Abstiegskampf pur: Schlägt Darmstadts Härte Kölns Laufstärke?

Zieht der 1. FC Köln am Freitagabend in der Tabelle an Darmstadt 98 vorbei oder enteilen die Lilien womöglich auf sechs Punkte? Im Abstiegskampf legen die Mannschaften zwei unterschiedliche Tugenden an den Tag.

Auf einen fußballerischen Leckerbissen wird man sich am Freitagabend beim Gastspiel des 1. FC Köln gegen Darmstadt 98 wohl nicht einstellen können. Beide Mannschaften haben bislang in dieser Saison spielerisch noch nicht glänzen können. Entsprechend wenig überraschend kommt es daher, dass am 13. Spieltag der Tabellenletzte beim Tabellen-15. zu Gast ist.

Drei Punkte trennen den FC aktuell vom Bundesliga-Aufsteiger. Da Darmstadt zwar sechs Tore mehr erzielt hat, jedoch auch neun Gegentore mehr hinnehmen musste, könnte der FC mit seinem zweiten Saisonsieg am Freitag an den Lilien vorbeiziehen. Dafür jedoch werden die Kölner am Freitagabend unter Flutlicht am Böllenfalltor den Abstiegskampf deutlich anders annehmen müssen als vor drei Wochen beim VfL Bochum.

Mehr Mentalität als in Bochum gefordert

Gegen Bochum hatte sich der FC in praktisch jeder entscheidenden Situation den Schneid abkaufen lassen. Gegen Darmstadt muss dies nun besser werden, wollen die Kölner die drei Punkte mit nach Hause nehmen und den letzten Platz verlassen. “Es wird sehr viel Mentalität gefordert sein”, erklärt Steffen Baumgart vor dem Spiel in der Hoffnung, dass auch seine Spieler dies verstanden haben und entsprechend auf den Platz bringen. “Ich hoffe, dass wir das sehr viel besser machen werden als in Bochum.”

Der FC-Trainer erwartet dabei “einen sehr heißen Tanz mit vielen Zweikämpfen” und dass es dabei “knallhart zur Sache gehen” wird. Dass es bei den Zweikämpfen auf Darmstädter Seite nicht immer sauber zur Sache geht, zeigt allein ein Blick auf die Karten-Bilanz. Mit 36 Karten (32 Gelb, vier Rot) hat keine andere Mannschaft an zwölf Spieltagen mehr kassiert als die Lilien. Der FC sah derweil 15-mal den Gelben Karton, mit Rasmus Carstensen und Mathias Olesen gingen zudem zwei FC-Profis mit Gelb-Rot vorzeitig vom Platz. 166 Fouls bei Darmstadt (Platz zwei hinter Mainz) stehen dabei 141 Fouls des FC (Platz acht) gegenüber).

Baumgarts Klaus hält Negativ-Rekord

Für Steffen Baumgart hat dies jedoch nichts mit Fairness zu tun. Vielmehr seien Zweikämpfe an der Grenze des Erlaubten und darüber hinaus auch Tugenden im Abstiegskampf. Den Gegner immer wieder zu stören, mit kleinen Fouls zu entnerven und den Spielfluss zu unterbrechen sind dabei freilich adäquate Mittel, wenn es um das sportliche Überleben in der Bundesliga geht. “Darmstadt ist aggressiv, aber nicht unfair”, sagt Baumgart.

Mit Klaus Gjasula kennt der 51-Jähriger einen Darmstädter Spieler dabei noch bestens aus Paderborner Zeiten. Der defensive Mittelfeldspieler hatte unter Baumgart in der Saison 2019/20 mit 17 Gelben Karten in 27 Spielen den Negativ-Rekord in der Bundesliga aufgestellt. “Allein mit meinem Klaus”, sagte Baumgart fast schon liebevoll, “bist du schon mit 15 Karten pro Saison dabei. Trotzdem ist er kein unfairer Spieler.” Gjasula, der inzwischen nicht mehr zum uneingeschränkten Stammpersonal bei den Lilien zählt, hat dabei in dieser Saison eine der vier Roten Karten gesehen: Am 9. Spieltag wurde der Albanier nach einer Notbremse gegen den FC Bayern in der 21. Minute vom Platz gestellt.

FC läuft Darmstadt davon

Seine Rot-Sperre hat der 33-Jährige aber inzwischen verbüßt und könnte gegen seinen Ex-Trainer zum Einsatz kommen. Baumgart fordert dabei: “Wir müssen den Kampf Mann gegen Mann annehmen” – und die Darmstädter vielleicht von Beginn an in Grund und Boden laufen. Denn in einer Statistik sehen die Hessen nur die Rücklichter des FC: In der Lauftabelle ist der Aufsteiger aktuell Schlusslicht, während der FC auf Platz vier liegt. Im Schnitt laufen die Darmstädter pro Spiel sieben (!) Kilometer weniger als die Kölner.

Doch noch mehr: Der FC zieht pro Spiel auch 44 Sprints mehr an als die Darmstädter, die auch in dieser Tabelle auf dem letzten Platz liegen, und absolvieren 141 mehr intensive Läufe pro 90 Minuten. Werte, die dem FC an den ersten zwölf Spieltagen zwar mitnichten mehr Punkte eingebracht haben als den Darmstädtern, im direkten Duell jedoch vielleicht einen entscheidenden Unterschied ausmachen können.