Der 1. FC Slovacko ist am Donnerstag zu Gast in Köln. (Foto: IMAGO / CTK Photo)

Der 1. FC Slovacko ist am Donnerstag zu Gast in Köln. (Foto: IMAGO / CTK Photo)

Gegneranalyse Teil 3: 1. FC Slovacko – Mit Erfahrung zum Erfolg

Der 1. FC Köln trifft in der Gruppenphase der Europa Conference League auf den OGC Nizza, Partizan Belgrad und den 1. FC Slovácko. Wie stehen die Chancen der Geißböcke auf ein Weiterkommen in Gruppe D? Die Datenanalysten von CREATEFOOTBALL haben sich alle Gegner im Detail angeschaut. Der GEISSBLOG stellt die jeweiligen Mannschaften vor. Nach dem OGC Nizza und Partizan Belgrad geht es mit dem tschechischen Vertreter 1. FC Slovacko weiter. 

Martin Svedik, Trainer des 1. FC Slovacko, ist bereits seit November 2018 im Amt. Der 48-Jährige bleibt seinem 4-2-3-1 in der allermeisten Fällen treu, probiert aber gerade in dieser Saison immer wieder neue Systeme (z.B. Dreierkette oder ein 4-4-2 mit zwei Sechsern gegen Belgrad) aus. Dabei muss Svedig häufig rotieren, da sein Kader nicht nur der älteste der tschechischen Liga ist, sondern auch der drittälteste der Europa Conference League (im Schnitt 27.8 Jahre). Im Spiel gegen Partizan Belgrad war die Startelf 31.45 Tage alt – in der kompletten Bundesligahistorie gab es nur ein Spiel in dem eine ältere Startelf gestellt wurde (Bielefeld 2008).

Stärken von Slovacko

Der 1. FC Slovacko kreiert meist sehr gute Abschlusspositionen und zeigt sich zudem sehr effizient vor dem gegnerischen Tor. In der heimischen Liga dominiert der tschechische Pokalsieger des Vorjahres meist die Spiele. Nach acht Spieltagen liegt das Team aktuell jedoch nur auf dem achten Tabellenplatz.

Stark ist die Svedik-Elf vor allem in der Luft: Slovacko kassiert kaum Gegentore per Kopf respektive nach Standards. Seit Jahren schon führt die Mannschaft aus Uherské Hradiště die meisten Kopfballduelle der tschechischen Liga. Mit ihrer teils rudimentären, oft auf Physis ausgelegten Spielweise, passt die Mannschaft super in die Liga. Es gibt keinen überragenden Spieler im Luftzweikampf, dafür verfügt nahezu jeder Spieler (auch in der Offensive) über viel Wille in der Luft, was das Treffen nach Standards umso schwerer für den Gegner macht.

Überhaupt steht Slovacko, die sich am ersten Gruppenspieltag mit einem 3:3 von Belgrad getrennt haben, im Defensivverbund sehr strukturiert und geordnet. So ist es schwierig für die Gegner in Tornähe zu gelangen. Sie agieren proaktiv und aggressiv im Defensivverbund und üben gerne ein geschlossenes Teampressing auf den ballführenden Spieler aus. Anders als der FC jedoch beginnt das Pressing von Slovacko meist erst im Mittelfeld oder der Abwehr. Sie positionieren sich dazu meist etwas tiefer, agieren aber trotz der vielen Pressingmomente kaum mit Fouls, sondern erobern stattdessen fair den Ball.

Der 1. FC Slovacko spielt dabei mit Abstand die meisten langen Bälle in Tschechien. Dadurch übergehen sie immer wieder die Spielmacherposition, wo es an einem Qualitätsspieler in der Chancenkreation fehlt, und setzen ihre Flügelspieler in Szene. Darüber hinaus agieren sie mit scharfen Flanken und kommen häufig in der Luft aus kurzer Distanz zum Abschluss. Insbesondere Holzer, die Außenverteidiger, sowie Havlik sorgen dafür, dass Slovacko deutlich die meisten Flanken der tschechischen Liga schlägt. Die Außenverteidiger rücken dabei gerne mit auf, während der Angriffsaufbau über das Zentrum eher vernachlässigt wird.

Schwächen von Slovacko

Mit zunehmender Spieldauer wird Slovacko meist müde, was an den abnehmenden Laufleistung zu erkennen ist. Die Folge ist, dass die Tschechen regelmäßig Führungen verspielen. Dieses Defizit versucht die Mannschaft über Erfahrung und Ruhe Wett zu machen. Auch deshalb findet sich bei Slovacko regelmäßig viel Rotation im Kader. Gerade in den Englischen Wochen spielt in der Liga eine veränderte Mannschaft, internationale startet das Team derweil mit allen “alten” Leistungsträgern. Dadurch kann die Eingespieltheit verloren gehen.

Dribblings und temporeiche Eins-gegen-Eins-Duelle spielen bei Slovacko kaum eine Rolle, auch, weil es auf Außen an Tempo fehlt. Einzig Routinier Petrzela versucht sich regelmäßig darin, ist aber aufgrund seines Alters meist nur zweiter Sieger. Zudem zieht die Mannschaft kaum Fouls, ist nach Standards aber meist sowieso nicht wirklich gefährlich, da kein extrem starker Kopfballspielen in der Mannschaft zu finden ist. Schnelle Umschaltaktionen spielt die Mannschaft aufgrund der fehlenden Tempoläufe auf Außen eher schwach zu Ende und generiert dadurch kaum klare Torchancen.

