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Transfer-Analyse: Wie Defensiv-Monster Pedersen dem FC hilft

Ehrlicher Fußball in England: Kristian Pedersen im Ringkampf mit Nottinghams Lewis Grabban. (Foto: IMAGO / Pro Sports Images)
Ehrlicher Fußball in England: Kristian Pedersen im Ringkampf mit Nottinghams Lewis Grabban. (Foto: IMAGO / Pro Sports Images)

Kristian Pedersen könnte für den 1. FC Köln mehr sein als nur ein Back-up für Jonas Hector. Der Neuzugang von Birmingham City bringt viele Qualitäten mit, die unter Steffen Baumgart gefragt sind. Zudem erhöht er die taktische Flexibilität der Geißböcke. Eine Daten-Analyse des ablösefreien Transfers aus Dänemark.

Die etwas andere Karriere

Kristian Pedersen ging in seiner Jugend den etwas anderen Weg – schloss sich erst mit 20 Jahren dem dänischen Zweitligisten HB Køge an, nachdem er zuvor nur im Amateurbereich aufgelaufen war. Unter Trainer Henrik Pedersen (nicht verwandt) schaffte der Linksfuß den Sprung zum Stammspieler und durfte im Winter der Saison 15/16 als Gastspieler bei Borussia Mönchengladbach trainieren – zu einem Transfer kam es aber nicht.

Im Sommer 2016 wechselte Trainer Henrik Pedersen nach Deutschland und wurde Assistenztrainer beim damaligen Zweitligisten Union Berlin. Der Förderer lotste seinen Musterschüler noch in derselben Transferperiode nach Köpenick (Ablöse: 250.000 Euro). Auch hier war Kristian Pedersen direkt als Stammspieler auf der Linksverteidiger-Position gesetzt. Nach zwei Jahren in Berlin wechselte Pedersen 2018 für 2,5 Mio. Euro in die Championship zu Birmingham City FC – ein für Pedersen und den Klub perfekter Wechsel.

Pedersens veränderte Rolle in England

Aufgrund seiner immensen physischen Qualität wurde er für die Blues in der “härtesten Liga der Welt” eine wertvolle Kraft. In allen vier Vertragsjahren kämpfte er mit seinem Team gegen den Abstieg (immer erfolgreich) und war stets als Stammspieler gesetzt. In der abgelaufenen Saison 21/22 experimentierte Trainer Lee Bowyer regelmäßig mit einer Dreierkette, hier wurde Pedersen auch aufgrund seiner Körpergröße als linker Innenverteidiger aufgestellt, während der quirlige Flügelflitzer Jeremy Bela die Position des linken Wingbacks belegte.

Eine Flexibilität, die auch für den 1. FC Köln von großer Bedeutung werden könnte, denn mit Pedersen haben die Geißböcke nun einen Spieler, der als Linksfuß und robuster Verteidiger die Rolle in einer Dreierkette links jederzeit übernehmen könnte. Zumal Jeff Chabot und Bright Arrey-Mbi als weitere Linksfüßer im Kader noch nicht überzeugen konnten. Wichtig zudem: Pedersen hatte in seine Karriere bislang nur zweimal mit kleineren Verletzungen zu kämpfen.

Die Daten 2021/22 im Vergleich

Kristian Pedersen 2021/22Championship Außenverteidiger 2021/22
Erfolgreiche Defensivaktionen12.99.6
Defensivzweikämpfe (% gewonnen)8.8 (65%)7.2 (61%)
Luftzweikämpfe (% gewonnen)6.3 (60%)4 (51%)
PAdj Interceptions8.96.6
Flanken (% erfolgreich)1.2 (38%)2.3 (34%)
Dribblings (% erfolgreich)1.4 (69%)2.1 (57%)
Torschussvorlagen0.310.53
Pässe (% Quote)29 (77%)39 (77%)
Progressive Pässe (% anteilig von allen Pässen)7.1 (24%)8.1 (21%)
Alle Daten pro 90 Minuten im Vergleich mit allen Rechts- und Linksverteidigern der englischen Championship mit mind. 1.000 Spielminuten in 21/22 (31 Spieler)

Pedersens Spielstil: Defensive Back

Die Ausrichtung von Kristian Pedersen in Birmingham war klar – der Fokus lag auf der Defensive. Offensiv wurde er praktisch nicht gebraucht. Entsprechend definiert sich der 27-Jährige über seine Arbeit gegen den Ball, ist ein physisch starker Zweikämpfer, der in der im Vergleich zur englischen Championship weniger auf Körpereinsatz ausgelegten Bundesliga mit Sicherheit schnell großen Einfluss auf die Kölner Balleroberungen haben dürfte. Ein Umstand, der in Baumgarts Ansatz eine große Rolle spielt.

