Steffen Baumgart an der Seitenlinie gegen den FC Bayern. (Foto: Bucco)

Steffen Baumgart an der Seitenlinie gegen den FC Bayern. (Foto: Bucco)

Nach den Rückschlägen: Das unerwartete Abrücken vom Weg

Steffen Baumgart bricht mit seinen Prinzipien – zumindest für ein Spiel. Gegen den FC Bayern weicht er taktisch ab, wie er es noch nie als Profi-Trainer getan hat. Diese Abkehr vom lange verfolgten Weg dürfte ein Zeichen sein, dass der 1. FC Köln bereit ist alles zu versuchen, um die Klasse zu halten.

Wenn ein Trainer etwas unternimmt, das er noch nie zuvor gemacht hat – nicht bei seinem vorherigen Club und nicht bei dem Club, für den er nun schon zweieinhalb Jahre an der Seitenlinie steht – ist das ein Zeichen. Ganz nach dem Motto: Besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen. Dazu dürfte auch zählen, was Steffen Baumgart mit dem 1. FC Köln am Freitagabend gemacht hat.

Erst bot er gegen den FC Bayern eine Dreierkette auf. Dann beorderte er seine Mannschaft nach einer halben Stunde weit zurück, um nur noch tief in der eigenen Hälfte zu attackieren. Erst eine Dreier- statt eine Viererkette, dann der Bus vor dem eigenen Tor: Damit wich Baumgart deutlich von dem Weg ab, den er eigentlich seit seinem Einstieg in Köln immer wieder betont hatte und den er eigentlich nicht hatte verlassen wollen.

Schadensbegrenzung beim Torverhältnis

Denn: Niemals wollte der 51-Jährige mit einer Dreierkette beginnen, weil er sie nicht mag. Und niemals wollte er einen Bus parken, um eine Klatsche zu verhindern. In dem Wissen, dass er damit fast sicher die Chance auf den Ausgleich aufgab. Doch am Ende musste der FC-Trainer eingestehen, dass gegen konzentriert agierende Münchner nichts drin war außer Schadensbegrenzung. Ein Wort, das Baumgart eigentlich nicht mag. Doch am Freitag entschied er sich dafür.

Heraus kam ein Ergebnis, das ein anderes Ergebnis in der Hinrunde korrigiert hat: das 0:6 in Leipzig. Diese unnötig hohe Klatsche hatte Baumgart geärgert – auch in dem Wissen, dass Darmstadt und Bochum gegen Bayern eine Rutsche bekommen und sich damit ihr Torverhältnis kaputt gemacht hatten. Dem FC hatte dies eigentlich nicht passieren sollen. Am Freitag konnten die Geißböcke zumindest vermieden, das zweite Mal in dieser Saison abgeschossen zu werden.

Auf diese Weise fiel der FC im Torverhältnis nicht noch weiter zurück. Zusammen mit Bochum, Darmstadt, Mainz und Union liegen die Geißböcke nun in Sachen Torverhältnis mehr oder weniger gleichauf. Drei dieser vier Mannschaften sind in den kommenden Wochen Gegner der Geißböcke. Dann kann der FC sie punktmäßig aus eigener Kraft überholen.

Was bleibt von den Varianten?

Die Frage bleibt, welche Lehren Baumgart aus dem 0:1 gegen die Bayern ziehen wird. Die hohe Dreierkette in der ersten halben Stunde floppte, weil die Räume hinter der letzten Kette viel zu groß waren und die Zuteilungen im Mittelfeld nicht stimmten. Die tiefe Fünferkette hingegen verteidigte stabil, wenn auch auf Kosten jeglicher Offensivgefahr.

Die erste Lösung wird man beim FC wohl so schnell nicht mehr sehen, denn selten war der FC hinten so offen. Die zweite Lösung wird es künftig wohl nur im Ausnahmefall gegen dominante Topclubs geben, denn Schadensbegrenzung soll ja eigentlich kein Teil der Kölner Fußball-Philosophie sein. Schon gar nicht, wenn es in den kommenden Wochen gegen die Clubs auf Augenhöhe geht. Dann werden andere Qualitäten gefragt sein. Und dennoch: Baumgart und sein Trainerteam waren bereit etwas zu verändern. Die Frage bleibt: War es aus Überzeugung oder aus Verzweiflung nach den vielen Rückschlägen der Vorwochen?

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