Christian Keller kann die Kritik an seiner Person nachvollziehen. (Foto: Bucco)

Christian Keller kann die Kritik an seiner Person nachvollziehen. (Foto: Bucco)

Keller versteht Kritik: “Fehler fangen bei mir an”

Christian Keller steht als Sport-Geschäftsführer des 1. FC Köln in der Kritik. Der 45-Jährige räumt nun eigene Fehler ein und kann die Unzufriedenheit an seiner Person und dem Verein nachvollziehen.

Wer Christian Keller in den letzten anderthalb Jahren kennenlernen durfte, hat den Sportchef des 1. FC Köln als reflektierten Menschen erlebt. Der promovierte Sportmanager geht seine Aufgaben voller Überzeugung an, weiß aber auch, dass seine Arbeit letztlich an Punkten und Tabellenplätzen gemessen wird.

Und diese Ergebnisse sehen nach knapp 20 Monaten im Amt nicht gut aus. Im Gegenteil: Der 1. FC Köln steckt im Januar 2024 in einer der größten Krisen der jüngeren Vereinsgeschichte. Eine in der Bundesliga bis dato einmalige Transfer-Sperre, Tabellenplatz 17 mit nur zehn Punkten und zehn Toren sowie eine vakante Trainerposition sind die ernüchternde Ausgangslage, nachdem sich der Club vor weniger als anderthalb Jahren noch im internationalen Geschäft befunden hatte.

Keller sieht sich bei Baumgart-Aus mitschuldig

Dass diese Bilanz für einen Verein wie jenen am Standort Köln nicht zufriedenstellend ist, weiß auch Christian Keller. Daher will sich der Sportchef auch nicht von der Kritik an seiner Person freisprechen. Dass es zur Trennung von Steffen Baumgart überhaupt kommen musste, nimmt Keller dabei auch auf seine Kappe. Immerhin war er es, der den Kader zusammengestellt und für Bundesliga-tauglich gehalten hatte.

“Wenn eine Trainerfreistellung stattfinden muss, dann kann man das mitnichten alleine am Cheftrainer festmachen”, sagt der 45-Jährige und ergänzt: “Dann haben alle Fehler gemacht, und Fehler fangen bei mir an, weil ich hier einer der Hauptverantwortlichen bin.”

Besonders heftig war dabei die Kritik nach der Pressekonferenz am 22. Dezember ausgefallen. Die Verantwortlichen auf dem Podium hatten praktisch keine Selbstkritik zugelassen und die Verantwortung von sich gewiesen. Zahlreiche Fans hatten in den sozialen Medien Unverständnis geäußert und sich sprachlos ob der misslungenen Kommunikation gezeigt.

Einsicht nach Kritik an Pressekonferenz

Auch beim 1. FC Köln direkt sind in den Tagen nach dem CAS-Urteil und der Freistellung von Baumgart zahlreiche E-Mails von Mitgliedern eingegangen. Positive wie negative Reaktionen seien dabei zwar ausgeglichen gewesen, wie Keller versicherte. Die allgemein große Unzufriedenheit ist den Verantwortlichen jedoch bewusst.

“Das Ziel muss natürlich sein, möglichst viele Menschen abzuholen”, erklärt Keller mit Rückblick auf die Pressekonferenz, die man inzwischen aufgearbeitete habe: “Da räume ich ein, das ist uns offenbar nicht gelungen. Und da uns das nicht gelungen ist, müssen wir es besser machen.”

Dass Keller mit dieser Aussage gleich den Blick in die Zukunft richtete, bestätigt dabei nur, was ohnehin klar gewesen war: Einen Rücktritt schließt der Sportchef trotz einiger Fan-Forderungen aus. Dabei ist sich der gebürtige Donaueschinger bewusst, dass es bei weiterhin ausbleibenden sportlichen Erfolgen unweigerlich auch um seine Person gehen wird.

Dann wird es Personen geben, die über meine Person entscheiden

Christian keller

Insbesondere bei der Suche nach einem Baumgart-Nachfolger wird Keller nun ein glückliches Händchen beweisen müssen. Die Zukunft des neuen Trainers wird unweigerlich auch mit der Person des Geschäftsführers zusammenhängen. “Ich habe die Verantwortung”, sagt Keller. “Und wenn ich der Verantwortung nicht gerecht werde, dann wird es Personen geben, die im Zweifel über meine Person entscheiden.”

Für Keller ist dies jedoch nicht entscheidend. “Der relevante Punkt ist”, führt der Sportchef aus, “den Mitarbeitern hier einen guten Arbeitsplatz zu bieten, an den sie gerne jeden Morgen hinkommen. Und die zweite Verantwortung der Mitarbeiter gegenüber ist, dass es auch ein sicherer Arbeitsplatz ist.” Auch deshalb müsse der FC in der Liga bleiben, “weil dann vieles einfacher ist.”

Verantwortung gegenüber den Mitgliedern

Gleichzeitig habe der Club eine Verantwortung gegenüber den 135.000 Mitgliedern. “Wir sind diesen Mitgliedern ganz viel schuldig und müssen dafür sorgen, dass die ganzen kritischen Punkte, die jetzt genannt wurden, zukünftig nicht mehr passieren”, sagt Keller. Die Kritik sei dabei “total nachvollziehbar.”

Neben dem schlechten sportlichen Abschneiden, der Transfer-Sperre und der Freistellung von Publikumsliebling Baumgart, sieht sich der FC immerhin auch noch mit der horrenden Geld-Strafe hinsichtlich des Pyro-Vergehens gegen Gladbach konfrontiert.

“Wenn ich da von außen drauf schaue, würde als Mitglied oder Fan auch nicht gerade begeistert sein”, gibt Keller zu. Umso wichtiger sei es, “dass man dann mit den Menschen in die Kommunikation geht und den ein oder anderen Hintergrund erläutert.” Am 10. Januar werden zahlreiche Fans bei eigens einberufenen Mitglieder-Stammtisch dazu die Chance bekommen – und womöglich einen selbstkritischen Christian Keller erleben.

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