Doch nicht nur seine Körperlichkeit, sondern auch das gute Positionsspiel verhelfen dem Dänen dazu, in viele direkte Duelle verwickelt zu sein oder Pässe abzufangen. Zwar geht er zu oft mit einem Foul aus einem Zweikampf. Dank seiner Körpergröße von 1,89 Metern ist Pedersen jedoch für einen Außenverteidiger eine Wucht in der Luft, ließ in der häufig von langen Bällen geprägten Spielweise der englischen Zweiten Liga nichts anbrennen.

Mit Ball wurde von Pedersen in den vier Jahren in England eine einfache und risikoscheue Spielweise verlangt, auch bedingt durch die eher geringe Gesamtqualität seines Teams und durch den offensivfreudigen Bela vor ihm. Die Folge: seltene Vorstöße, wenige Flanken und kaum Tempodribblings, Pedersens Einfluss auf die Chancenkreation war auf ein Minimum beschränkt.

Im Antritt und der Beschleunigung kommt Pedersen auf solide Werte, ein Sprinter ist der 27-Jährige allerdings nicht. Obwohl Pedersen zumeist ein eher einfaches Spiel bevorzugt, so spielt er knapp ein Viertel seiner Pässe progressive (guter Wert!), meist setzt er den vor ihm agierenden Flügelspieler in Szene. Gerade nach seinen vielen Zweikämpfen und Balleroberungen passt diese Fähigkeit in Baumgarts Spielidee und ähnelt dem Aufbauspiel von Benno Schmitz, der ebenfalls häufig den progressiven Ball die Linie entlang sucht. Auffällig: Obwohl Birmingham häufig auf den langen Ball zurückgriff, nutzte Pedersen fast ausschließlich flache Pässe. Auch dies passt zu Baumgarts Spielidee.

Wie passt Pedersen zum 1. FC Köln?

Jannes Horn verlässt den FC nach fünf enttäuschenden Jahren. Mit Pedersen bekommt Köln dagegen einen Spieler, der quasi nie verletzt ist und die hohe Spielfrequenz der Championship (46 Ligaspiele) kennt – es spricht also vieles dafür, dass Pedersen weit mehr ist als ein Back-up für Jonas Hector. Zumindest theoretisch könnte der 27-Jährige die Position des Linksverteidigers komplett alleine und in allen Wettbewerben ausführen – die Dreifachbelastung wäre für Pedersen kein Problem.

Jonas Hector, der in der vergangenen Saison fast 90 Prozent aller Spielminuten als Linksverteidiger auflief, wäre dann häufiger als 2021/22 verfügbar als Stratege im zentral-defensiven Mittelfeld – sofern dort Bedarf herrschen sollte. Zudem gibt Pedersen Baumgart erstmalig die Option einer Dreierkette und erhöht somit die personelle und taktische Variabilität in der Defensive. Somit ein aus Datensicht starker Schachzug der Kaderplaner!

Zudem stärkt Pedersen den Defensivverbund in Sachen Physis. Der Däne überzeugt durch seine gute Positionierung defensiv, weist in der Luft bessere Qualitäten als alle FC-Verteidiger der Vorsaison auf und erhöht somit auch die Stabilität bei gegnerischen Freistößen und Eckbällen (mit zwölf Gegentoren nach Standards gehörte der FC zu den schwächeren Teams der Liga). Offensiv wird man von Pedersen hingegen keine Wunderdinge erwarten können, sofern er sich an seine Spielweise aus Birmingham hält. Doch dafür hat man für links neben Florian Kainz zusätzlich Linton Maina verpflichtet und will einen weiteren Flügelspieler nachlegen. Alle offensiv ausgerichteten Außenbahnspieler würde Pedersen defensiv zuverlässig absichern.

Alles in allem ein toller Transfer zum Nulltarif, der defensiv weiter stärkt und zudem die vermeintliche Lücke im zentralen Mittelfeld durch den Weggang von Salih Özcan behebt.

Dieser Text stammt von der Fußball-Consultancy CREATEFOOTBALL GmbH, die national wie international Profivereine, Berateragenturen sowie Medienanstalten in den Themenfeldern Datenscouting und -analyse berät.

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