp Wydra zum FC? Der GEISSBLOG.KOELN sprach mit Markus Daun über die Nachwuchs-Förderung bei den Geissböcken und seine Rolle im Wydra-Deal. (Den ersten Teil des Interviews lest Ihr hier)
Das Interview führte Marc L. Merten
Inwiefern haben die Beförderungen von Jan Thielmann, Noah Katterbach und Ismail Jakobs zu den Profis dafür gesorgt, dass Ihre Spieler einerseits motivierter, aber andererseits womöglich auch etwas ungeduldiger geworden sind?
MARKUS DAUN: “Mit Jan Thielmann hat sich etwas verändert. Außer Yann-Aurel Bisseck gab es das jahrelang beim FC nicht, dass ein Talent aus der U17 kommend nur wenige Monate später zu den Profis hochspringt. Darauf muss man die Spieler aber vorbereiten. Wer es schaffen will, muss sich bewusst sein: Absolute Topspieler können mit 17 schon in der ersten Liga stattfinden. Andere benötigen den gängigen Weg über die U19 und U21.”
Was bedeutet das hinsichtlich des Drucks für die Spieler?
Natürlich haben 16-Jährige noch Flausen im Kopf. Es geht aber darum, dass sie ihr Hobby in diesem Alter schon so ernst nehmen müssen wie einen Beruf. Wenn ein Thielmann oder ein Katterbach plötzlich bei den Profis spielt oder ein Wydra oben trainieren darf, weckt das Begehrlichkeiten bei den restlichen Spielern. Der Ehrgeiz es zu schaffen ist gut. Trotzdem müssen sie die Grundlage für ihre Karriere weiterhin in der Jugend legen. Sie müssen in der U17 alles dafür tun, dass sie über die U19 zu den Profis herangeführt werden können.
Hat der Fall Florian Wirtz eher abschreckend oder eher als zusätzlicher Ansporn gewirkt?
Unabhängig davon, dass wir Florian Wirtz sehr gerne beim 1. FC Köln behalten hätten, war das, was danach passiert ist, für einige Talente ein klarer Hinweis auf das, was sie mal erwarten könnte. Denn in dem Moment, als der Wechsel feststand, ging es nicht mehr um den U17-Spieler oder Schüler Florian Wirtz, sondern um den angehenden Profi. Es wurde über Zahlen spekuliert, über die Gründe für den Wechsel. Das haben alle mitbekommen. Deshalb war das auch ein kleiner Vorgeschmack auf das, was man als Profi aushalten muss.
Kommen wir mal zu Ihnen persönlich: Sie hatten eine schwere Saison 2018/19, wurden als U21-Trainer nach einer enttäuschenden Hinrunde abgelöst. Dann war erst nicht klar, wie es für Sie weitergeht, bis Sie die U17-Meistermannschaft übernommen haben. Sicher kein einfaches Erbe. Wie sind Sie damit umgegangen?
Die Zeit bei der U21 bewerte ich heute als sehr lehrreich. Heute würde ich einige Dinge anders bewerten, sie anders angehen und noch mehr durchleuchten, aber sie hat mir sehr viel gebracht. Und natürlich wusste ich im letzten Sommer, dass Druck auf dem Kessel ist. Ich kam als Trainer, der, wenn man es hart formulieren möchte, bei der U21 gescheitert war, aus einer Freistellung zu einer Meister-Mannschaft. Die Frage, woran man jetzt gemessen wird, habe ich mir da natürlich schon gestellt. Entsprechend akribisch bin ich die Arbeit angegangen.
Wie hatten die Monate zwischen der Freistellung bei der U21 und dem Start bei der U17 ausgesehen?
Ich wollte in dem freien halben Jahr etwas tun, womit ich bis dato noch nicht so sehr in Berührung gekommen bin. So kam ich zu einer relativ großen Scouting-Tour für den FC-Nachwuchs. Das hat mir extrem geholfen, um unsere Talente im internationalen Vergleich besser einschätzen zu können. Umso schöner war es, dass ich in dieser Zeit einen Jungen wie Philipp Wydra für den FC entdecken konnte, obwohl das gar nicht geplant war.
Wie kam das?
Ich war eigentlich wegen eines anderen Spielers in Wien und habe mir sein Spiel angeschaut. Da stand aber schon nach einer halben Stunde fest, dass das keinen Sinn machen würde. Dafür habe ich mich, wenn man es fußballromantisch betrachtet, in den Kicker Wydra verliebt. Er hat Dinge gemacht, eine Idee von Fußball mit Bewegungsabläufen gezeigt, die mich dazu bewogen hat, noch während der ersten Halbzeit zum Handy zu greifen und beim FC anzurufen, dass ich jemanden gefunden habe, den wir unbedingt holen müssen.
Jetzt arbeiten Sie mit Wydra, der bereits bei den Profis reingeschnuppert hat. Ihr eigener Vertrag läuft aber im Sommer aus. Wie geht es mit Ihnen weiter beim FC?
Der Verein weiß von mir, dass ich sehr gerne für diesen Klub arbeite und dass ich sehr gerne beim FC bleiben würde. Ich habe meine Familie in dieser Region und schließe eine Arbeit in weiter Ferne von Köln aus. Deswegen habe ich auch einem Zweitligisten als Co-Trainer abgesagt und ein Angebot aus der Schweiz im letzten Sommer abgelehnt. Was bringt mir ein höheres Gehalt, wenn ich dann allein im Hotelzimmer sitze und meine Familie nicht sehen kann? Ich habe das Gefühl, meine Aufgabe beim FC gefunden zu haben und glaube, dass ich aufgrund meiner Erfahrung im Übergang zwischen Nachwuchs und Profi-Bereich viel geben kann. Deswegen glaube ich, dass wir uns zusammensetzen und uns einig werden können.
Markus Daun: Den ersten Teil des GBK-Interviews lest Ihr hier!
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