Stats1. FC Köln1. FC Slovacko
xG1.41.9
Ballbesitz57 %54 %
Schüsse12.412.6
Passquote82.3 %80.6 %
Zweikampfquote48.5 %46.9 %
PPDA8.19.2
Alle Daten pro 90 Minuten aus den nationalen Ligawettbewerben der Saison 22/23.

Schlüsselspieler

– Michael Kadlec (37, IV): Ist der absoluter Leistungsträger und Leader im Team und damit völlig zurecht der Kapitän. War einige Jahre in Leverkusen unter Vertrag, dazu ehemaliger tschechischer Nationalspieler (67 Spiele). Agiert extrem fair und effizient in Zweikämpfen am Boden (clever und robust), verfügt dazu über ein starkes Stellungsspiel im Defensisvverbund. Hat aber die komplette Karriere durchweg Probleme in der Luft, ist auch „nur“ 185cm groß. Keine besonders gute Technik, spielt viele Bälle lang und mit viel Mut nach vorne – recht wenige davon kommen wirklich zielführend an.

– Marek Havlik (27, ZM): Marek Havlik ist die Leitfigur im Slovacko-Mittelfeld. Er agiert sehr abgeklärt gegen den Ball, erobert in seiner zentralen, teils halblinken Position eine starke Anzahl an Bällen (in der Regel um die zehn pro 90 Minuten). Vor allem am Boden stark, dafür in der Luft eher schwach, da er keine besonders starke Physis besitzt. Im eigenen Ballbesitz schaltet er sich gerne mit nach vorne ein: Teilweise trägt er den Ball in Achter-Manier in die gegnerische Hälfte, neigt dort dazu aus größeren Distanzen selbst abzuziehen. Meist nutzt er jedoch sein Passspiel um die Mitspieler einzusetzen – lange, hohe Bälle oder mutige Pässe in die Schnittstelle sind die bevorzugten Mittel, ähnlich wie bei Kapitän Kadlec scheitert Havlik aber immer wieder an der Präzision der Pässe.

– Daniel Holzer (27, LF): Schlüsselspieler auf dem linken Flügel. Sehr variabler Spieler mit ordentlichem Tempo. Wird teilweise als linker Außenverteidiger eingesetzt, da er über eine starke Arbeitsmoral gegen den Ball verfügt: Er geht in diverse Defensivzweikämpfe und erobert im Schnitt etwa fünf Bälle pro 90 Minuten. Kommt als Flügelspieler selten zum Abschluss, da er in der Rolle eines Wide Forwards als Linksfuß links spielt und dementsprechend meist geradlinig zur Grundlinie durchgeht. Von dort schlägt er präzise Flanken, kreiert so eine gute Zahl an Torchancen (z.B. in Kombination mit dem wuchtigen Mihalik). In den Dribblings ist er jedoch eher schwach und dringt selten in die Box ein.

Player to watch

– Ondrej Mihalik (25, ST): Sehr wuchtiger Angreifer und mit 25 Jahren der jüngste Spieler, der regelmäßig zu Einsatzzeiten kommt. Extrem stark im Luftzweikampf und wird daher regelmäßig mit langen Bällen gesucht. Wurde in der Vergangenheit bei vorherigen Clubs (hat es nicht geschafft, sich in Alkmaar und Pilsen durchzusetzen) teils tiefer eingesetzt, denn seine Abschlussqualität ist nicht die beste. Hat dafür eine ordentliche Passqualität, kreiert immer wieder auch Chancen, gerne nachdem er einen langen Ball mit Rücken zum Tor festgemacht hat. Mit zwei Toren und zwei Assists aktuell nach dem Abgang von Torjäger Jurecka (zu Slavia Prag) die Hoffnung im Angriff.

Fazit und Siegchancen für den 1. FC Köln

Slovacko und der FC haben einen ähnlichen Spielansatz: Beide Teams spielen teils rudimentären Fußball und Flanken spielen eine große Rolle. Gerade im Heimspiel wird der FC wie zuletzt in der Liga mehr Ballbesitz haben und Slovacko defensiv kompakt stehen. Hier müssen die Kölner neben den vielen Flanken Ideen entwickeln, weil diese in der Regel von den Tschechen gut verteidigt werden. Dribblings von LInton Maina, aber auch Jan Thielmann oder Florian Kainz dürften zu großem Erfolg führen, da die Außenverteidiger im Eins-gegen-Eins anfällig sind und nur wenig Tempo haben.

Köln ist eine der laufstärksten Mannschaften der Conference League, glänzt zudem mit viel Intensität in seinem Laufspiel. Für den FC bedeutet das: Geduldig bleiben! Gerade bei einer Führung muss Slovacko aufmachen und wird die Luft für 90 Minuten nicht wirklich haben. Das hohe Pressing Baumgarts ist dabei elementar, um die technisch schwachen Tschechen direkt aggressiv anzulaufen. Diese werden unter Druck weite und ungenaue Pässe spielen, wodurch ein neuer Angriff direkt möglich sein dürfte. Fazit: Der 1. FC Köln hat eine große Siegchance, braucht aber offensiv ein Alternativrezept zu den eigenen Flanken.

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Dieser Text stammt von der Fußball-Consultancy CREATEFOOTBALL GmbH, die national wie international Profivereine, Berateragenturen sowie Medienanstalten in den Themenfeldern Datenscouting und -analyse berät.

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