[nextpage title=”Aus diesem Kreis wird der Kapitän gewählt”]
Markus Anfang übernimmt beim 1. FC Köln erstmals in seiner Trainerkarriere einen haushohen Favoriten in der Liga. Mit Armin Veh steht ein erfahrener Ex-Trainer hinter ihm. Wie geht der neue FC-Coach damit um? Wie regelt er die Kapitänsfrage? Und wie löst er das Sprachproblem bei einigen seiner Spieler? Der zweite Teil des großen GBK-Interviews mit Markus Anfang.
Das Interview führten Sonja Eich und Marc L. Merten
Hier geht es zum ersten Teil des großen Anfang-Interviews!
Nach der ersten Woche: Haben Sie schon ein Gefühl, wie Sie mit dem Mannschaftsrat und der Kapitänsfrage verfahren werden?
Wir als Trainerteam werden Spieler für den Mannschaftsrat vorgeben. Dafür müssen wir die Mannschaft aber erst noch besser kennenlernen. Es wird auch Spieler geben, die wir noch nicht so auf dem Schirm haben, die aber eine wichtige Rolle innerhalb der Mannschaft spielen. Die können die Jungs selber zusätzlich bestimmen. Aus diesem Kreis wird am Ende der Kapitän gewählt. Die Mannschaft muss selbst mitentscheiden können.
Wann wird es soweit sein?
Irgendwann wird der Punkt kommen, an dem wir es für sinnvoll halten, eine Hierarchie in der Mannschaft herzustellen. Das wird mit Sicherheit vor dem ersten Spieltag geschehen (lacht).
Bislang haben Sie mit der Mannschaft fast ausschließlich im taktischen Bereich gearbeitet. Eine Vorbereitung beinhaltet aber meist auch eine sehr körperliche Woche. Wie haben Sie die Verbreitung strukturiert?
Man darf das Training hier nicht unterschätzen. Wir haben hier teilweise drei Mal am Tag trainiert. Ich kann eine harte Trainingseinheit von zwei Stunden machen, oder ich mache drei Einheiten über den Tag verteilt. Die Intensität wird irgendwann höher werden, dafür wird es dann aber auch keine drei Einheiten mehr geben. Durch die Umfänge können wir jetzt die Qualität in den Einheiten hochhalten und die Spieler haben in der Summe drei Stunden täglich trainiert.
Aber in den Wald geht es nur im Ausnahmefall.
Wir sind jetzt schon in fußballerischen Bereichen, die wesentlich belastender sind, als irgendwelche Grundlagenläufe im Wald. Jede Einheit, die wir nicht auf dem Platz verbringen, ist für mich eine verlorene Einheit.
Sie haben einen Dolmetscher mit ins Team genommen, um die Sprachbarrieren zu verringern. Wie läuft die Kommunikation mit den spanisch und französisch sprechenden Spielern?
Die Jungs bemühen sich sehr. Sogar mehr, als ich vermutet hätte. Sehrou Guirassy versteht sehr viel, genauso Jhon Cordoba. Sie tun sich aber schwer, sich selbst auf Deutsch zu äußern. Sehrou versucht es langsam, Jhon würde es unheimlich gerne und hängt sich rein, aber traut sich noch nicht so. Vincent Koziello und Jorge Meré verstehen eigentlich alles. Wir haben den Übersetzer, weil wir auch wissen wollen, was bei den Spielern angekommen ist. Wenn sie sich nicht so artikulieren können, wie sie es wollen, brauchen sie diese Hilfestellung.
[nextpage title=”Ich glaube, Armin Veh sitzt lieber auf der Tribüne”]
Sie haben mit Armin Veh einen langjährigen Ex-Trainer als Manager an der Seite. Wie läuft der Austausch mit ihm ab?
Armin hat wahnsinnig viel Erfahrung und ist sehr interessiert. Ich finde es sehr wertvoll, wenn ein erfahrener Trainer dabei sitzt, der schon viel gesehen hat. Das Schlimmste als Trainer ist, wenn du glaubst, dass du alles richtig machst und deshalb nicht mehr zuhörst. Das will ich nicht, denn ich will mich auch weiterentwickeln. Deswegen bespreche ich mich dem gesamten Staff. Da ist auch Armin Veh dabei. Er kann mir ein Feedback geben, über das wir dann sprechen. Wir tauschen uns viel über Spieler und Spielsituationen aus. Wir sind sehr oft einer Meinung.
Würden Sie gerne zusammen mit Armin Veh auf der Bank sitzen oder wollen Sie dort mit Ihrem Trainerteam Ihre Ruhe haben?
Das obliegt Armin ganz alleine, wie er das handhabt. Ich fühle mich in keiner Weise gestört. Aber wir haben schon festgestellt, dass ich ihm permanent im Weg stehe. Jetzt bin ich schon nicht so wahnsinnig groß, aber es gelingt ihm auch nicht, über mich drüber zu schauen. (lacht) Ich glaube, er sitzt lieber auf der Tribüne und schaut sich das Spiel von oben an, ehe ich ihm vor der Nase rumtanze.
Sie waren mit Kiel eigentlich immer in der Außenseiterrolle. Mit dem Effzeh sind Sie der klare Favorit. Verändert das etwas in Ihrer Arbeit als Trainer?
Es ist gar nicht so entscheidend, welcher Anspruch von außen kommt. Es ist viel entscheidender, welchen Anspruch man selbst hat. Wir wollen richtig guten Fußball spielen lassen. Den Anspruch hatten wir in Kiel auch. Es ändert nichts, ob du der Favorit bist oder nicht. Mein eigener Anspruch ist, immer erfolgreich zu sein. Aber wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht über die anderen Mannschaften stellen. Wir wollen alles andere als arrogant rüberkommen. Es tut uns gut, wenn wir uns in Respekt, Demut und aufgrund der letzten Saison auch in Bescheidenheit üben. Wenn wir das umgesetzt kriegen, haben wir die Überzeugung und Qualität, uns durchzusetzen. Nicht mit Reden, sondern mit Fußball spielen.
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