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Ruhige Krise: “Solange gewisse Interviews noch nicht laufen…”

Steffen Baumgart, Christian Keller und Thomas Kessler. versuchen die aktuelle Krise mit Ruhe zu bewältigen. (Foto: Bucco)
Steffen Baumgart, Christian Keller und Thomas Kessler. versuchen die aktuelle Krise mit Ruhe zu bewältigen. (Foto: Bucco)

Der 1. FC Köln erlebt derzeit die schwierigste Phase in seiner Ära unter Steffen Baumgart. Trotz des massiven Fehlstartes in der Bundesliga ist es jedoch sowohl innerhalb der Clubs als auch im Umfeld ruhig.

Die Bundesliga hat dieser Tage ihre erste Trainerentlassung der Saison erlebt. Der FC Augsburg hat nach sieben Spieltagen seinen Trainer Enrico Maaßen freigestellt. Dabei wirkte die Situation bei den Fuggerstädtern als Außenstehender – zumindest aus FC-Sicht – gar nicht so bedrohlich. Immerhin stehen die Augsburger mit fünf Punkten über dem Strich und haben bereits vier Zähler mehr gesammelt als der 1. FC Köln.

Trotzdem hat man sich in Augsburg dazu entschieden, eine Veränderung auf der Trainerposition vorzunehmen. Maaßen sei es “trotz großem Einsatz und intensiver Arbeit nicht gelungen, den Trend zu brechen und die angestrebte Entwicklung erfolgreich auf den Platz zu bringen.” Bei den Geißböcken ist solch eine Überlegung jedoch trotz zehntschlechtestem Start der Bundesliga-Historie meilenwert entfernt.

Baumgart sitzt fest im Sattel

Während mittlerweile auch in Bremen (sechs Punkte) öffentlich über Trainer Ole Werner diskutiert wird, sitzt Steffen Baumgart beim FC fest im Sattel. Der Grund ist simpel: Der Trainer hat in den vergangenen zwei Jahren eindrucksvoll bewiesen, dass er fähig ist, das Maximum aus der Mannschaft herauszuholen. Dass der Kader nach jeder Saison deutlich an individueller Qualität eingebüßt hat, kann dem 51-Jährigen kaum angelastet werden.

Entsprechend groß ist das Vertrauen sowohl bei den Verantwortlichen als auch bei den Fans, dass Baumgart es auch in dieser Saison schafft, die Mannschaft wieder in ruhige Fahrwasser zu führen. Das hat auch die ungebrochene Fan-Euphorie rund um das Testspiel in Langenfeld gezeigt. Und so bleibt es in der aktuell mehr als brenzligen Situation dennoch ruhig im und um das Geißbockheim.

Ich habe zwar gesagt: ‘Das Leben ist schön’, aber…

Steffen baumgart

Dass dies – insbesondere in Köln – keine Selbstverständlichkeit ist, weiß wohl auch Baumgart. “Solange gewisse Interviews noch nicht laufen”, sagte der Trainer unter der Woche und spielte damit auf eine etwaige Diskussion um seine Person an, “bin ich zuversichtlich, dass wir hier einen gemeinsamen Weg gehen.” Gleichzeitig hofft Baumgart auf den weiteren Zusammenhalt aller Protagonisten: “Wir sind verantwortlich für diese Situation und wenn du dich auseinander definieren lässt, wird es schwieriger. Wir hoffen, dass wir den gemeinsamen Weg klar und deutlich weitergehen – trotz der beschissenen Situation.”

Auch für Baumgart ist die aktuelle Phase herausfordernd. Schon zu Saisonbeginn war der Trainer nach eigener Aussage deutlich angespannter gewesen als in den vorherigen Spielzeiten. Ein Zustand, der sich nach dem Ertrag der sieben Spieltage wohl nicht geändert haben dürfte. “Ich habe zwar gesagt: ‘Das Leben ist schön.’ Aber ist es auch stressig und anstrengend gerade. So eine Situation willst du nicht erleben, aber da musst du halt durch.”

In der Vergangenheit folgte der große Knall

Zwar versuche Baumgart mit seiner Mannschaft den Druck innerhalb der Kabine fernzuhalten, spurlos geht die Situation jedoch an niemandem vorbei. “Wir gehen nicht darüber hinweg”, sagte der gebürtige Rostocker. Die Art und Weise, wie die Kölner aktuell mit der nicht wegzudiskutierenden Krise zumindest nach außen hin umgehen, ist im Vergleich zur FC-Vergangenheit dabei durchaus als Novum zu betrachten.

2017/18, als der FC ähnlich bescheiden gestartet war und seine sportlich wie vereinspolitische Krise am Ende mit dem sechsten Abstieg bezahlt hatte, warf Geschäftsführer Jörg Schmadtke nach neun Spieltagen das Handtuch. Das Zerwürfnis mit Trainer Peter Stöger, der ähnlich wie nun Steffen Baumgart unantastbar war, hatte dabei jedoch weitaus früher begonnen. Die Unterstützung der Fans blieb jedoch damals wie auch heute zunächst ungebrochen.

Derby als Richtungsweiser

Nach dem Wiederaufstieg dauerte es elf Spieltage, ehe Armin Veh mit Schlusspfiff gegen die TSG Hoffenheim (1:2) seinen Rücktritt bekannt gab. Keine 24 Stunden später wurde Achim Beierlorzer als Trainer entlassen. Ohnehin war die Ära Veh eine turbulente: Ein halbes Jahr vor dem Rücktritt des Augsburgers hatte der ehemalige Trainer und Manager den Machtkampf mit dem damaligen FC-Präsidenten Werner Spinner gewonnen. Zudem folgte die Entlassung von Markus Anfang drei Spieltage vor Saisonende und unmittelbar vor dem feststehenden Aufstieg.

Zwar dürfte es aktuell hinter den Kulissen beim 1. FC Köln alles andere als entspannt zugehen. Zu bewusst ist man sich auch in den Fluren des Geißbockheims über die prekäre sportliche Lage. Dennoch erscheint es dieser Tage unwahrscheinlich, dass der große Knall unmittelbar bevorsteht. Ob daran das Derby gegen Borussia Mönchengladbach etwas ändern wird? Zumindest von den Rängen könnte es je nach Ausgang zum ersten Mal in dieser Saison merklich ungemütlicher werden. Nicht umsonst hatte Steffen Baumgart das nächste Spiel als das wichtigste Derby seiner Amtszeit betitelt.

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