Jede andere Form einer Niederlage wäre wohl besser zu verkraften gewesen als das, was der 1. FC Köln am Freitagabend in Stuttgart erlebt hat. Gegen den VfB verlor der Effzeh in einer Nachspielzeit, in der Freud und Leid nicht weiter hätten auseinander liegen können.
Stuttgart – Der Videobeweis hat wieder zugeschlagen. Doch die Kölner nennen ihn wohl inzwischen lieber Videobeschiss. Zumindest fühlten sich die Geissböcke nach dem 1:2 in Stuttgart um den Sieg betrogen. Sehrou Guirassy war von Dennis Aogo im Strafraum vermeintlich gefoult worden. Doch Referee Benjamin Cortus nahm seine Entscheidung nach mehrminütiger Sicht der Videobilder wieder zurück und entschied auf Stürmerfoul – und doch auch wieder nicht.
Schiedsrichterball führt Entscheidung ad absurdum
Der Spielfilm der Schlussphase:
- 88. Minute: Guirassy geht im Strafraum zu Boden, Cortus entscheidet sofort auf Strafstoß
- 89. Minute: Video-Assistent Harm Osmers in Köln sichtet die Bilder.
- 90. Minute: Schiedsrichter und VAR entscheiden, dass Cortus selbst sich die Bilder ansehen muss.
- 90.+2: Cortus nimmt den Elfmeter zurück, Schiedsrichterball statt Strafstoß
- 90.+4: Chadrac Akolo erzielt das 1:2 für Stuttgart mit einem abgefälschten Schuss
- 90.+6: Abpfiff – der Effzeh verliert, nachdem er sich auf der Siegerstraße gewähnt hatte.
Nach dem Spiel kam heraus: Cortus entschied auf Stürmerfoul von Guirassy an Aogo, der erst nach dem Foul des Angreifers den Kölner zu Boden befördert hatte. So zumindest die Sicht des Referees. Das Problem an dieser Argumentation, die der Schiedsrichter auch Kölns Sportchef Jörg Schmadtke nach der Partie mitteilte: Cortus hätte dann nicht Schiedsrichterball, sondern Freistoß für Stuttgart geben müssen. In jedem Fall also eine Fehlentscheidung. Doch das war nur das Ende allen Unglücks.
Die Frage der “klaren Fehlentscheidung”
Denn nach Spielende bewerteten Stuttgarter wie Kölner Spieler und Verantwortliche die Szene gleich: eine “kann, muss aber nicht”-Situation. Der Video-Assistent, der laut Reglement jede Elfmeter-Entscheidung zu bewerten hat, kam zu dem Schluss, dass er die Situation nicht eindeutig bestätigen, aber auch nicht eindeutig als eine sogenannte “klare Fehlentscheidung” bewerten konnte. Nur eine solche hätte er revidieren dürfen. Also durfte er nicht eingreifen. Ob er dies trotzdem tat, ist nicht klar, denn aufgrund fehlender Transparenz wird die Öffentlichkeit nicht informiert, wie der Austausch zwischen VAR und Referee tatsächlich verlief.
Klar ist nur: Cortus hatte das Recht, sich die Bilder nach einem Austausch mit dem VAR separat anzusehen. Doch auch er ist laut Reglement dazu angehalten, bei nicht eindeutigen Bildern bei seiner ersten Entscheidung zu bleiben. Dass der Video-Assistent nach mehrminütiger Sichtung der Bilder keine eindeutige Fehlentscheidung feststellen konnte, lässt die Revision der ursprünglichen Entscheidung also als zumindest fragwürdig erscheinen. Dem Effzeh hilft das allerdings wenig. Das Spiel ging nicht nur aufgrund der wohl chaotischsten Schlussphase in dieser Saison verloren.
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