Modeste und Podolski? Hector ist das wahre FC-Idol

Spürbar ehrlich: Im “GÄSTEBLOG” wollen wir Eurer Meinung Raum geben. Wie denkt Ihr über den Abschied von Jonas Hector? Welche FC-Momenten verbindet Ihr mit dem Kapitän? Wir veröffentlichen wöchentlich ausgewählte Leserbriefe beim GEISSBLOG.

“Kein anderer steht so sehr für Treue zum Verein wie er”

Alexander Brell aus Köln

“Wie häufig saßen wir im Stadion und haben uns gedacht: Eigentlich kann bei uns nur einer in der Mannschaft richtig Fußball spielen – und das ist der Vierzehner. Wenn ein Spieler dieses Vereins es verdient hätte eine Statue vor dem Stadion, den Namen einer Tribüne oder die Kapitänsbinde einer Legendenmannschaft des 1. FC Köln zu bekommen – dann müsste es Jonas Hector sein. Kein anderer Spieler steht in meiner Erinnerung so sehr für die Treue zum Verein wie er. 

Ich hoffe, wir lassen uns alle T-Shirts mit der 14 drucken für seinen Ehrentag beim letzten Heimspiel gegen Bayern München. Und ich hoffe, dass die 14 so lange nicht mehr vergeben wird, bis seine Statue vor dem Stadion steht.

Aber das sei auch gesagt: Fußballer haben nichts im Management oder im Präsidium eines mittelständischen Unternehmens zu tun. Teambetreuer, Ansprechperson für die Spieler oder als Markenbotschafter – das wäre alles super. Aber bitte nicht als Geschäftsführer oder im Präsidium, so wie einst Wolfgang Overath.”  

“Das geworden, was Modeste immer werden wollte”

Mike Kantz, aus Idstein, seit über 20 Jahren Mitglied

“Jonas Hector ist genau das geworden, was Anthony Modeste immer werden wollte und er selbst wohl eigentlich nie. Jemand, an den ich mich für immer positiv erinnern werde. Ein Klubikone der sich für mich einreiht in die Riege der ganz Großen in diesem Verein. Einer, der für die Mannschaft da war und nicht andersherum. Kein “Wappenküsser”, aber einer, dem ich abnehme, soviel für den FC zu empfinden wie ich. Dieser Jonas Hector hat es geschafft, dass ich ich ihn schon lange vermisse, bevor er weg ist. Danke Capitano…genieße dein Leben wie du es dir wünscht!”

“Plötzlich kam ein Licht daher”

Ulrich Eckhardt, aus Hann. Münden, Mitglied seit 1998

“Wenn ich an Jonas Hector denke, fallen mir nicht zuerst Siege, kluge Antworten auf dämliche Reporterfragen oder Tore ein. Obwohl – zu bejubelnde Tore gab es doch einige, wenn ich vor Ort war. Als blutjunger Profi trifft er im curacao-lime-farbenen Trikot in Frankfurt ebenso wie an gleicher Stelle im Dezember 2019 bei der grandiosen Aufholjagd. Oder am letzten Spieltag vor der Coronapause in Paderborn. Klar, das schönste Tor gab es in Wolfsburg 2018 mit dem Zidane-Move, da war ich leider nicht dabei.

Sein wichtigstes Spiel? Da fällt mir sofort das Heimspiel 2021 gegen Leipzig ein, wo er als Mittelstürmer zwei Tore schießt und als das Team als echter Kapitän zum Sieg führt. Das wäre sonst der Abstieg gewesen. Doch wie schon gesagt, denke ich zuerst nicht an Tore oder Spiele, sondern an eine Bahnfahrt.

Ich werde mich immer genau daran erinnern, wie ich 2018 in Frankfurt in einen Zug nach Darmstadt gestiegen bin und dann im Internet von Hectors Vertragsverlängerung bis 2023 gelesen habe. Ich konntes es kaum glauben. In der dunkelsten Stunde meines FC-Fan-Daseins (immerhin seit 1980), nach dem für mich schlimmsten Abstieg nach dem Europapokaltraum, kam plötzlich ein Licht daher. Und es durchströmte wohl nicht nur mich, sondern den ganzen Verein. Vielen Dank, Jonas – für Alles! Mach et jot!”

