Simon Terodde, Vincent Koziello, Louis Schaub und Dominick Drexler. (Foto: IMAGO / Bucco)

Die lange Fehlerliste und die schmerzhafte Aufarbeitung

Mit Dominick Drexler hat den 1. FC Köln ein weiterer Spieler verlassen, dem die Geißböcke einen Haufen Geld hinterher werfen mussten, um ihn letztlich von der Gehaltsliste streichen zu müssen. Der 31-jährige ist einer von vielen Namen auf einer langen Fehlerliste, für die die Spieler selbst nichts können. Der Verein hat teure Fehler gemacht, deren Aufarbeitung schmerzhaft und teuer ist.

Ein Kommentar von Marc L. Merten

Der 1. FC Köln versuchte es seit 2017 jedes Jahr mehrfach. Insgesamt neun Spieler kamen für eine Ablöse zwischen drei und fünf Millionen Euro, im Preissegment der unteren Mittelklasse also, und sollten sich möglichst positiv entwickeln. Joao Queiros (3 Mio.) im Sommer 2017, Vincent Koziello und Simon Terodde (je 3 Mio.) im Winter 2017/18, Niklas Hauptmann (3,5 Mio.), Louis Schaub (3,5 Mio.) und Dominick Drexler (4,5 Mio.) im Sommer 2018, Florian Kainz (3 Mio.) im Winter 2018/19, Birger Verstraete (4 Mio.) im Sommer 2019 und Dimitris Limnios (3,3 Mio.) im Sommer 2020. Der FC gab für diese Spieler in drei Jahren rund 31 Millionen Euro aus – der Ertrag war und ist erschütternd.

Über 30 Mio. Euro: Nur ein Transfer schlägt wirklich ein

Dabei muss man diese Spieler natürlich in aller Deutlichkeit drei Kategorien zuordnen: Die Einen waren kurzfristig genau die Leistungsträger, die sie sein sollten – und zwar in der Zweitliga-Saison: Drexler lieferte sage und schreibe neun Tore und 18 Vorlagen zum Aufstieg, Terodde traf in 2018/19 gigantische 29 Mal und bereitete fünf weitere Tore vor, Schaub lieferte in der besagten Spielzeit 13 Vorlagen und machte drei Treffer selbst. Dieses Trio war maßgeblich am Aufstieg des 1. FC Köln 2019 beteiligt. Ohne sie wäre der FC nicht in die Bundesliga zurückgekehrt, und dafür verdienen sie den größten Respekt.

Das Problem: Sie waren ausschließlich kurzfristige Hilfen, jedoch mit langfristigen Verträgen. Wofür die Spieler aber nichts können: weder für die Ablösesummen, die der 1. FC Köln für sie ausgab, noch für die Gehälter und Vertragslaufzeiten, die man ihnen ermöglichte. Das gilt auch für jene Spieler, die nicht nur viel Geld kosteten, sondern darüber hinaus die Erwartungen im Prinzip vom ersten Tag an nicht erfüllen konnten: Koziello, Hauptmann, Limnios, Verstraete und vor allem Queiros. Der einzige dieser neun Transfers, der dem FC wirklich nachhaltigen sportlichen Erfolg brachte, ist Florian Kainz.

Die Bornauw- und Skhiri-Gewinne werden aufgefressen

Mit den über 30 Millionen Euro zum Fenster hinaus geworfenen Ablösesummen ist es aber leider nicht getan. Der 1. FC Köln muss diese Fehlerliste noch immer abarbeiten – und weiter bezahlen: die Gehälter oder die Abfindungen, um diese Spieler, zumeist ablösefrei, wieder von der Payroll zu bekommen. So Manchen hat der FC in den letzten Wochen bereits ausgezahlt. Marcel Risse mit über einer Million Euro, Lasse Sobiech mit rund 800.000 Euro, nun Drexler mit rund 500.000 Euro, weil er in der Bundesliga sage und schreibe 1,4 Mio. Euro Jahresgehalt kassierte. Weitere Abfindungen werden dazu kommen: für Koziello, Hauptmann, Queiros, vielleicht noch für weitere Spieler. Nur, um sie loszuwerden. Nur, um am Ende nicht das gesamte Jahresgehalt zahlen und die Spieler auf der Tribüne fürstlich entlohnen zu müssen.

Beim FC beklagen sie sich ausführlich über die Corona-Verluste in Höhe von rund 65 Mio. Euro. Doch die Hälfte dieses Betrages haben die aktuellen und einstigen Verantwortlichen selbst zusätzlich verschuldet und müssen bis heute dafür bluten. Freilich lässt sich nicht jeder der genannten Spieler in einen Topf schmeißen. Freilich muss jeder Transfer, jeder Vertrag, jedes Gehalt und jede Abfindung unter anderen Gesichtspunkten betrachtet werden. Freilich gab es insbesondere mit Sebastiaan Bornauw und Ellyes Skhiri auch zwei Spieler, aus denen die Geißböcke ordentlich Gewinn ziehen können. Doch der Gewinn dieses Duos wird am Ende wohl doppelt und dreifach von den zahlreichen Flops aufgefressen, die man sich geleistet hat.

Die Lernkurve muss nachhaltig sein

Das Schicksal der Kölner ist, diese teuren Fehler ausgerechnet in Corona-Zeiten korrigieren zu müssen. Man sagt: Aus Fehlern lernt man. Mehrere Jahre hat der FC nicht gelernt, sondern einfach weitermacht. Fast schon blind für das eigene Scheitern. Erst jetzt, mit dem Rücken zur Wand, werden die Dinge wieder hinterfragt. Spät, aber nicht zu spät. Man kann im Sinne des FC nur hoffen, dass die Lernkurve diesmal nachhaltiger ist. 2012 hielt sie zwischen vier und fünf Jahren an. Dieses Mal muss sie länger nachwirken. Nur dann kann der 1. FC Köln sich wirklich erneuern.

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