Chris Führich im FC-Trikot gegen den FC Bayern München im Dezember 2017. (Foto: IMAGO / MIS)

Chris Führich im FC-Trikot gegen den FC Bayern München im Dezember 2017. (Foto: IMAGO / MIS)

Führich im Interview: Wie Baumgart ihn zum Profi machte

Chris Führich bestritt das erste Profispiel seiner Karriere für den 1. FC Köln. Am Samstag kehrt er mit dem VfB Stuttgart nach Müngersdorf zurück. Der GEISSBLOG sprach mit dem Offensivspieler über seine Karriere, Steffen Baumgart und Serhou Guirassy.

Das Interview führte Marc L. Merten

GEISSBLOG: Chris Führich, am Samstag kehren Sie mit dem VfB Stuttgart zum 1. FC Köln zurück. Ist das für Sie, vier Jahre nach Ihrem Abschied vom FC, noch immer ein besonderes Spiel?

CHRIS FÜHRICH: „Auf jeden Fall. Köln wäre auch ein besonderes Spiel, wenn ich nicht beim FC gewesen wäre. Es herrscht eine super Stimmung, das Stadion kocht– auf solche Auswärtsspiele habe ich immer richtig Bock. Deswegen freue ich mich sehr auf Samstag.“

Stuttgart ist als Tabellendritter blendend gestartet, der FC dagegen steht sieglos auf Platz 16. Was für ein Spiel erwarten Sie?

„Uns ist bewusst, dass in Köln immer alles möglich ist – dass unter Steffen Baumgart immer alles möglich ist. Wir müssen dieses Spiel zu 100 Prozent annehmen, um da zu punkten. Köln will jetzt jede Möglichkeit nutzen, um den Umschwung zu schaffen. Deswegen müssen wir bereit sein, von der ersten bis zur letzten Minute. Natürlich sind wir selbstbewusst und wollen alles tun, um zu gewinnen, aber es wird eine sehr harte Aufgabe.“

Erklären Sie uns bitte das Stuttgarter Erfolgsgeheimnis. Trägt es den Namen Serhou Guirassy?

„Was Serhou macht, ist Wahnsinn. Er sticht aktuell heraus, das ist normal bei dieser Tor-Anzahl und auch bei der Art und Weise, wie er die Tore macht, wie kühl er im Strafraum ist. Er war schon damals in Köln ein guter Spieler, jetzt sprechen die Zahlen für sich. Ich glaube aber, dass bei uns gerade die Gesamtkonstellation stimmt. Ob das die Mannschaft, das Trainerteam, der Verein drumherum ist – da wächst vieles zusammen. Es ist ein Gesamterfolg.“

Beim FC war es eine Zeit mit Ups und Downs, die mich geprägt hat

Chris Führich

Haben Sie diesen Start kommen sehen? Gab es einen Schlüsselmoment? 

„Man hat bereits im letzten Teil der vergangenen Saison gesehen, dass wir konstanter werden. Diese Entwicklung haben wir mitgenommen und in der Vorbereitung hart gearbeitet. Das Trainerteam hat uns super eingestellt, um diesen Start hinzukriegen. Es gibt uns ein gutes Gefühl, auch mal positiv zu starten.“ 

Sie haben bereits fünf Scorer-Punkte auf dem Konto. Wie würden Sie persönlich Ihre Rolle beim VfB beschreiben?

„Ich versuche, mein Spiel auf den Platz zu bringen und den Jungs zu helfen – Jungs wie Serhou Guirassy mit Vorlagen zu füttern, damit er so weitertrifft (lacht). Mein Ziel ist definitiv, diese Saison mehr Scorer-Punkte zu sammeln. Das klappt aktuell ganz gut, derzeit erfüllt jeder seine Rolle.“

Für die Fans, die Sie noch aus Ihrer Zeit beim FC kennen: Wie hat sich Ihr Spielstil verändert?

„Man wächst von Jahr zu Jahr und entwickelt sich weiter – auch der Spielstil. Wenn man aus der Regionalliga kommt, muss man andere Dinge auf den Platz bringen, wenn die Qualität höher und das Spiel schneller wird. Dann geht es um weniger Kontakte und schnellere Entscheidungen: Wann dribbele ich und wann nicht?“ 

Lassen Sie uns auf Ihre Jahre beim FC zurückblicken. Wie haben Sie diese Station, 2017 bis 2019, in Erinnerung?

