Mark Zimmermann. (Foto: Bucco)

Mark Zimmermann. (Foto: Bucco)

Jetzt spricht Zimmermann: “Der Aderlass war groß!”

Noch hat Mark Zimmermann keinen neuen Trainerjob gefunden. Nach seinem Aus beim 1. FC Köln spricht der ehemalige U21-Coach über die drei erfolgreichen Jahre und die letzte, schwierige Saison.

Das Interview führte Daniel Mertens

GEISSBLOG: Herr Zimmermann, war die vergangene Saison das anstrengendste Jahr in Ihrer Kölner Zeit?

Mark Zimmermann: “Es ging holpriger los als in den Jahren zuvor. Ich habe stets betont, wie wichtig ein guter Start ist. Das ist uns in der vergangenen Saison anders als in den Vorjahren nicht gelungen. Wir haben uns bis Ende September gefangen, aber dann ging es rapide bergab. Den Absturz aufzuhalten, hat sich über den kompletten Winter gezogen. Das war ein hartes Stück Arbeit mit viel Stress und Gegenwind. Aber wir haben es geschafft, und nur das zählt.”

Was nehmen Sie aus den vergangenen zwölf Monaten für sich mit?

Die Erfahrungen, die wir gesammelt haben, können für die Zukunft helfen, den Spielern wie auch mir als Trainer. Deswegen möchte ich die Zeit gar nicht missen. Es geht darum, zu lernen und Erfahrung zu sammeln und diese mitzunehmen für die Zukunft.

Wie sehr hat Sie der Absturz in Ihrer letzten Kölner Saison nach den drei guten Vorjahren überrascht?

Im vergangenen Sommer haben viele Spieler die U21 verlassen, weil sie den Verein wechselten, verliehen worden sind oder wie Mathias Olesen und Florian Dietz zu den Profis aufgestiegen sind. Diese Jungs haben die U21 aber über Jahre geprägt, der Aderlass war daher groß. 

Das war sicher das emotionalste Spiel

Mark Zimmermann

Wann war klar, dass Sie den Verein im Sommer verlassen würden?

Die entscheidenden Gespräche gab es im Januar. Damals war nicht abzusehen, wo wir am Ende landen werden. Wir hatten lediglich einen Zwischenstand, der nicht gut war. Das war aber nicht der Grund, warum ich gesagt hätte, dass ich mich für etwas anderes öffnen möchte. Ich bin im vergangenen Sommer in mein viertes Jahr gegangen und habe damals gesagt, dass wir alles weitere im Saisonverlauf besprechen. Im Winter haben der Verein und ich gemeinsam entschieden, dass es eine Neuausrichtung geben wird.

Gab es Dinge, mit denen Sie nicht gerechnet hatten, als Sie zum FC gekommen sind?

Ich musste mich an bestimmte Gegebenheiten anpassen, die so wohl nur der Job als Trainer in der zweiten Mannschaft eines Bundesligisten mitbringen. Wir hatten während der Trainingswochen selten die komplette Mannschaft auf dem Platz.

Weil einige Talente bei den Profis mittrainiert haben.

Genau. Dadurch mussten wir als Trainerteam Woche für Woche sehr flexibel sein. Jungprofis, die am Wochenende in der U21 spielen sollten, kamen häufig erst am Freitag dazu. Das kannte ich so vorher nicht. Damit umzugehen, gehört aber als Trainer einer U21 dazu. Das waren sehr wertvolle Erfahrungen für mich. 

Was waren für Sie die Höhepunkte in Ihrer Kölner Zeit?

In jeder Saison gab es Highlights. In der ersten Saison haben wir in meinem ersten Spiel im Südstadion bei Fortuna Köln gewonnen. Im zweiten Jahr hatten wie die lange Saison mit 40 Spielen und haben den Aufstiegsanwärter Rot-Weiss Essen zuhause geschlagen. Zudem waren es Highlights, in Essen oder Münster vor Tausenden Zuschauern zu spielen. Dann das letzte Spiel von Marius Laux in Lippstadt, als er kurz vor Schluss das Tor erzielt und dann abtritt. Auch unser letztes Heimspiel gegen Fortuna Köln werde ich nie vergessen mit Nottbecks letztem Spiel und Thommy Kraus mit seinem Tor. Das war sicher auch das emotionalste Spiel.

Die Gelähmtheit aufgrund der Negativspirale war damals wohl am größten

Mark Zimmermann

Und an welchen Moment erinnern Sie sich nur ungerne zurück?

Das Wattenscheid-Spiel war natürlich einschneidend (Zimmermann wechselte im März 2023 einen vierten Ü23-Spieler ein, weswegen die U21 das Spiel am grünen Tisch verlor, d. Red.). Das war ein krasser Fehler, der nicht passieren sollte. Sportlich war Kaan-Marienborn im Dezember der Tiefpunkt (0:1). Die Gelähmtheit aufgrund der Negativspirale war damals wohl am größten. Negativpunkte sind für mich ansonsten eigentlich nicht unbedingt Ergebnisse, die gehören dazu. Negativ ist eher, wenn man sieht, dass sich Spieler schwer verletzen auf dem Platz, wenn ich etwa an Luca Schlax oder Florian Dietz denke.

Denken Sie, dass die Regionalliga West für die Ansprüche des 1. FC Köln die richtige Spielklasse ist oder sollte der Sprung in die Dritte Liga angestrebt werden?

Die Dritte Liga bedeutet einen enormen wirtschaftlichen Aufwand. Natürlich ist die Dritte Liga besser, um Spielern aus dem Bundesliga-Kader Spielpraxis auf möglichst hohem Niveau zu geben. Das ist auch eine wichtige Säule der U21-Arbeit. Die Regionalliga ist trotzdem eine gute Liga, um jungen Talenten an den Profi- und Herrenfußball heranzuführen. 

Zieht es Sie nach vier Jahren in Köln in Ihre Heimatregion zurück nach Thüringen und Umgebung?

Nein, ich bin nicht an den Standort und eine Region gebunden. Ich schaue einfach, was mich erwartet.

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