Die FC-Profis nach dem Spiel gegen den FC Bayern. (Foto: Bucco)

Die FC-Profis nach dem Spiel gegen den FC Bayern. (Foto: Bucco)

Spielerische Armut: Beginnt das Problem schon in der Defensive?

Woran krankt es beim 1. FC Köln? Klar ist: Die Geißböcke schießen zu wenig Tore. Doch wer ist dafür verantwortlich? Ein Blick auf die Defensivzentrale und ihren Spielaufbau.

Der 1. FC Köln spielt defensiv eine solide Saison. Die Geißböcke haben die elfmeisten Gegentore kassiert, liegen mit diesem Wert im gesicherten Mittelfeld. Dazu führt der FC die viertmeisten Defensivduelle (63.47 pro 90 Minuten) und gewinnt die siebtmeisten (62.4 %). Also alles auf Kurs?

Der Knackpunkt ist bekanntlich der schwache Angriff, und das, obwohl der FC in den Zweikämpfen auch offensiv auf der Höhe ist: Der FC führt die sechstmeisten Offensivduelle (21.8 pro 90 Minuten) und gewinnt die fünftmeisten (55.9 %). Was nicht passt, ist alles andere, was rund um den gegnerischen Strafraum passiert und wie der FC in gefährliche Situationen kommt.

FC-Defensive auf Augenhöhe mit Konkurrenz

Doch woran liegt es, dass der FC die wenigsten Tore der Liga geschossen hat und insgesamt im Spiel mit dem Ball zu einfallslos wirkt? Die Abgänge von Ellyes Skhiri und Jonas Hector rissen ein riesiges Loch in das FC-Gefüge, welches bis heute nicht geschlossen werden konnte. Ballsicher, spielintelligent und führungsstark: Ohne Hector und Skhiri ist der FC in dieser Saison nicht einmal halb so viel wert.

Und doch: Ein Blick auf die nackten Zahlen zeigt, dass der FC im Defensivverbund bei eigenem Ballbesitz weiterhin auf Bundesliga-Niveau agiert. Ein Vergleich der Kölner Innenverteidiger und Sechser mit den durchschnittlichen Leistungen der Bundesliga-Konkurrenz auf den entsprechenden Positionen sieht Jeff Chabot, Timo Hübers und Co. in den meisten Bereichen des Aufbauspiels auf Augenhöhe.

ChabotHübersKilianDurchschnitt aller IV mit mind. 10 Saison-Einsätzen (68)
Pässe49523852
Passquote88 %88 %78 %87 %
Vertikalpässe (Genauigkeit %)20
(77 %)
20
(76 %)
16.2 (59 %)19
(77 %)
Rückpässe (Genauigkeit %)3.2
(99 %)
3.6
(99 %)
4.9
(96 %)
3.9
(96 %)
Querpässe (Genauigkeit %)22
(96 %)
24
(96 %)
14
(96 %)
22
(94 %)
Lange Pässe (Genauigkeit %)5.8
(50 %)
5.8
(55 %)
6.3
(35 %)
5.5
(55 %)
Schlüsselpässe0.20.100.09
Pässe ins letzte Drittel (Genauigkeit %)5.12 (57 %)4.76 (69 %)5.22 (41 %)6
(70 %)
Pässe in den Strafraum (Genauigkeit %)0.64 (15 %)0.23 (20 %)0.65
(0 %)
0.95 (39 %)
alle Daten pro 90 Minuten. (Quelle: Wyscout)

Einzig auffällig: Die FC-Verteidiger spielen im Liga-Vergleich weniger Bälle – und diese auch weniger genau – ins letzte Drittel und damit in die Angriffspositionen der Geißböcke. Gleiches gilt für die Pässe in den Strafraum. Dazu passt: Kein anderes Bundesliga-Team hat weniger Ballkontakte im gegnerischen Strafraum als der 1. FC Köln.

Weniger Pässe für die Offensive

Dazu passt aber auch, dass die Statistik auch für Kölns Sechser gilt: Dort haben in dieser Saison bislang vor allem Eric Martel, Denis Huseinbasic und Dejan Ljubicic gespielt. Und auch sie liegen gerade in den entscheidenden Offensivpässen unter dem Durchschnitt: weniger Vertikalpässe, weniger lange Bälle, weniger Pässe ins letzte Drittel und weniger Pässe in den gegnerischen Strafraum.

MartelHuseinbasicLjubicicDurchschnitt aller DM mit mind. 10 Saison-Einsätzen (87)
Pässe40363639
Passquote86 %87 %81 %82 %
Vertikalpässe (Genauigkeit %)10.5 (73 %)8.6
(75 %)
9.3
(68 %)
12
(70 %)
Rückpässe (Genauigkeit %)7.6
(95 %)
8
(96 %)
7.2
(90 %)
7
(94 %)
Querpässe (Genauigkeit %)14
(91 %)
12
(91 %)
13
(86 %)
14
(87 %)
Lange Pässe (Genauigkeit %)1.8
(51 %)
1.7
(57 %)
2.4
(51 %)
3
(54 %)
Schlüsselpässe0.30.50.4 0.27
Pässe ins letzte Drittel (Genauigkeit %)4.36 (77 %)4.36
(71 %)
3.1
(66 %)
5 (72 %)
Pässe in den Strafraum (Genauigkeit %)0.68 (38 %)1.25
(50 %)
2.01 (57 %)1.6 (52 %)
alle Daten pro 90 Minuten. (Quelle: Wyscout)

Gerade Ellyes Skhiri hatte eine seiner Stärken im Umschalt- und Eröffnungsspiel aus dem Zentrum – entweder auf die Flügel oder direkt in Richtung Strafraum. Darüber hinaus gehörte er zu jenen Spielern, die in gefährlichen Situationen ebenfalls mit nach vorne gingen und sich anboten, um abzuschließen oder den entscheidenden Pass zu spielen. Diese Qualität konnte bislang keiner der drei erwähnten Sechser zeigen.

Fazit

Die Daten bestätigen einerseits also, dass der FC eigentlich über eine Defensivzentrale verfügt, die in der Bundesliga konkurrenzfähig ist. Andererseits deuten sich in den für die Offensive entscheidenden Werten bereits an, was sich weiter vorne manifestiert: Der FC kommt so selten schnell genug und gefährlich vor das gegnerische Tor, kommt nur zu wenigen Aktionen im Strafraum und leidet darunter, das das Offensivspiel nicht bereits aus der Defensive heraus massiv angeschoben wird.

Die Binsenweisheit “Abwehrarbeit fängt bei den Stürmern an” kann im FC-Fall also auch umgedreht werden: “Angriffsarbeit fängt bei den Abwehrspielern an”. Der FC muss sein Passspiel aus der Defensive heraus verbessern, um das Mittelfeld besser zu überbrücken und um einen Gegner auch mal unsortiert zu erwischen. Erst dann wird es den Geißböcken auch wieder gelingen, regelmäßig Torchancen herauszuspielen. Zuletzt gegen Hoffenheim und Bremen krankte das Spiel mit Ball bereits in den hinteren Reihen und wirkte sich entsprechend schleppend nach vorne aus.

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