„Beim FC habe ich mein erstes Bundesliga-Spiel gemacht, meine ersten Profi-Erfahrungen gesammelt. Das waren sehr schöne Momente. Es war eine Zeit mit Ups und Downs, die mich geprägt hat, in der ich viel gelernt habe.“

Ihr Bundesliga-Debüt haben Sie im Dezember 2017 gegen die Bayern gefeiert, als Stefan Ruthenbeck Ihnen vor einem Zweikampf gegen Rafinha zurief: “Trau Dich!” Anschließend standen Sie gegen Wolfsburg sogar in der Startelf und Ruthenbeck sagte: „Chris Führich gebe ich nicht mehr her.“ Ihr zweiter Bundesliga-Einsatz für den FC blieb allerdings der letzte. Waren Sie damals – gerade nach dem anschließenden Abstieg – enttäuscht, keine weiteren Profi-Chancen zu erhalten?

„Ich bin dem FC sehr dankbar, dass ich mit 19 Jahren mein Bundesliga-Debüt feiern und meine ersten Minuten in der Bundesliga sammeln durfte. Das war ein ganz besonderer Moment für mich, den ich nie vergessen werde.“ 

Der Moment, als Stefan Ruthenbeck "Trau Dich" ruft und Chris Führich Rafinha stehen lässt. (Foto: IMAGO / MIS)
Der Moment, als Stefan Ruthenbeck “Trau Dich” ruft und Chris Führich Rafinha stehen lässt. (Foto: IMAGO / MIS)

Welcher Trainer hat Sie am meisten geprägt während Ihrer Zeit beim FC?

„Am meisten entwickelt habe ich mich in der U21 unter André Pawlak. Er wusste genau, wie er mit mir umzugehen hat. Die Situation war damals auch in der zweiten Mannschaft durch die Trainerwechsel nicht einfach. Unter André hatte ich gute Schritte.“

2019 verließen Sie den FC und gingen zum Regionalliga-Team von Borussia Dortmund.

„Ich konnte in Dortmund eine Menge Selbstvertrauen tanken und bin sogar bei den Profis integriert worden. Nachdem ich im Winter das Trainingslager der Profis absolviert habe, stand ich in der Rückrunde auch ein paar Mal im Profi-Kader.“

Es hat Bock gemacht, Steffen Baumgarts offensiven Fußball zu spielen

Chris Führich

Selbstvertrauen, das ihnen beim FC verlorenen gegangen war?

„Ich war dankbar, den Schritt nach Dortmund machen zu können, auch um näher bei der Familie und meinen Freunden zu sein. Das war ein ganz entscheidender Schritt, um dann den Sprung in die 2. Bundesliga zu schaffen.“

Dorthin hat Sie Steffen Baumgart als Trainer des SC Paderborn geholt. Was war das für eine Zeit?

„Eine sehr schöne, ich habe mich in Paderborn sofort wohlgefühlt. Es hat Bock gemacht, Steffen Baumgarts offensiven Fußball zu spielen. Unter ihm hatte ich eine Menge Scorer-Punkte. Er hat mich auf jeden Fall super weiterentwickelt, ich habe nur positive Erinnerungen.“

Es gab damals Gerüchte, Sie könnten Baumgart nach Köln folgen. War das eine Option?

„Ich glaube, das war nur eine mediale Geschichte. Ich muss ganz ehrlich sagen: Als Stuttgart sich gemeldet hat, war für mich klar, wohin ich möchte. Da stand für mich fest, dass ich unbedingt zum VfB will.“

Welche Ziele haben Sie für die Zukunft?

„Ich möchte noch besser und noch produktiver werden, noch mehr Scorer-Punkte sammeln. Ich bin jetzt 25 Jahre alt, da kommen noch ein paar Saisons. Man kann sich immer verbessern. Ich bin noch lange nicht da, wo ich hinwill. Dafür arbeite ich hart.“

Wenn Sie Ihre steile Entwicklung fortsetzen, ist dann auch die Nationalmannschaft ein Thema?

„Für jeden Spieler ist die Nationalmannschaft ein Traum. Aber aktuell befasse ich mich nur mit dem Verein. Die Saison ist noch so jung, es kann noch so viel passieren. In solchen Momenten sollte man sich immer aufs Hier und Jetzt konzentrieren. Deswegen beschäftige ich mich nicht mit dem Thema, zumal die Nationalmannschaft in der Offensive so viel Qualität hat. Aber, wie gesagt, es ist natürlich ein Traum.“

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