Er weiß es selbst am besten: Mit seinem Kaugummi-Wurf hat Jörg Schmadtke dem eigentlichen Ansinnen des 1. FC Köln am meisten geschadet. Statt eine längst überfällige Diskussion um einen kaputt getrampelten Fairplay-Gedanken zu führen, steht ein fliegendes Stück Kaumaterial im Mittelpunkt. Ein Kommentar.
Köln – Manchmal ist die eine Sekunde, in der man sich nicht im Griff hat, jene, die alles in die falsche Richtung kehrt. Als ehemaliger Torhüter kennt Schmadtke dieses Gefühl. Du kannst 90 Minuten Weltklasse sein. Aber wenn du dir in der Nachspielzeit einen Aussetzer leistest, ist alles Vorherige irrelevant.
Schmadtkes Fehler darf nicht ablenken
Der Kaugummi-Wurf von Hoffenheim hat genau dazu geführt. Statt darüber zu diskutieren, dass es in der Bundesliga längst in Mode gekommen ist, jede Woche das Fairplay mit Füßen zu treten, richten sich alle Augen nun auf den FC-Sportchef.
Schmadtke hat einen Fehler gemacht, sich zu einer unappetitlichen und herabwürdigenden Geste hinreißen lassen. Dafür hat er sich entschuldigt und darf sich nun mit dem DFB-Kontrollausschuss auseinandersetzen. Das darf aber nicht davon ablenken, dass eine viel größere Diskussion geführt werden muss: die um das verloren gegangene, mutwillig zerstörte und trotzdem immer wieder so hoch gelobte Fairplay.
Fairplay existiert nur noch, wenn es nicht schadet
Wer die Bundesliga verfolgt, erlebt jedes Wochenende aufs Neue, dass dieser Gedanke nur noch Fassade ist. In Wahrheit gefällt sich der Großteil der Spieler, Trainer und Manager darin, unfaires Spiel zu fördern. Dabei geht es um weit mehr als nur die Frage, wann ein Spiel unterbrochen werden sollte, wenn ein Spieler am Boden liegt. Schwalben, taktische Fouls und Zeitspiel gehören ebenso dazu wie das Simulieren von Verletzungen, die ewigen Schiedsrichter-Diskussionen und das regelmäßige Entgleisen von Verantwortungsträgern nach den Spielen vor laufenden TV-Kameras.
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Die Bundesliga und das, was sich der Deutsche Fußball-Bund und die Deutsche Fußball-Liga zusammenlügen über einen Sport als Vorbild für die Gesellschaft, dient einzig und alleine einem Zweck: dem Geldverdienen. Und da ist auf dem Rasen eben jedes Mittel Recht. Fairplay existiert nur noch dann, wenn es den eigenen Interessen nicht schadet. Schade, dass diese Diskussion wegen eines fliegenden Kaugummis schon wieder vom Tisch ist.
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