1. FC Köln, Training, von links: Andre Pawlak, Kevin McKenna, Steffen Baumgart, Rene Wagner (1. FC Köln) , 15.09.2021, Bild: Herbert Bucco

Alter und neuer FC: Aus Zufall wird Zielsetzung

In der vergangenen Saison konnte der 1. FC Köln vier Punkte gegen RB Leipzig einfahren. So wichtig die Zähler in der Endabrechnung für den Klassenerhalt auch waren, so glücklich kamen diese am Ende zustande. Gegen Zählbares hätte Steffen Baumgart am Samstag ebenfalls nichts einzuwenden, wenngleich sich der Trainer einen möglichen Sieg mit seiner Mannschaft gerne auch verdienen würde. 

Köln – Als der 1. FC Köln am 20. April 2021 mit 2:1 gegen RB Leipzig gewinnen konnte, war dieser Sieg so überraschend wie überlebenswichtig. Friedhelm Funkel hatte zuvor sein erstes Spiel als neuer FC-Trainer in Leverkusen mit 0:3 verloren und die Schlinge im Abstiegskampf zog sich für die Geißböcke immer weiter zu. Mit zwei Toren von Jonas Hector als Mittelstürmer verschaffte sich der FC an jenem Dienstagabend aber neuen Mut im Kampf um den Klassenerhalt.

FC-Sieg gegen Leipzig war nur Zufall

So wichtig und so kämpferisch wertvoll diese drei Punkte gegen die damals noch von Julian Nagelsmann trainierte Elf am Ende war, brachte Steffen Baumgart am Donnerstag auf den Punkt, was der Sieg der Kölner vor allem war: Zufall. “Das hatte nichts mit Können zu tun”, sagte der FC-Trainer vor dem Spiel am Samstagabend gegen RB. “Leipzig war in allen Belangen überlegen.” Und tatsächlich, ein Blick in die Statistiken untermauert die Aussage des 49-jährigen: 25 zu 5 Schüsse, 72 zu 28 Prozent Ballbesitz, 87 zu 67 Prozent Passgenauigkeit, 8 zu 0 Eckbälle. Leipzig war im April im RheinEnergieStadion drückend überlegen.

An den Vorzeichen vor der neunten Auflage dieses noch jungen Duells hat sich auch in dieser Saison kaum etwas verändert. Zwar liegen die Geißböcke zur Zeit nach ihrem starken Saisonstart und dem zumindest von den Ergebnissen her eher schwächeren Auftakt von RB Leipzig vier Zähler vor dem Champions League-Teilnehmer. Nichtsdestotrotz sind die Gäste am Samstagabend aufgrund ihrer individuellen Qualität in der Favoritenrolle.

Darum spielt der FC nicht auf Konter

Unabhängig des Ergebnisses dürfte die Partie in dieser Saison um einiges ausgeglichener zu erwarten sein. Der FC hat sich unter Steffen Baumgart gewandelt und spielt deutlich selbstbewusster als noch vor fünf Monaten, wo die Kölner nur auf die Fehler des Gegners lauerten. Die Geißböcke werden am Samstag am Spiel teilnehmen wollen, wie sie es auch schon in München vor einigen Wochen getan hatten.

Sich in die eigene Hälfte zurückzuziehen und von dort aus auf den Umschaltmoment zu warten, läge ohnehin nicht in der Natur seiner Spieler, wie Steffen Baumgart am Donnerstag erklärte. “Wir sind nicht in der Lage auf Konter zu spielen, weil uns in den entscheidenden Situationen die Endgeschwindigkeit fehlt. Deswegen müssen wir den kurzen Weg zum Tor haben und mit vielen Leuten vorne dabei sein.” Freilich eine Schwäche der Kölner, die schon in der vergangenen Saison allzu bekannt war, damals aber in der eigenen Spielausrichtung nicht berücksichtigt worden war.

So werden die Geißböcke also auch gegen Leipzig auf frühes und aggressives Pressing setzen, um den Ball noch möglichst in der gegnerischen Hälfte zu gewinnen und dann den direkten Weg vor das Tor zu suchen. Baumgart weiß aber auch, dass es gegen Mannschaften wie Leipzig dann auch mal “das ein oder andere Gegentor mehr” geben kann. Doch genau das ist das unter Baumgart einkalkulierte Risiko, mit dem Bewusstsein, dass man mit einer eigenen offensiven Ausrichtung mehr Spiele gewinnen als verlieren kann.

Wir sind in alte Muster gefallen

Diese offensive Ausrichtung war es auch, die dem Trainer in der zweiten Leipzig beim SC Freiburg bei seiner Mannschaft gefehlt hatte. “Wir sind in Freiburg in alte Muster gefallen, weil wir ein 1:0 verteidigen wollten”, blickte Baumgart auf das zurück, was ihm im Breisgau nicht gefallen hatte. “Ich habe die Jungs gefragt: Warum gehen wir dann nicht in den offenen Schlagabtausch? Wir haben bei einem 1:0 den gleichen Plan wie bei einem 0:1. In Freiburg hatten wir die Absicherung im Kopf, aber so funktioniert Fußball für mich nicht. So gewinnst du vielleicht hin und wieder ein Spiel, aber nicht auf Dauer.” Baumgart rief dabei noch einmal das Spiel in München ins Gedächtnis, als die Kölner selbst beim Stand von 2:2 weiter nach vorne gespielt hätten. So sei es zwar grundsätzlich nicht verkehrt, an Absicherung zu denken, “aber man kann auch vorne an Absicherung denken.”

Heute kümmert es wohl nur noch die wenigsten beim FC, wie im April das Spiel gegen RB Leipzig gewonnen wurde. Schließlich haben die drei Punkte einen wesentlichen Anteil daran, dass die Kölner noch immer in der Bundesliga spielen. Und wahrscheinlich würde der FC-am Samstag ebenfalls einen glücklichen Sieg nehmen, solange am Ende die drei Punkte unter dem Strich dabei herauskommen. Lieber wäre es Steffen Baumgart aber, wenn sich seine Mannschaft den Sieg gegen RB Leipzig auch verdient. So sagte Baumgart auch: “Ich habe es gerne, wenn man nicht mit Zufall gewinnt, sondern dass die Leistung entscheidet.”

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