Dieter Prestin und Werner Wolf - beide haben kommunikativ Luft nach oben. (Foto: Bucco)

Dieter Prestin und Werner Wolf - beide haben kommunikativ Luft nach oben. (Foto: Bucco)

Die Hybris, das Fass und die Krone: Sind denn alle verrückt geworden?

Kaum zu glauben: Erst springt Werner Wolf mit seinen öffentlichen Äußerungen ins Fettnäpfchen. Dann tut es ihm jener Mann, der ihn stürzen will, eine Woche später gleich. Dieter Prestin demonstriert dabei eine bemerkenswerte Hybris. Gibt es denn niemanden beim FC, der mit Verstand kommunizieren kann?

Ein Kommentar von Marc L. Merten

Lange Zeit hatten die Fans des 1. FC Köln gewartet, hatten gehofft, dass der Präsident sich äußern würde. Eine Aufarbeitung der Transfersperre war schließlich angekündigt worden. Der Club schlingert seit Monaten in Richtung Abgrund. Doch von Werner Wolf war nichts zu hören. Der Präsident schwieg genauso wie seine beiden Vizes. Bis in der Vorwoche erst ein „Interview“ in billigster PR-Manier erschien, ehe ein richtiges und inhaltlich trotzdem schwieriges Interview in der Rundschau folgte. 

Der Zeitpunkt? Katastrophal, zumal es so klang, als glaube der Präsident selbst nicht mehr recht an den Klassenerhalt. Der Inhalt? Ein Persilschein für Vorstand und Geschäftsführung mit der Kernbotschaft: Gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen! Dass Wolf kein Kommunikationstalent ist und überdies seit Jahren kommunikativ schlecht beraten wird, ist bekannt. Aber muss man seine Mängel derart selbst zur Schau stellen?

Was Wolf kann, kann Prestin auch

Danach dachten die FC-Fans, mit dieser Selbst-Demontage den kommunikativen Tiefpunkt der Saison erreicht zu haben. Was bemerkenswert war, schließlich hatte sich der FC zuvor in dieser Saison schon genügend andere Peinlichkeiten geleistet. Doch dann kam der Mann, der eigentlich Präsidium und Geschäftsführung stürzen will: Dieter Prestin, der 40-Seiten-Konzept-Mann, von dessen Konzept noch niemand etwas gesehen hat und von dessen 20-Mann-Team im Hintergrund sich bislang kaum einer outen will.

Prestin dachte sich offenbar: Was Wolf kann, kann ich schon lange. So verschickte er am Montag, zwei Tage nach dem Freiburg-Spiel, eine Presseerklärung, in der er Wolfs Interviews, dessen Arbeit und jene von Christian Keller verbal in der Luft zerpflückte. Erstens allerdings erneut ohne jeden Hinweis darauf, wie er selbst es besser machen würde. Zweitens mit stilistischen Fragwürdigkeiten, wonach die Wolf-Interviews „dem Fass die Krone“ aufgesetzt hätten. Bei solch wilden Blüten krempelt Lukas Podolski bekanntlich gerne auch mal die Köpfe hoch.

Die Hybris des Dieter Prestin

Der eigentliche Wahnsinn begann aber erst nach dieser Presseerklärung. Denn einige Stunden später folgte eine zweite Erklärung Prestins, eine vermeintliche Korrektur. Er habe dies eigentlich gar nicht so sagen wollen, habe lediglich das falsche PDF, die falsche Erklärung verschickt. Und so stand in einer zweiten Erklärung plötzlich unter anderem: „Haben wir im Abstiegskampf unseres geliebten FC und in den entscheidenden Wochen vor Saisonende eigentlich nichts Besseres zu tun, als uns öffentlich mit Personalfragen zu beschäftigen?“

Es benötigt eine besondere Form von Hybris, um sich einerseits als “Initiator der Opposition” zu bezeichnen, der im Hintergrund den Umsturz des amtierenden Präsidiums vorantreibt, und um andererseits zu fordern, den Fokus bitte auf das Sportliche zu legen. Prestin, der wenige Stunden zuvor eine Generalabrechnung mit der FC-Führung verschickt hatte. Prestin, der bereits zugegeben hat, einen Eklat mit Wolf provoziert zu haben, nur um sich öffentlich zu positionieren. Prestin, der ebenso erklärt hat, sich als Vizepräsident ins operative Geschäft einmischen zu wollen – was ausdrücklich gegen die Vereinssatzung verstoßen würde.

Prestin keinen Deut besser als Wolf

Prestin hat Wolf vorgeworfen, die Interviews vor dem Freiburg-Spiel gegeben und damit vor der sportlichen Entscheidung über die Folgen eines Abstiegs zu sprechen. Selbst aber hat Prestin genau dies nun ebenfalls getan. Zurück bleiben Fans, die sich verwundert die Augen reiben und fragen: Gibt es denn niemanden beim FC, der mit Sinn, Verstand und vor allem mit dem nötigen Gespür für den richtigen Moment kommunizieren kann? Wolf lässt diese Qualitäten bekanntermaßen seit fünf Jahren vermissen. Prestin hat nun in kürzester Zeit bewiesen, dass er keinen Deut besser ist.

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