“Er hat den FC mehr geprägt als Podolski”

Udo Demond, 51 Jahre, wohnhaft in der Nähe von Stuttgart, schon immer FC-Fan

“Wir waren auf dem Heimweg aus Hoffenheim, noch voller Freude, als die Nachricht von Hectors Karriereende kam. Da war sie hin, die gute Stimmung. Für meinen Sohn, Baujahr 2012, gibt es den FC immer nur mit Hector. Meine Tochter hält die Nr. 14 für den einzigen Flock, der es verdient hat, getragen zu werden.

Nun ist es aber Gewissheit: Hector beendet seine Profikarriere! Damit kann ich gut leben, ihn in einem anderen Trikot zu sehen, wäre so surreal, so unwirklich. Dass er sich jetzt anderen Dingen zuwenden möchte, sei ihm mehr als gegönnt.

Seine Art, seine Bodenständigkeit, seine manchmal Distanziertheit und seine Intelligenz werden eine Lücke reißen. Viel schlimmer als bei uns Fans, wird die Lücke die Mannschaft treffen. Er war ein Leader, einer der voranging , aber auch jemand der wusste , dass das richtige Leben außerhalb des Fußballplatzes stattfindet.

Jonas Hector ist kein Modepüppchen wie ein Gnabry oder ein Sane, er war der ehrliche Arbeiter auf dem Fußballfeld und der kauzige Interviewpartner, der wohl oft gefürchtet von den Reportern war. Er hat den FC mehr geprägt als ein Podolski und wenn ich es entscheiden dürfte, gäbe es in Müngersdorf bald eine Jonas Hector Tribüne!”

“Legenden entstehen durch ihre legendären Taten”

Julian Stracke

“Wie groß ist dieser Hector? Ist er eine Legende? Ein Spieler, der als Stamm-Linksverteidiger der deutschen Nationalelf das Interesse von Bayern, Barca und Chelsea geweckt hat muss einfach gut sein! Ob er bei den Vereinen von Weltformat Startelf oder Backup gewesen wäre, sei dahingestellt.

Selbst als es nach 25 Jahren wieder nach Europa ging und von dort in die 2. Liga, blieb er. Seine Erfolge, der zweimaligen Qualifikation nach Europa, stellen ihn schon in eine Reihe mit den ganz großen der 75-jährigen Vereinsgeschichte. Doch im Frühjahr 2018 wurde er sehr groß. Er blieb bei uns, ging in die zweite Liga! Wahnsinn! Legendär! 

Auch in diesem Jahrtausend gab es andere Kölner Nationalspieler, die sich für Bayern und gegen den FC entschieden. Auch nachdem diese zurückkammen, gingen sie in schwerster Stunde weiter. Zum Beispiel zu Arsenal. Ihn mit den großen Spielern aus den 70er-Jahren zu vergleichen, ist müßig. Vielleicht auch gar nicht möglich. Der FC war damals eine sportlich viel größere und erfolgreicher Nummer als heute und auch finanziell gab es damals noch nicht die großen Millionenreize, einen Verein zu verlassen. 

Unter solch schwierigen Rahmenbedingungen ist der Verbleib von Jonas umso größer einzuschätzen. 
Solch eine Verbundenheit zwischen einem Nationalspieler und einer regelmäßig gegen den Klassenerhalt kämpfenden Mannschaft hat es in Deutschland sehr lange nicht mehr gegeben.

Hector ist einer der größten bei FC und definitiv der Größte seit dem ersten Abstieg in den 90ern. Diese Taten und Entscheidungen von Jonas werden bisher viel zu wenig wertgeschätzt. Diamanten entstehen unter Druck. Wunderknaben durch Talent. Legenden durch ihre legendären Taten!”

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